Rekordjagd beendet Die fetten Jahre der Autobranche sind vorbei














Acht Jahre ging es für die Autohersteller und Zulieferer weltweit nach oben: Der Markt in China wuchs und wuchs, auch in den USA und Europa legten die Pkw-Verkäufe zu. Doch die goldenen Zeiten sind nun vorüber, wie der "Global Automotive Outlook 2019" der Unternehmensberatung AlixPartners zeigt. Auf die Branche komme sogar eine mehrjährige "Margenwüste" zu, heißt es darin.
2019 wird die weltweite Automobilindustrie von Wachstum auf Stagnation zurückschalten, und diese Phase wird etwas andauern. "In den nächsten zwei bis drei Jahren erwartet die Autobranche ein flacher bis rückgängiger Markt", erläuterte Elmar Kades, Managing Director von AlixPartners, gegenüber manager-magazin.de. "Der Haupttreiber des Rückgangs ist China, dort ging es überproportional nach unten", so Kades.
Parallel dazu muss die Branche sehr hohe Investitionen für Vernetzung, Sharing, Elektroautos und autonomes Fahren schultern: Weltweit werden die Autohersteller in den kommenden fünf Jahren gut 245 Milliarden Euro in diese Themen investieren. Gut vier Fünftel dieser Investitionen, also rund 202 Milliarden Euro, entfallen dabei auf den Umbau in Richtung Elektroantriebe. "Das führt automatisch zu einem Margenverfall in der Automobilindustrie," meint Kades.
"Die Margen werden nicht schnell wieder zurückkommen", warnt zudem Kades' Kollege Jens Haas, einer der Mitautoren der Studie. Denn das Investitionsvolumen bleibt hoch, auch wenn der Markt zurückkommt. Und Elektromodelle werden auch in den kommenden Jahren deutlich geringere Gewinne einbringen als ihre Verbrennerbrüder. "Die Stückzahlen sind noch viel zu niedrig", meint Haas, "die Investitionen können sie kurzfristig deshalb gar nicht reinbekommen."
Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte großteils ignorieren, wie es etwa Fiat Chrysler aus Kostengründen lange getan hat, klappt nicht mehr. Die Umstellung auf Elektromotoren ist in der Branche nun "unumkehrbar", meint Kades. Dass deutsche Politiker nun die Ladeinfrastruktur ausbauen wollen, ist laut der Studie dringend vonnöten. Denn die Lademöglichkeiten hinken überall noch hinterher.
Aktuell sind die Kosten für ein rein batteriegetriebenes Fahrzeug noch 2,5 Mal so hoch wie für ein Modell mit Verbrennungsmotor, haben die Berater analysiert. Doch diese große Lücke wird sich bald schließen, auch bedingt durch höhere Kosten durch Gesetzesvorgaben für Verbrenner. Ab dem Jahr 2023, so prognostiziert AlixPartners, werden die Kosten für eine Batterie je KWh auf unter 100 Dollar fallen, aktuell liegen sie noch bei rund 170 Dollar.
Die Unternehmensberatung AlixPartners gilt als Spezialist für Kostensenkungs- und Restrukturierungsprogramme. Die Berater haben für ihre Studie Erfahrungen aus ihren Projekten bei Autoherstellern und Zulieferern verarbeitet, Marktinformationen ausgewertet und Gespräche mit Topmanagern geführt - für einen "Rundumblick" in der Branche. Dem von Rudolf Diesel (im Bild) erfundenen Selbstzünder-Motor ...
... sagen die Berater einen beschleunigten Tod als Pkw-Antriebsaggregat voraus. Der Dieselmotor sei ausschließlich in Europa populär, wird aber im kommenden Jahrzehnt zunehmend zum Nischenaggregat. Im Jahr 2030 werde europaweit nur noch jeder zehnte Neuwagen einen Dieselmotor unter der Haube haben. In den Hoch-Zeiten des Selbstzünders war in Frankreich und Deutschland jeder zweite verkaufte Pkw ein Diesel. Ein Grund für den schnellen Abschied vom Diesel ist auch, dass Ausgaben für neue Selbstzünder-Aggregate ausbleiben. Denn ...
... Autohersteller müssen nun in Elektroantriebe investieren, die Entwicklung von neuen Dieselmotor-Generationen für den Massenmarkt können sie sich aktuell schlicht nicht leisten. Dem Diesel bleibt so wohl nur eine Rolle in den oberen Segmenten des Pkw-Marktes, wo die steigenden Kosten für Abgasreinigungsanlagen leichter aufgefangen werden können.
Den Herstellern macht das Wegbrechen des Diesels in Europa auch auf einer anderen Front zu schaffen: Sie dürften dadurch die CO2-Flottenvorgaben der EU ab 2021 zum Teil verfehlen, wenn sie nicht sehr schnell viele elektrifizierte Autos in den Markt bringen. Dem Volkswagen-Konzern etwa drohen Strafzahlungen von bis zu 1,8 Milliarden Euro pro Jahr. Einzig Volvo, Toyota und Renault-Nissan halten nach aktuellem Stand die CO2-Flottenziele ein.
Im weltgrößten Automarkt China halten die Berater einen deutlichen Einbruch 2019 mit einer graduellen Erholung danach für das wahrscheinlichste Szenario. Allerdings dürfte es in dem Land bei mehreren internationalen Herstellern zu Werksschließungen oder -verkleinerungen kommen. Die Auslastung der chinesischen Werke von Ford, PSA, Renault und Fiat etwa war 2018 weit unterhalb des noch profitablen Niveaus von 70 Prozent.
Ein Marktsegment in China boomt aber trotz der Absatzrückgänge weiter, heißt es in der Studie. Bei Elektroauto-Herstellern (im Bild das Modell P7 des chinesischen E-Start-ups Xpeng) herrsche aktuell "Goldgräberstimmung", konstatiert Kades. Da werde es aber bald zu einer Marktbereinigung kommen.
"Es gibt in China mehr als 50 Start-ups für elektrisch angetriebene New Energy Vehicles (im Bild ein Fahrzeug der chinesischen Elektroauto-Marke Weltmeister). Die können nicht alle überleben" sagt Kades. Wer dabei übrigbleibt, dürfte aber auch - anders als bei Verbrennungsmotoren - weltweit eine Rolle spielen. Ein chinesisches "Weltauto" werde sicherlich elektrisch fahren, meinen die Unternehmensberater.
Stagnierende Märkte und fallende Margen, Handelsunsicherheiten und hohe Ausgaben für neue Technologien: Diese schwierigen Rahmenbedingungen werden nicht alle Hersteller und Zulieferer meistern können, meinen die Berater. Sie rechnen für die kommenden Jahre mit größeren Fusionen bei Herstellern und Zulieferern - und wohl auch mit hoher Nachfrage für ihre Beratungsleistungen.
Acht Jahre ging es für die Autohersteller und Zulieferer weltweit nach oben: Der Markt in China wuchs und wuchs, auch in den USA und Europa legten die Pkw-Verkäufe zu. Doch die goldenen Zeiten sind nun vorüber, wie der "Global Automotive Outlook 2019" der Unternehmensberatung AlixPartners zeigt. Auf die Branche komme sogar eine mehrjährige "Margenwüste" zu, heißt es darin.
Foto: Fabian Bimmer/ REUTERS2019 wird die weltweite Automobilindustrie von Wachstum auf Stagnation zurückschalten, und diese Phase wird etwas andauern. "In den nächsten zwei bis drei Jahren erwartet die Autobranche ein flacher bis rückgängiger Markt", erläuterte Elmar Kades, Managing Director von AlixPartners, gegenüber manager-magazin.de. "Der Haupttreiber des Rückgangs ist China, dort ging es überproportional nach unten", so Kades.
Foto: Damir Sagolj/ REUTERSDie Elektrifizierung der Fahrzeugflotte großteils ignorieren, wie es etwa Fiat Chrysler aus Kostengründen lange getan hat, klappt nicht mehr. Die Umstellung auf Elektromotoren ist in der Branche nun "unumkehrbar", meint Kades. Dass deutsche Politiker nun die Ladeinfrastruktur ausbauen wollen, ist laut der Studie dringend vonnöten. Denn die Lademöglichkeiten hinken überall noch hinterher.
Foto: Sina Schuldt/ picture alliance / Sina Schuldt/dpaStagnierende Märkte und fallende Margen, Handelsunsicherheiten und hohe Ausgaben für neue Technologien: Diese schwierigen Rahmenbedingungen werden nicht alle Hersteller und Zulieferer meistern können, meinen die Berater. Sie rechnen für die kommenden Jahre mit größeren Fusionen bei Herstellern und Zulieferern - und wohl auch mit hoher Nachfrage für ihre Beratungsleistungen.
Foto: Ansa/ picture-alliance / dpa/dpaweb