Facebook-IPO Fünf Lehren aus dem Börsenflop

Steigt der Ausgabepreis, sinkt das Kurspotenzial
Die Facebook-Aktien hätten eigentlich in einer Zeichnungsspanne von 28 bis 35 Dollar am Markt platziert werden sollen. Ein Preis von 35 Dollar hätte einer Marktkapitalisierung von 95 Milliarden Dollar entsprochen. Drei Tage vor dem Börsengang erhöhte Facebook die Preisspanne auf 34 bis 38 Euro pro Aktie. Ein Preis von 38 Dollar entsprach einer Marktkapitalisierung von 104 Milliarden Dollar.
Lehre: Eine Erhöhung des Ausgabepreises senkt die Nachfrage nach Aktien. Und sinkende Nachfrage führt zu sinkenden Preisen.

Steigt die Aktienanzahl, belastet dies den Aktienpreis
Die konsortialführenden Banken haben im Falle Facebooks nicht nur drei Tage vor dem Börsengang die Zeichnungsspanne der Aktien erhöht. Zwei Tage vor dem Börsengang teilte Facebook mit, dass aufgrund der "außergewöhnlichen Nachfrage" zusätzliche 84 Millionen Aktien ausgegeben würden - 25 Prozent mehr als zuvor geplant. Das Ergebnis: Laut Recherchen des Wall Street Journal gab es gar Käufer, die bei der Platzierung deutlich mehr Aktien bekommen hätten als geordert.
Lehre: Das Angebot um 25 Prozent zu erhöhen, macht nur bei erhöhter Nachfrage Sinn: Anderenfalls führt dies zu sinkenden Preisen. Die Idee, im Zuge eines Börsengangs nur einen Bruchteil der eigenen Anteile auf den Markt zu bringen, um durch ein enges Angebot die Nachfrage hoch zu halten, wird mit einer Ausweitung der Aktienzahl in letzter Minute konterkariert.

Wenn Altaktionäre verkaufen, ist das kein gutes Zeichen
Die zusätzlichen 84 Millionen Aktien, die Facebook kurzfristig auf den Markt geworfen hat, stammen durchweg von Altaktionären wie dem Investor Peter Thiel oder der Konsortialbank Goldman Sachs.
Lehre: Wenn Altaktionäre sich von Aktien trennen, deutet dies darauf hin, dass diese Aktionäre dem Unternehmen keinen Bewertungsspielraum nach oben mehr geben. Anleger sollten solche Papiere mit Vorsicht begegnen.

Die Konsortialführer und ihre Informationspolitik im Blick behalten
In den Vereinigten Staaten gelten strikte Regeln, wenn es um unternehmensrelevante Aussagen der Beteiligten Monate vor und selbst Wochen nach einem Börsengang geht. Konsortialführende Banken beispielsweise geben normalerweise in den ersten 40 Tagen nach dem IPO keine Kauf- oder Verkaufs-Empfehlungen für die Aktie. Morgan Stanley indes senkte als Konsortialführerin kurz vor dem Börsengang noch einmal die Ergebniserwartungen an Facebook - und rief die wichtigsten Kunden an, um sie von der Revision der Zahlen zu informieren.
Lehre: Für Anleger gilt, darauf acht zu geben, wer wem warum was sagt. Wenn selbst ein Konsortialführer trotz eines unterstellten Eigeninteresses an einem gelungenen Börsendebüt die Zahlen des Börsenneulings hinterfragt, ist das ein Alarmzeichen. Erst recht, wenn der Konsortialführer, wie es später durch US-Medien ans Licht kam, seine besten Kunden von der Revision extra noch telefonisch informiert hat.

Für Stützungskäufe ist ein 100-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu groß
Zumindest am ersten Tag hielt die Facebook-Aktie die Marke von 38 Dollar. Grund war allerdings nicht die Nachfrage gewöhnlicher Anleger, sondern Stützungskäufe der Konsortialführer, allen voran Morgan Stanley, JP Morgan und Goldman Sachs. Dank ihrer Kauforders hielt sich der Kurs der Aktie am Freitag knapp über dem Ausgabekurs von 38 Dollar. Am Montag und Dienstag ging es dafür zweistellig bergab.
Lehre: Ein Aktienkurs eines Konzerns, der eine Marktkapitalisierung von rund 100 Milliarden Dollar auf die Waage bringt, lässt sich nicht nachhaltig durch Stützungskäufe auf einem bestimmten Niveau halten. Daraus folgt: Je höher der Marktwert eines Konzerns, desto weniger dürfen Anleger mit erfolgreichen Stützungskäufen rechnen.