Elektroauto-Fabrik in Brandenburg So sieht es auf Teslas größter Europa-Baustelle aus

Die erste wichtige Abzweigung für sein geplantes Batterie- und Autowerk in Brandenburg hat der Elektroautohersteller Tesla genommen: Der Finanzausschuss des Brandenburger Landtags hat den Kaufvertrag für das Gelände der geplanten Fabrik des US-Elektroautoherstellers Tesla gebilligt. Rund 41 Millionen Euro wird Tesla für sein neues Industriegelände am Rande von Freienbrink in der Gemeinde Grünheide bezahlen. Teslas Grundstück ist hier am Waldrand zu erkennen.

Teslas künftiger Baugrund beginnt hinter der hier abgebildeten, quer verlaufenden Bundesstraße L38 und wird links durch die Autobahn A10 begrenzt. Das Werk kann dadurch problemlos seine eigene Autobahnabfahrt bekommen - die ist bereits vorhanden. Allerdings muss der US-Elektroautohersteller erst noch ordentlich roden lassen. Das insgesamt 300 Hektar große Gelände ist nämlich aktuell Großteils mit Nadelwald bewachsen.

Eingezäunt ist das Gelände nur auf einem kleinen Teil. Die ersten Arbeiten laufen bereits, Tesla hat auch einen Antrag für eine vorzeitige Teilrodung des Geländes gestellt. Noch wird der Antrag vom brandenburgischen Umweltministerium geprüft, dürfte aber durchgehen. Denn für Tesla drängt die Zeit, weil die Rodung von zunächst 90 Hektar Wald vor Beginn der Vegetationsperiode Mitte März abgeschlossen sein muss.

Bereits jetzt legen Arbeiter einen Zugangsweg für Lkws zu dem Gelände an und fällen dafür Bäume.

Der Minenräumdienst hat das Gelände bereits nach möglichen Weltkriegsbomben abgesucht, offenbar ist das Grundstück - das seit Jahren als Industriegelände gedacht ist - frei von gefährlichen Kriegsrückständen.

Das Gebiet für die Erstrodung von 90 Hektar Wald ist bereits abgesteckt, wie unser Besuch vor Ort ergab. Bis 2021 will Tesla hier den ersten Bauabschnitt seines Batterie- und Autowerks fertigstellen. Das Werk soll im Juli 2021 in Betrieb gehen und die ersten Autos produzieren . Gefertigt werden in Brandenburg zunächst die Elektrolimousine Model 3 und der Kompakt-SUV Model Y - sowie "künftige Modelle".

Auf dem Gelände befindet sich auch eine alte Bahntrasse, die allerdings noch auf die Weichenstellung Richtung Elektroauto-Neuzeit wartet. Auch die Gleisanlagen wird Tesla wohl überholen müssen - schließlich sollen täglich sechs Güterzüge das Werk mit neuen Autos verlassen. Das ergibt sich unter anderem aus dem Antrag auf die Baugenehmigung, die nun an vier Orten in Brandenburg öffentlich ausliegt.

Bebaut wird laut Teslas Antrag zur Baugenehmigung zunächst nur ein Teil des Geländes, wie auf diesem aus den Antrag abfotografierten Plan ersichtlich ist. Die "Gigafactory Berlin" startet zunächst mit einem 744 Meter langen und 312 Meter breiten Gebäude, dessen Rohbau alleine 650 Millionen Euro kosten soll. Platz wäre noch für drei weitere, in etwa gleich große Gebäude und ein rechteckiges, etwas kleineres Gebäude vor dem Logistikbereich oben rechts.

Aus Teslas Antrag auf die Baugenehmigung lassen sich noch weitere spannende Details herauslesen. So plant der Elektroautobauer zumindest in der ersten Bauphase kein Dach mit Solarzellen zur Stromerzeugung ein. Stattdessen will Tesla viel elektrische Energie zukaufen und sogar auf dem Gelände ein eigenes Gaskraftwerk errichten. Supergrün ist das nicht.

Zumindest bis Mitte 2021 wird Tesla in Brandenburg auch keine eigenen Lithium-Ionen-Zellen herstellen, sondern nur angelieferte Zellen zu Batteriepacks verarbeiten. So steht es in den öffentlich ausliegenden Unterlagen, die fünf Aktenordner füllen. Tesla selbst will sich auf Nachfrage aktuell nicht zur "Gigafactory 4" äußern, wie der Autobauer seine Fabrik nennt.

Im Rathaus von Grünheide liegen die Unterlagen noch bis Anfang Februar zur öffentlichen Einsicht aus. Bewohner des Umlandes äußern erste Bedenken bezüglich Grundwasser und Emissionen, heißt es im Rathaus. Doch Tesla verspricht für das Werk auch 12.000 Jobs - auch wenn das Batterie- und Autowerk zumindest zum Start nicht ganz so nachhaltig und "giga" werden dürfte wie es der Elektroauto-Bauer gerne darstellt.