Kandidaten-Schau Mögliche Nachfolger Mehdorns

Norbert Bensel: Der 61-Jährige ist im Vorstand von DB Mobility Logistics und leitet das Gütertransportgeschäft bei der Bahn. Zuvor war er Personalvorstand. Für ihn spricht, dass er die Deutsche Bahn seit Jahren von innen kennt. Bensel gilt jedoch intern als nicht besonders führungsstark und als SPD-nah. Es ist unwahrscheinlich, dass die Unionsparteien und die FDP, die auf den Wahlsieg spekulieren, auf Dauer mit einem solchen Bahnchef leben möchten. Außerdem hält sich unter Gewerkschaftern die Sorge, dass er mit Datenaffäre zu tun haben könnte.

Nikolaus Breuel: Der Sohn der einstigen Treuhand-Chefin Birgit Breuel leitet den Fernverkehr. Der Jurist ist seit 1993 bei der Bahn, leitete dort zeitweise die Konzernentwicklung und hat Mitte 2004 als Vorstandschef des Fernverkehrs einen schwierigen Posten übernommen. In Bahnkreisen wird betont, der 49-Jährige habe den Fernverkehr saniert und in die Gewinnzone geführt. Für ihn spricht auch, dass er als unionsnah gilt.

Wilhelm Bender:In der ZDF-Sendung "heute" wurde der Chef des größten deutschen Flughafens in Frankfurt als Kandidat für die Nachfolge genannt. Fraport-Sprecher Klaus Busch sagte auf dpa- Anfrage: "Fraport nimmt keine Stellung zu Spekulationen." Er habe davon bisher nichts gehört.

Thilo Sarrazin: Der Berliner Finanzsenator ist eigentlich schon auf dem Weg in den Bundesbankvorstand. Doch die Führung des DB-Konzerns dürfte auch für Sarrazin eine verlockende Herausforderung sein. Das Unternehmen kennt der 64-Jährige sehr gut. Von Anfang 2000 bis Ende 2001 war er für die Konzernrevision zuständig. Anschließend wurde er Vorstand von DB Netz und war dort verantwortlich für Planung und Investitionen. An Kenntnissen, Kompetenzen und am nötigen Durchsetzungsvermögen für den Job des Bahnchefs zweifelt bei Sarrazin kaum jemand. Allerdings wäre er ein SPD-Kandidat. Außerdem hat er als Finanzsenator oft bewiesen, dass er einen eigenen Kopf hat und sich um Kritik im Zweifelsfall nur wenig kümmert.

Utz Claassen: Der frühere Chef des Energieversorgers EnBW tauchte in der Vergangenheit als angeblicher Favorit von Bahn-Aufsichtsratschef Werner Müller für die Mehdorn-Nachfolge auf. Er hatte bei EnBW einen kräftigen Sanierungskurs durchgesetzt und das Unternehmen auf Renditekurs gebracht. Claassen gilt als guter Freund von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

Stefan Garber: Der 54-Jährige ist im Vorstand der Bahn für Infrastruktur zuständig. Garber, der seit dem Jahr 2000 im Unternehmen ist, galt zeitweise als Kronprinz Mehdorns. Er ist zuletzt in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen worden. Bahninsider weisen darauf hin, dass er an Mehdorn "dicht dran" war und von den Auswirkungen der Datenaffäre noch erfasst werden könnte.

Andreas Meyer: Er wäre ein Kandidat von ganz außen, der die Deutsche Bahn dennoch hervorragend kennt. Derzeit führt der 1961 geborene Meyer die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die als erfolgreich gelten und der Deutschen Bahn von Kritikern immer wieder als Positiv-Beispiel vorgehalten wurden. Der Eisenbahnersohn gilt unter anderem als kommunikationsstark und sozial kompetent. Solche Eigenschaften könnten für den künftigen Bahnchef mindestens ebenso wichtig sein, wie Managementqualitäten und Branchenkenntnis. Beides bringt Meyer mit. Er hat von 1997 bis 2006 bei der Deutschen Bahn gearbeitet. Bei der DB Energie wurde er im Jahr 2000 Vorsitzender der Geschäftsführung, später wurde er Chef von DB Stadtverkehr, Mitglied der Geschäftsführung von DB Personenverkehr und gehörte zur Konzernleitung. Im Jahr 2006 berief ihn der SBB-Verwaltungsrat auf seinen gegenwärtigen Führungsposten.