Sie haben es geschafft Manager im neuen Bundestag

Die FDP ist draußen, die AfD auch. Trotzdem bilden Unternehmer und Manager im neuen Bundestag immer noch eine starke Gruppe. Das Gewicht der Konzernvertreter gegenüber den Mittelständlern wächst.
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Christian von Stetten sammelt schon einmal seine Truppen. Der Unternehmer aus Baden-Württemberg wurde am Dienstag als Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wiedergewählt, der dank der Wahlgewinne der Union jetzt 160 Mitglieder zählt - die Mehrheit der Fraktion. Nach dem Aus für die FDP sieht Stetten in seinem Kreis den "wichtigsten Vertreter im Parlament, der marktwirtschaftliche und ordnungspolitische Prinzipien hochhalten wird". Die größte Gruppe der Fraktion werde "noch deutlicher und stärker als in der letzten Legislaturperiode" Farbe bekennen.

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Während sich unter den Mittelständlern auch viele kleine Selbständige und Freiberufler tummeln, zählen die Unternehmer im engeren Sinn und Manager 58. Damit haben sie ihren Anteil von 9,2 Prozent aller Abgeordneten wider Erwarten gehalten - vor allem dank des starken Ergebnisses der Union, in der Unternehmer wie der bisherige Fraktionsvize Michael Fuchs eine große Rolle spielen. Sie wehren sich gegen Steuererhöhungspläne in einer möglichen Großen Koalition.

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Die Unionsfraktion hatte zwar acht Abgänge von Unternehmern gegenüber 2009 zu verzeichnen, konnte das aber mit 14 Neuen mehr als kompensieren. Zwei Mandatsinhaber, deren Sitze auf der Kippe standen, schafften die Wiederwahl: Sowohl der nordhessische Spediteur Bernd Siebert als auch der Wilhelmshavener Bauunternehmer Hans-Werner Kammer verpassten zwar jeweils knapp das Direktmandat im Wahlkreis, kamen aber über die Landeslisten in den Bundestag.

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In Kammers Nachbarschaft gelang Astrid Grotelüschen ein Comeback. Die 2010 wegen eines Niedriglohnskandals um ihren Putenmastbetrieb zurückgetretene CDU-Abgeordnete wurde erneut gewählt - mit wenigen hundert Stimmen Vorsprung gegenüber der SPD-Kandidatin im Wahlkreis Delmenhorst - Wesermarsch - Oldenburg-Land.

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Einer der Neulinge ist Mark Helfrich aus Schleswig-Holstein, der den Wahlkreis Steinburg deutlich gewann. Zugleich erlitten der CDU-Politiker und sein bisheriger Arbeitgeber am Sonntag eine Wahlniederlage. Nach dem Hamburger Volksentscheid soll die Stadt die Energienetze komplett übernehmen. Das wäre das Aus für den Gasnetzbetreiber Hamburg Netz GmbH, der mehrheitlich zu Eon gehört. Dort arbeitete Helfrich seit 2010 als Assistent der Geschäftsführung. Er ist einer von mehreren Managern mit Konzernerfahrung im neuen Bundestag, die in der vorigen Wahlperiode im Gegensatz zu mittelständischen Unternehmern noch eher rar waren.

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Andreas Nick aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur ging als Hochschullehrer der Frankfurt School of Finance ins Rennen. Zuvor machte er aber eine Karriere als Investmentbanker, von 2006 bis 2011 als M&A-Leiter der zwischenzeitlich von der Deutschen Bank übernommenen Privatbank Sal. Oppenheim. Mit ihm zieht Maik Beermann, Marktbereichsleiter der Sparkasse Nienburg, für die CDU ins Parlament. Als dritten Spartenvertreter treffen die Banker dort auf den CSUler Stefan Müller von der Volks- und Raiffeisenbank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach. Klar unterlegen war im Rhein-Erft-Kreis der SPD-Kandidat Dierk Timm, Prokurist der Commerzbank.

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Mathias Middelberg (im Bild links) siegte in Osnabrück. Der Rechtsanwalt und Bundestagsabgeordnete war früher Syndikus der PreussenElektra, dann Leiter der Unternehmensentwicklung der Mitteldeutschen Flughafen AG, später Beteiligungsmanager des Energieversorgers EWE. Als die CDU noch in Hannover regierte (im Hintergrund der Landeschef David McAllister), kümmerte sich Middelberg in der Staatskanzlei um das Aufsichtsratsmandat für Deutschlands größten Konzern Volkswagen.

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Helmut Nowak schaffte es zwar nicht, den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach von seinem Sitz in Leverkusen zu verdrängen. Der geschäftsführende Gesellschafter der Brillengestellfirma Meitzner & Meitzner kam aber trotzdem in den Bundestag. Bei dieser Wahl reichte dafür sogar Platz 44 auf der nordrhein-westfälischen Landesliste.

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In Berlin-Neukölln musste die CDU entgegen dem Bundestrend ein Mandat an die SPD abgeben. Die Direktkandidatin Christina Schwarzer war aber ebenfalls über die Landesliste abgesichert. Mit ihr bekommt die Immobilienbranche Sitz und Stimme. Sie arbeitet als Property Manager für Gewerbeimmobilien des internationalen Konzerns Jones Lang LaSalle.

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Schon zu den Veteranen im Parlament zählt Axel Knoerig, der erneut für die CDU in Diepholz-Nienburg gewann. Vor seiner Bundestagslaufbahn war er als Marketingfachmann im Zentralbereich des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom beschäftigt.

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Florian Oßner ist einer der neuen CSU-Abgeordneten. Der Direktkandidat aus Landshut arbeitet seit 2005 im Risikomanagement des US-Maschinenbaukonzerns Caterpillar.

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Carsten Müller aus Braunschweig hat als Bankkaufmann und Rechtsanwalt in verschiedenen mittelständischen Unternehmen als Geschäftsführer gearbeitet. Über die niedersächsische CDU-Liste kehrt er in den Bundestag zurück, dem er bereits von 2005 bis 2009 angehörte. Bislang ist er ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff). Möglicherweise ein Anknüpfungspunkt für eine Große Koalition ...

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... denn für die SPD zieht Nina Scheer ein, die Geschäftsführerin des Verbands Unternehmensgrün. Sie verpasste ihr Direktmandat im Kreis Herzogtum Lauenburg, gewann aber einen Sitz über Listenplatz 6 in Schleswig-Holstein, was 2009 noch nicht gereicht hätte. Dank des neuen Wahlrechts mit Ausgleichsmandaten für Überhangmandate der Union brachte die Nord-SPD sogar noch ihren Listenneunten ins Parlament, den Husumer Messeunternehmer Matthias Ilgen.

Foto: SPD
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Bisher war die gelernte Bankkauffrau Katja Mast aus Pforzheim (im Bild mit SPD-Kandidat Peer Steinbrück und Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück) die einzige in der sozialdemokratischen Fraktion mit Erfahrung im Konzernmanagement: als Referentin für Personalmanagement der Deutschen Bahn vor ihrem Eintritt in den Bundestag 2005. Jetzt hat sie gleich sechs neue Mitstreiter.

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Dafür sorgte vor allem das deutlich bessere Abschneiden der SPD in Bayern. Florian Post verpasste zwar wie alle Sozialdemokraten im Freistaat das Direktmandat in München-Nord, Listenplatz 17 reichte aber. Post war zuletzt Manager für Energiepolitik der Stadtwerke München und stärkt nun die Präsenz der Versorger im Parlament.

Foto: SPD
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Gleich hinter Post auf Listenplatz 18 schaffte es Martina Stamm-Fibich aus Möhrendorf nahe Erlangen, die ihren Beruf als Marketing- und Kommunikationsmanagerin angibt, seit Jahren in der Medizintechniksparte von Siemens. Der Mischkonzern ist damit im Bundestag vertreten, wenn auch in Gestalt einer zuletzt freigestellten Betriebsrätin.

Foto: SPD
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Die beiden kleinen Parteien verzeichneten weder Zu- noch Abgänge von Managern oder Unternehmen. Für die Grünen verteidigte Thomas Gambke aus Bayern sein Listenmandat, der als Manager im Glaskonzern Schott Karriere machte und anschließend einen Betriebsteil ausgründete, ebenso wie der Niedersachse Sven-Christian Kindler, der 2007 als Controller in einer Tochter des Maschinenbaukonzerns Bosch anfing. Beides sind Stiftungskonzerne.

Foto: Bündnis 90 / Die Grünen
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Auch die Linke behält ein Unternehmerduo aus dem niedersächsischen Spitzenkandidaten Diether Dehm, Inhaber eines Musikverlags, und dem in Sachsen angetretenen Ökonom Axel Troost, der ein eigenes Wirtschaftsforschungsinstitut betreibt. In den vier Bundestagsfraktionen ist die Präsenz von Unternehmern und Managern also gestiegen. Zugleich jedoch ...

Foto: Philipp Schulze/ dpa
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... hat die FDP 15 Unternehmer mit in die außerparlamentarische Opposition genommen. Für einige von ihnen wie den bisherigen Bundestagsvizepräsidenten Hermann Otto Solms war das Aus schon vor der Wahl absehbar. Seine Partei hatte den Steuerexperten, der schon 1980 als Computerunternehmer ins Parlament gekommen war, auf den auch ohne 5-Prozent-Hürde aussichtslosen hessischen Listenplatz 39 gesetzt. Nach seinem letzten Tag im Plenum freute sich der verhinderte Finanzminister, noch einmal "hervorragende Rhetoriker" wie Gregor Gysi oder Wolfgang Schäuble erleben zu dürfen.

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