Joint-Ventures der Autohersteller Das sind die China-Partner der deutschen Autobauer

Im vergangenen Jahr hat der Volkswagen-Konzern in China 4,2 Millionen Autos verkauft, China ist längst der wichtigste Einzelmarkt für den Volkswagen-Konzern - vier Millionen davon wurden vor Ort in den Werken der beiden wichtigsten VW-Partner produziert. Seit 1984 betreibt Volkswagen ein Joint Venture mit dem staatlichen Autohersteller Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC).

An dem Gemeinschaftsunternehmen SAIC Volkswagen halten die Wolfsburger insgesamt 50 Prozent, es umfasst mittlerweile sieben Produktionsstandorte. Produziert werden dort Modelle der Marken VW und Skoda. Das Stammwerk in Anting bei Shanghai (im Bild) wird gerade um ein neues Werk erweitert, in dem ab 2020 auch die neuen Elektro-Volkswagen vom Band rollen sollen.

Zweiter VW-Konzernpartner in China ist der ebenfalls im Staatbesitz befindliche, nordchinesische Hersteller First Auto Works (FAW). Das Joint-Venture FAW-Volkswagen, an dem die Wolfsburger ebenfalls 50 Prozent halten, besteht seit 1991 und umfasst drei große Fahrzeugwerke, in denen VW- und Audi-Modelle produziert werden.

Zwei weitere FAW-VW-Werke sind im Bau, im FAW-Standort in Foshan soll die Produktionskapazität nun auf 600.000 Autos verdoppelt werden - und nach und nach auch Elektro-Pkw gefertigt werden. Da die Joint- Venture-Verträge langfristig abgeschlossen wurden, kann Volkswagen aktuell seine Anteile an den Joint-Ventures nicht in Richtung Mehrheitsanteil aufstocken.

Für die Wolfsburger ist China seit Jahren der wichtigste Einzelmarkt, der für fast 40 Prozent aller weltweit verkauften Fahrzeuge steht. Geleitet wird das Geschäft von einem eigenen Vorstand, Jochem Heizmann (im Bild), der seit September 2012 im Amt ist.

Ende 2017 haben sich die Wolfsburger noch einen dritten Joint-Venture-Partner gesucht: Mit dem kleineren, ebenfalls staatlich gelenkten Autobauer JAC (Anhui Jianghuai Automobile) entwickelt Volkswagen unter der gemeinsamen, neuen Marke Sol Elektroautos für China. Das erste Modell, ein kleiner Elektro-SUV, kam vor wenigen Wochen auf den Markt.

Daimler verkaufte im vergangenen Jahr rund 590.000 Mercedes-Pkw in China, weltweit waren es zuletzt 2,3 Millionen - China steht somit für ein Viertel aller Mercedes-Verkäufe. Wichtigster Kooperationspartner der Schwaben im Reich der Mitte ist der staatliche Autokonzern BAIC (Beijing Automotive Industry Holding).

Ihr Joint-Venture BBAC (Beijing Benz Automotive Co.) wurde 2005 gegründet, Daimler hält 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen und mittlerweile auch 12 Prozent an BAIC Motors. Laut dem Geschäftsbericht 2017 wurden mehr als zwei Drittel der in China verkauften Mercedes-Pkw lokal in den gemeinsamen BBAC-Werken produziert

Daimler kooperiert in China zudem mit einem weiteren Autohersteller: Dem chinesischen Elektroauto- und Batteriespezialisten BYD. Bereits 2011 vereinbarten beide Unternehmen eine Zusammenarbeit bei Elektroautos, seit 2014 verkaufen BYD und Daimler ein gemeinsam entwickeltes E-Mobil unter der Marke Denza (im Bild) - mit mäßigem Verkaufserfolg.

Mit dem neuen chinesischen Daimler-Großaktionär Li Shufu (im Bild), dem Gründer und Chef des privaten chinesischen Autobauers Geely, stoßen die Schwaben nun ein weiteres, klein dimensioniertes Gemeinschaftsunternehmen an. Sie wollen im kommenden Jahr ein gleichberechtiges Joint-Venture für Luxusfahrdienste starten. Verantwortlich für Daimlers Aktivitäten im Reich der Mitte ist Hubertus Troska. Er ist als China-Vorstand seit Ende 2012 im Amt, sein Vertrag läuft noch bis Ende 2020.

Im vergangenen Jahr hat BMW in China rund 560.000 Fahrzeuge verkauft, weltweit waren es 2,1 Millionen BMW-Pkw. Der Einzelmarkt China steht also auch bei BMW für mehr als ein Viertel des Welt-Absatzes. Die Bayern haben sich in China mit dem staatlichen Autohersteller Brilliance zusammengetan.

Seit 2003 produziert Brilliance BMW-Fahrzeuge in China. Noch hält BMW 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen BBA (BMW Brilliance Automotive). Als erster ausländischer Autohersteller wird BMW seinen Anteil am Joint-Venture aber schrittweise auf 75 Prozent aufstocken und damit die Mehrheit halten. BBAC betreibt aktuell zwei große Werke in China, in denen im vergangenen Jahr rund 400.000 Fahrzeuge vom Band liefen. Im ersten Halbjahr lieferte BBA etwas über 70 Prozent aller von BMW in China verkauften Fahrzeuge aus.

Gemeinsam mit Brilliance hat sich BMW auch an Elektroautos für den chinesischen Markt versucht. Die unter dem Markennamen Zinoro verkauften Stromer (im Bild der Elektro-SUV Zinoro 1E) waren aber bislang Ladenhüter. Für die E-Auto-Produktion setzt BMW deshalb nun auf einen weiteren chinesischen Partner:

Im Juli 2018 besiegelte BMW eine Partnerschaft mit dem privat geführten Autohersteller Great Wall Motors. Die Bayern gründen dafür ein Joint-Venture, das künftig Elektro-Minis in China bauen soll. Einen eigenen China-Vorstand hat BMW bislang nicht: Das Geschäft im Reich der Mitte verantworte seit März 2018 Jochen Goller als Leiter der BMW Group Region China.