Weich gelandet Früher rot-grün, heute gut gepolstert

Gerhard Schröder: Zusammen mit Russlands Präsident Putin hatte Schröder das Projekt einer Erdgaspipeline durch die Ostsee massiv gefördert. Im September 2005 waren beide anwesend, als der Vertrag zum Bau der Gaspipeline von den Vorstandsvorsitzenden von Gazprom, Eon und BASF in Berlin unterzeichnet wurde. Betreiberin ist die Nord Stream AG mit Sitz in der Steueroase Zug/Schweiz, an der Gazprom 51 Prozent und Eon und BASF je 24,5 Prozent der Anteile halten. Im März 2006 übernahm Schröder den Vorsitz im Nord-Stream-Aufsichtsrat. Auch der Verleger Ringier sicherte sich die Dienste des Ex-Kanzlers, indem er ihn ab Januar 2006 als Berater engagierte. Außerdem ist Schröder Mitglied im europäischen Beirat der Rothschild-Investmentbank.

Joschka Fischer: Der ehemalige Außenminister zog sich zunächst aus der Öffentlichkeit zurück und nahm eine Gastprofessur an der US-Elite-Universität Princeton an. Im Oktober 2007 gründete er mit weiteren europäischen Persönlichkeiten das European Councils on Foreign Relations (ECFR). Das ECFR, dessen Council Fischer angehört, ist ein Think Tank zum Thema Europäischen Außen- und Sicherheitspolitik. Es entstand auf Initiative und unter dem Dach der Open Society Foundation, die zum Stiftungsnetzwerk des Milliardärs George Soros gehört. Inzwischen hat Fischer außerdem eine eigene Beraterfirma, die "Joschka Fischer Consulting", gegründet.

Wolfgang Clement: Nachdem er als Minister tief greifende Arbeitsmarktreformen vorgenommen hatte, wechselte Clement nicht einmal ein Jahr nach Ende der rot-grünen Koalition in den Aufsichtsrat der Zeitarbeitsfirma "Deutsche Industrie Service Ag" (DIS AG). Als diese vom schweizerischen Konkurrenten Adecco übernommen worden war, wurde er zum Vorsitzenden der firmeneigenen Denkfabrik "Adecco Institut zur Erforschung der Arbeit" berufen. Außerdem ist er Aufsichtsratsmitglied beim Dienstleistungskonzern Dussmann, der Landau Media AG, bei RWE-Power und dem DuMont Verlag, sowie Vorsitzender im Beirat des Wissens- und Informationsdienstleisters Wolters Kluwer und Beiratsmitglied der US-Bank Citigroup.

Ex-Innenminister Schily, der nach wie vor als Abgeordneter im Bundestag sitzt, stellt ebenfalls einen besonders delikaten Drehtür-Fall dar: In seiner Zeit als Minister setzte sich Schily massiv für die Einführung biometrischer Merkmale in Ausweispapieren ein. Nach seiner Ministerzeit wurde er Aufsichtsratsmitglied bei Byometric Systems AG (hier ruht sein Amt seit Mai 2007) und Aufsichtsratsmitglied und Anteilseigner bei SAFE ID solutions AG beides Unternehmen, die biometrische Anwendungen herstellen. Hinzu kommen anwaltliche und Beratertätigkeiten: Schily ist als Rechtsanwalt in Berlin gemeldet und Inhaber der "Otto Schily Rechtsanwaltgesellschaft mbH". Weiterhin ist Schily seit Juni 2007 an der Beraterfirma "German Consult GmbH" beteiligt. Geschäftsführer der German Consult ist Peter Zühlsdorff, ein alter Bekannter Schilys: Im Jahr 2003 hatte Schily Zühlsdorff zum Olympia-Geschäftsführer der gescheiterten Leipziger Olympiabewerbung berufen.

Rezzo Schlauch: Der ehemalige parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und Fraktionsvorsitzender der Grünen sitzt seit Oktober 2005 im Beirat des Energieriesen Energie Baden-Württemberg (EnBW). EnBW betreibt in Deutschland zwei Atomkraftwerke. Er wolle sich im Beirat für die regenerativen Energien stark machen, erklärt Schlauch zu seiner Tätigkeit. Außerdem hat Schlauch sich als Anwalt der Münchner Kanzlei Mayer & Kambli angeschlossen, wo er nach eigenen Angaben vor allem mit der Thematik der Mittelstandsfinanzierung betraut ist. Daneben ist er selbst noch als eigenständiger Anwalt aktiv, sitzt im Aufsichtsrat des Internet-Unternehmens Spreadshirt AG und ist als Berater für ein Entsorgungsunternehmen tätig.

Caio Koch-Weser: Wechselte im Januar 2006 vom Finanzministerium als Berater in den erweiterten Vorstand der Deutschen Bank. Vorher war Koch-Weser Staatssekretär und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Weiter ist Koch-Weser im Kuratorium der Bertelsmann-Stiftung und Mitglied des Stiftungsrates des Weltwirtschaftsforums. Außerdem ist Koch-Weser Vorstandsmitglied von Bruegel, einer europäischen Denkfabrik, die von europäischen Regierungen und Großunternehmen getragen wird. Hier saß er zunächst als Vertreter des Bundesfinanzministeriums im Vorstand.

Matthias Berninger: Der ehemalige grüne Staatssekretär war im Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft unter anderen mit der Frage der "globalen Übergewichtsepidemie" beschäftigt. Seit Februar 2007 arbeitet er beim US-Nahrungsmittel- und Süßwarenkonzern Mars und ist in der Brüsseler 6 Europazentrale zuständig für die Bereiche Gesundheits- und Ernährungsfragen. Vom Amt als Landesvorsitzender der hessischen Grünen trat er zurück und auch sein Bundestagsmandat gab er zurück.

Volker Halsch: Der SPD-Politiker war bis Anfang 2006 beamteter Staatssekretär im Finanzministerium und saß stellvertretend für dieses auch im Aufsichtsrat der Telekom. Seinen Antrag, zur Telekom Tochter Vivento zu wechseln, lehnte Finanzminister Peer Steinbrück im April 2006 ab. Nachdem die zunächst auf ein Jahr lautende Sperrfrist abgelaufen war, wurde sein erneuter Antrag jedoch genehmigt. Halsch ist seit Februar 2007 Mitglied der Geschäftsleitung von Vivento und verantwortlich für die Bereiche Geschäftsaufbau und management.

Otto Wiesheu: Der ehemalige bayerische Wirtschafts- und Verkehrsminister Otto Wiesheu wechselte zum 1. Januar 2006 in den Vorstand der Deutschen Bahn. Der CSU-Politiker (kein Schröder-Regierungsmitglied) ist für das Ressort Marketing und politische Beziehungen zuständig.