Ranking Die 10 wichtigsten Yacht-Staaten

Platz 10: Großbritannien
Anders als aktive Staatsyachten darf hier jedermann an Bord und eine interessante Erfahrung machen: So kleinkariert wohnte man an Bord bei Königs? John Brown & Company
baute die 126 Meter lange "Britannia" als potenzielles Hospitalschiff und Rückzugsort der königlichen Familie im Falle eines nuklearen Krieges. Im Januar 1954 stellte das UK sie in Dienst, mit einer Inneneinrichtung, weit weg von Glanz und Gloria, eher bescheiden im Stil der Zeit. "Britannia" unternahm 696 Auslandsbesuche, oft mit Queen Elizabeth II. an Bord, zuweilen als Vorhut für die fliegende Königin. Im Dezember 1997 stellte das UK "Britannia" außer Dienst, im Beisein der Queen, die öffentlich Tränen vergoss. Die Yacht liegt heute bei Edinburgh als Mittel- und Höhepunkt eines modernen Besucherzentrums. Die Konservativen nahmen einen Neubau in ihr Wahlprogramm auf, den ein Labour-Sieg vereitelte. 30 Millionen Euro Unterhalt jährlich wollte die Queen nicht selbst tragen.

Platz 9: Norwegen
Nach dem Ausscheiden der "Britannia" aus ihrem aktiven Dienst fahren "Norge" (Foto) und die dänische "Dannebrog" (siehe nächstes Bild) als letzte Yachten für europäische Monarchen. Camper & Nicholsons legte den Kiel 1936 in Gosport als Privatyacht "Philante". 1947 konnte Norwegen sie nach einer Spendenaktion für das Königshaus des marinebegeisterten Haakon VII. erwerben. Nach einem Umbau der im Krieg als englischer Hilfskreuzer genutzten Yacht ging sie als "Norge" 1948 in Dienst. Haakon VII. nutzte sie intensiv. Sein Sohn König Olav übernahm und modernisierte sie. 1985 zerstörte ein Brand bei Schweißarbeiten die Yacht bis auf den Rumpf. Olav ließ sie nach altem Vorbild, aber modernisiert, wiederherstellen. Nach dem Tod Olavs übernahm sein Sohn Harald, ein begeisterter
Segler, die 80,25 Meter und nutzt sie bis heute.

Platz 8: Dänemark
Mit der Kiellegung 1931 darf "Dannebrog" auf dem Thron der Ältesten ihrer Art festmachen. Königin Alexandrine taufte den klassischen Riss mit Klipperbug und langem achterlichen Überhang als dänische Staatsyacht in jenem Jahr auf der Orlogsværftet in Kopenhagen. "Dannebrog" löste damals einen gleichnamigen Raddampfer mit Baujahr 1879 ab: sparsame Dänen. Mit einer Reichweite von 3600 Meilen unternimmt sie größere Reisen und dient dabei Königin Margrethe und ihrer Familie als offizielle und private Residenz, besonders auch für Fahrten in heimischen Gewässern. Daneben steht sie im Dienst der dänischen Marine. Die Crew besteht aus Berufs- und Zeitsoldaten sowie Wehrpflichtigen. Den genieteten Stahlrumpf von 78,43 Metern Länge treiben nach einem Refit 1982 zwei Dieselmotoren von je 870 PS an, mit denen er gut 13 Knoten erreicht. "Dannebrog" legte seit ihrer Jungfernfahrt 1932 über 400.000 stolze Meilen zurück.

Platz 7: Katar
Der achte Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani,
orderte die 19 Knoten schnellen 123 Meter bei Lürssen. Die Bremer bauten das H2-Design unter dem Decknamen "Jupiter". Seit 2017 nutzt der Emir mit "Al Lusail" eine Konstruktion,
wie sie für den Gebrauch im Mittleren Orient typisch und praktisch ist: Die Londoner von H2 zeichneten ein kurvenreiches Styling, auf den Decks geringe Freiflächen und dafür große
klimatisierte Volumina samt einem Atrium über mehrere Decks im Zentrum. Der Emir kann auf Reisen bis zu 36 Gäste an Bord nehmen. Das Interior für die 8500 Grosstons gestaltete
March & White, Designer mit Büros in London, New York und Los Angeles. Heimathafen wird die Retortenstadt Lusail
mit Lagunen, verbindenden Kanälen und vorgelagerten Inseln sein. Sie ist noch im Bau, neben der Katar-Hauptstadt Doha.

Platz 6: Bahrain
Das klang damals mutig und voller Selbstvertrauen: MiPos
nannte Lürssen Ende der Neunzigerjahre ein Projekt auf Rechnung des saudischen Königshauses. Mission Possible. Ganze
140 Meter sollten für Sultan ibn Abd al-Aziz entstehen, für die Lürssen zu jener Zeit keinen Platz hatte. Howaldtswerke-
Deutsche Werft in Kiel stellte darum Segmente her. Lürssen vollendete das damals mehr als erstaunliche Projekt 1999. Terence Disdale war für das Exterior- und das Ausstattungsdesign verantwortlich. Mit der Kleinarbeit waren mehrere Konstruktionsbüros
beschäftigt, so mancher Mitarbeiter zum ersten Mal in der Yachtwelt. Auf die genau 139,28 Meter Länge darf der Eigner 40 Gäste einladen, also einen Teil der Familie. Mit
Eigner-, Gäste-, Staff- und Crewbereichen bietet "Al Salamah" auf allen Decks 12 000 Quadratmeter mit vier Galleys, einer
Bäckerei und drei Krankenstationen. In der Lazarette parken mehrere Autos. Eigner heute: Bahrain. Refit bei Lürssen: 2006.

Platz 5: Äquatorialguinea
Die internationale Presse schreibt: "Sohn eines afrikanischen Diktators ordert Luxusyacht
für 236 Millionen Pfund" (The Telegraph,
Februar 2011). "Niederländische Regierung legt
100-Millionen-Dollar-Yacht an die Kette. Eigner angeblich Sohn eines afrikanischen Diktators" (Forbes, Dezember 2016; bei der Yacht ging es um "Ebony Shine", 76 Meter, Foto). "Er vergnügte sich mit zwei Yachten im Wert von zusammen 250 Millionen US-Dollar" (Washington Post, Juni 2017, vor einem Korruptionsprozess in Frankreich). "Äquatorialguinea versucht, die Yacht 'Ebony Shine' des Staatschefs für sich zu retten. Zum Besitz gehört seit 2015 auch ...

... "Ice" (Maritime Executive, März 2017; "Ice" misst 90 Meter). Der Diktator ist Teodoro Obiang, nach einem blutigen Putsch seit 1979 an der Macht. Äquatorialguinea ist an der Küste reich an Erdölvorkommen. Land und Bevölkerung jedoch sind arm: 0,59 auf dem UN-Index für menschliche Entwicklung (Deutschland 0,93, USA 0,92).

Platz 4: Saudi-Arabien
Auch Khaled bin Sultan gehört zu den Prinzen Saudi-Arabiens, also zum Staat im weiteren Sinne. In der Welt der Yachten ist der ehemalige Verteidigungsminister als Eigner der Goldenen
Flotte bestens bekannt. Sie wuchs 2015 noch einmal an Länge mit der jüngsten "Golden Odyssey", mit der Khaled sich um 43 Meter gegenüber der "Golden Odyssey II" (heute ¿Grand Ocean¿, 1990 bei Blohm + Voss) auf 123 Meter verlängerte. Lürssen baute mit ihr ein Design von Martin Francis. Bereits mit der alten "Odyssey" war Khaled
bin Sultan auf Forschungsreisen gegangen. Ein Pool erlaubt Blicke in ein Aquarium. Für Tauchequipment und Tender hatte er sich 1995 dann die "Golden Shadow" bauen lassen, die der ¿Odyssey¿ als Schatten folgte. Auch diesen ersten Supporter der Yachtgeschichte gestaltete Martin Francis.

Platz 3: Oman
Die 155 Meter lange "Al Said" lieferte Lürssen 2008 an das Sultanat Oman. Der kleine Staat ist so verständnisvoll, die große Yacht seinem Herrscher zur Verfügung zu stellen. Dank der Größe und der Anzahl der Unterkünfte
kann Platz 6 des Boote-Exclusiv-Top 200-Rankings einen guten Teil der Großfamilie des Sultans an Bord aufnehmen: 65 Gäste, um die sich 150 Köpfe Crew kümmern. Bereits seine frühere "Al Said" ließ der Sultan von einem Tender begleiten, von "Fulk Al Salamah". Sie diente auch als Truppentransporter. Auch "Fulk", 1987 auf der Bremer Vulkan fertiggestellt, ersetzte der Sultan mit einer Nachfolgerin gleichen Namens. 2016 übergab die Genueser Mariotti-Werft Oman den 164 Meter langen Platz 2 der Top-200-Rangliste.
Die neue "Fulk", ein Achtdecker mit Kreuzfahrt-Touch und einem Interior von Dölker + Voges, transportiert unter großem Helideck eine Crew von 300 Köpfen und eine Autosammlung.

Platz 2: Vereinigte Arabische Emirate
Die Union VAE vereinigt sieben Emirate. Einige ihrer Herrscher leisten
sich Gigayachten. "Dubawi" aus
Dubai (91 Meter, 1989 bei Fincantieri) unterhielt bis 2008 Kreuzfahrtgäste als "Leisure World I" im Mittelmeer.

"YAS" (hier im Bild, 141 Meter, Baujahr 1978) diente der niederländischen Marine, bis Scheich Hamdan bin Zayed Al Nahyan sie 2011 bis 2015 auf der Werft Abu Dhabi Mar mit Kompositaufbauten zivilisierte.

"Quattroelle" (86 Meter, 2013 bei Lürssen) gehörte vor ihrem Verkauf nach Dubai einem Kanadier, der sich nach einem Jahr von dem Nuvolari-Lenard-Design trennte. Der Name verdankt sich der vier Ls am Bug: Love, Life, Liberty, Luxury.

Der Präsident der VAE, Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan, führt mit "Azzam" (180 Meter) die Top-200-Rangliste an. Heimathafen: Abu Dhabi.

"Dubai" (163 Meter, 2006 bei Platinum Yachts, Hamburg und Dubai) erwarb Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum 2001 als Rohbau von Blohm + Voss. Der Sultan von Brunei hatte das dort 1995 gestartete Projekt aufgeben müssen. Platinum vollendete es im Heimathafen Dubai.

Platz 1: Saudi-Arabien
Drei Namen spielen wichtige Rollen in der exklusiven Riege der größten Yachten: "Topaz" (2012 bei Lürssen), mit 147
Metern auf Platz 7 des Boote-Exclusiv-Top-200-Rankings, ...

... "Serene" (2010 bei Fincantieri), mit 134 Metern auf Platz 16, und ...

... die vergleichsweise kleine Pegasus VIII (2003 bei Royal Denship als "Princess Mariana"), mit 78,60 Metern auf Platz 118. Eigner und Kronprinz Mohammed bin Salman geht aus Sicherheitsgründen auf "Serene" an Bord. Die größere "Topaz" steht ihm erst seit gut einem Jahr zur Verfügung. Sie gehörte bis dahin Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate in Abu Dhabi. Und das kam so: Nachbarn können einander oft nicht leiden. So geht es auch dem Saudi-Arabien-Herrscher bin Salman und dem VAE-Herrscher bin Zayed: Sie mögen den Emir von Katar nicht ("Al Lusail", Platz 7 der Staatsyachten). Aber alle drei legen ihre Petrodollars nicht nur gern in Yachten, sondern auch in stabilen Wertanlagen an, zum Beispiel in Kunstwerken. Sie bieten darum auf Auktionen, auch mit Strohmännern, Ende 2017 für Leonardo da Vincis "Salvator Mundi" bei Christies. Salman und Zayed trieben den Preis schwindelerregend hoch, weil sie jeweils hinter dem anderen Bieter den Emir von Katar vermuteten, der das Bild bereits für 80 Millionen abgelehnt hatte, was beide nicht wussten. Der Salvator ging für 450 Millionen US-Dollar an bin Salman. Der musste sich aus seinem Umfeld anhören, das Motiv sei zu christlich. Bin Zayed war nicht dieser Meinung. Er tauschte "Topaz" gegen den Leonardo ein.

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