Mannesmann-Prozess Die Zeugen

Chris Gent: Der ehemalige Vodafone-Chef feierte mit der Mannesmann-Übernahme seinen größten Triumph. Sie kam ihn nicht einmal teuer: Die 178 Milliarden Euro für den Traditionskonzern bezahlte Gent in Vodafone-Aktien, also mit dem Spielgeld des Börsen-Hypes. Die anschließende Zerschlagung und der Verkauf der Mannesmann-Einzelteile (Maschinenbau an Siemens und Bosch, Röhrenbau an Salzgitter, Orange an France Telecom) spülten dagegen rund 55 Milliarden Euro Bargeld in die Kasse von Vodafone. Nach dem Börsen-Crash ließ Gent einen Großteil der Kaufsumme abschreiben dies bescherte der deutschen Vodafone GmbH einen Verlust von 50 Milliarden Euro, die das Unternehmen beim deutschen Fiskus mit künftigen Gewinnen verrechnen lassen will. Eine Milliardenübernahme ohne Bargeld und als Steuersparmodell ein Kunststück, für das sich Gent eine Erfolgsprämie von 15 Millionen Euro genehmigte. Als Gent 2003 den Konzern verließ, war Vodafone der größte Mobilfunker der Welt.

Julian Horn-Smith: Der schwergewichtige Brite war als rechte Hand von Vodafone-Lenker Chris Gent maßgeblich an der Übernahme und der anschließenden Zerschlagung von Mannesmann beteiligt. Als Mann der ersten Stunde bei Vodafone und Deputy Chief Executive trieb Horn-Smith mit gewagten Übernahmen die Expansion des Konzerns voran. Nach der Übernahme von Mannesmann setzte Gent Horn-Smith als Beauftragten für Düsseldorf ein, wo sich der heute 58-jährige Brite ("Harmonie ist kein Selbstzweck") zügig über dehnbare Bedingungen wie feste Mitarbeiterzahlen und Antizerschlagungszusagen hinwegsetzte. Schmerzhafte Entscheidungen wurden während seltener Stippvisiten in Düsseldorf verkündet entschieden wurde aber "im Nebel von London", lautete ein geflügelter Spruch auf den Fluren des Mannesmann-Hochhauses. Im Sommer 2006 verließ Horn-Smith das Vodafone-Board doch das Konzernschwergewicht wird auch während der Mannesmann-Revision als Zeuge auftreten.

Hilmar Kopper: Der ehemalige Chef der Deutschen Bank gehörte ebenso wie Ex-Ruhrgas-Chef Klaus Liesen und der ehemalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber zeitweise zu den Mitgliedern des Mannesmann-Aufsichtsrats. Der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser will diese in der zweiten Runde des Verfahrens als Zeugen zu seiner Entlastung aufbieten: Sie sollen nachweisen, dass Gehaltserhöhungen und die Vergabe von Boni in den Dienstverträgen bei Mannesmann von Anfang an vorgesehen waren. Mit der Anerkennungsprämie von rund 15 Millionen Euro allein für Esser dürfte Kopper als Freund großer Zahlen keine Schwierigkeiten haben. Er hatte 1994 als Chef der Deutschen Bank einen Schaden von 50 Millionen Mark als "Peanuts" bezeichnet und damit das Unwort des Jahres geprägt.

Kurt Kinzius: Der ehemalige Mannesmann-Vorstand kann während des Revisionsverfahrens entspannt bleiben schließlich muss er nur im Zeugenstand und nicht als weiterer Angeklagter auf der Anklagebank Platz nehmen. Kinzius hatte ebenso wie seine Kollegen Lars Berg, Peter Gerard und Albert Weismüller Prämien zwischen 1,5 und 3,7 Millionen D-Mark erhalten. Die Staatsanwaltschaft stellte im Mai dieses Jahres jedoch ein Ermittlungsverfahren gegen die vier Mannesmann-Manager ein, da man keinen Hinweis auf Unterstützungshandlungen der Manager bei der Prämiengewährung festgestellt habe. Es gebe daher keinen hinreichenden Tatverdacht auf Beihilfe zur Untreue. Die Beweisaufnahme des ersten Mannesmann-Prozesses begann mit der Vernehmung des Zeugen Kinzius: Er machte zum Auftakt jedoch von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.

Heinz Riesenhuber: Der promovierte Chemiker war von 1982 bis 1993 Bundesforschungsminister. Der CDU-Politiker war zeitweise Mitglied des Aufsichtsrates von Mannesmann.

Klaus Liesen: Der ehemalige Ruhrgas-Vorstandsvorsitzende saß ebenfalls im Aufsichtsrat von Mannesmann.