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Qualifikation Warum Chefs mit MBA ein Problem für Unternehmen sind

CEOs mit Businessabschluss bringen ihren Firmen keine Vorteile. Schlimmer noch: Eine neue Studie offenbart, dass sie ihren Unternehmen oft schaden.
aus Harvard Business manager 5/2023
Wird er irgendwann CEO? Dann sollte er besser keinen MBA oder BWL-Abschluss haben

Wird er irgendwann CEO? Dann sollte er besser keinen MBA oder BWL-Abschluss haben

Foto: Julian Stratenschulte / dpa / picture alliance

Wer CEO werden will, kann mit einem Master of Business Administration (MBA) oder zumindest einem Abschluss in BWL eigentlich nichts falsch machen. Den Weg nach oben erleichtert ein solches Businessstudium auf jeden Fall. Doch bringen CEOs mit solchen Abschlüssen ihren Unternehmen tatsächlich Vorteile? Dieser Frage sind drei Ökonomen um MIT-Professor Daron Acemoğlu mit einer Analyse  von Unternehmens- und Mitarbeiterdaten aus den USA  und Dänemark nachgegangen. Sie wollten insbesondere herausfinden, ob es sich für ein Unternehmen auszahlt, wenn ein CEO mit Businessstudium den Posten von einem Vorgänger ohne so ein Studium übernahm.

Ihre Ergebnisse sind für alle Fans von Business Schools ernüchternd: Die Forscher fanden keinerlei Belege dafür, dass CEOs mit MBA oder Abschluss in BWL dem Unternehmen Vorteile bringen: Sie verbesserten weder Umsatz noch Produktivität, Investitionen oder Exporte, verglichen mit dem unter dem Vorgänger erreichten Niveau. Zwei Faktoren jedoch sanken mit dem Amtsantritt eines oder einer CEO mit Businessabschluss signifikant: 1. die Höhe der Gehälter und 2. der Anteil der Gehälter am Gesamtumsatz. So verdienten die Beschäftigten fünf Jahre nach dem CEO-Wechsel 6 Prozent (USA) beziehungsweise 3 Prozent (Dänemark) weniger als zuvor. Der Anteil der Gehälter am Umsatz sank um 5 (USA) beziehungsweise 3 (Dänemark) Prozentpunkte.

Die Forscher betonen, dass dies keine Unternehmen mit sinkenden Umsätzen gewesen seien, die sich von CEOs mit Businessabschluss die Rettung erhofften. Auch fanden sie keinen Hinweis darauf, dass die neu ernannten Unternehmenschefs mit den Gehaltseinsparungen weitere Investitionen finanzieren wollten. "Es könnte sogar sein, dass solche Führungskräfte die langfristige Rentabilität beschädigen", sagt Daron Acemoğlu. "Zum Beispiel haben wir herausgefunden, dass höher qualifizierte Angestellte nach relativen Gehaltssenkungen mit größerer Wahrscheinlichkeit das Unternehmen verlassen."

Die Autoren haben Vermutungen, warum CEOs mit Businessabschluss so handeln. Viele Business Schools hätten intensiv Gewinnmaximierung und Kostensenkung propagiert – zumindest vor dem Jahr 2000, als die heutigen CEOs studierten. Zudem fehle Absolventen oft der Kontakt zu einfachen Beschäftigten. "Womöglich müssen wir die gesamte Business-School-Erfahrung neu denken", gibt Acemoğlu zu bedenken, "einschließlich der Art, wie Studierende Kontakte knüpfen, Netzwerke bilden und Erfahrungen sammeln."

Quelle: Daron Acemoğlu et al.: "Eclipse of Rent-Sharing: The Effects of Managers' Business Education on Wages and the Labor Share in the US and Denmark", National Bureau of Economic Research, Working Paper, März 2022

Ausgabe Mai 2023

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