Türkei Kampf um die Macht

Die türkischen Streitkräfte haben am Freitagabend gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan geputscht - und nach eigenen Angaben vollständig die Macht übernommen. Hier sind Soldaten in Istanbul zu sehen.

Mit dem Putsch sollten unter anderem die verfassungsmäßige Ordnung, die Demokratie und die Menschenrechte wiederhergestellt werden, teilte das Militär nach Angaben der privaten Nachrichtenagentur DHA mit.

Nachrichtenagenturen melden, das beide Brücken über den Bosporus teilweise gesperrt sind.

Bosporus-Brücke in Istanbul: "Das ist ein Angriff gegen die türkische Demokratie", heißt es es aus dem Präsidialamt. Das türkische Militär hat in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung das Kriegsrecht und eine Ausgangssperre für die Türkei verkündet.

Soldaten auf der asiatischen Seite Istanbuls: Nach Angaben aus Kreisen des Präsidialamtes ist Erdogan nicht abgesetzt. "Der demokratisch gewählte Präsident der Türkei und die Regierung sind an der Macht", hieß es.

Die Brücken sind wichtige Verkehrsrouten für die Millionenstadt Istanbul.

Bewaffnete Sicherheitskräften patrouillieren in den Straßen Istanbuls. Das Militär hat seit 1960 bereits drei Mal gegen die Zivilregierung geputscht.

In der türkischen Hauptstadt Ankara patrouilliert die Polizei in der Nähe des Armee-Hauptquartiers. Augenzeugen berichten, Kampfjets würden im Tiefflug über die Stadt fliegen.

Nach Informationen von Reuters sind in Ankara Schüsse zu hören, Hubschrauber kreisen über der Stadt.

Ministerpräsident Binali Yildirim hatte kurz zuvor gesagt, es sei verfrüht, von einem Putsch zu sprechen. "Dieser Versuch wird nicht erlaubt werden." Yildirim kündigte an, die Hintermänner "werden den höchsten Preis bezahlen".

Erdogan spricht in einem live übertragenen Telefonanruf beim Sender CNN Türk vom Putschversuch einer Minderheit innerhalb des Militärs. Auf diesen werde die nötige Antwort gegeben.

Während des Anrufs sagt Erdogan: "Ich rufe unser Volk auf, sich auf den Plätzen und am Flughafen zu versammeln. Sollen sie (die Putschisten) mit ihren Panzern und ihren Kanonen machen, was sie wollen."

Unterstützer von Erdogan kommen am späten Abend dem Aufruf nach und protestierten auf Istanbuls Taksim-Platz.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtet, die Menge habe unter anderem "Gott ist groß" und "Nein zum Putsch" gerufen.

In Istanbul nimmt die Armee Unbekannte fest.