EM-Analyse Wie England den Sieg gegen Russland verschenkte

Eine Halbzeit temporeicher Offensiv-Fußball reichte England nicht zum Auftaktsieg. Warum nicht? Die grafische Analyse zeigt, wie Russland sich nach der Pause steigerte und die Briten spürbar abbauten.
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Es war ein Unentschieden, das sich für England wie eine Niederlage anfühlt. Die Three Lions zeigten gegen Russland eine Halbzeit lang eine starke Leistung. Bis zur Nachspielzeit lag das junge Team von Trainer Roy Hodgson vorn, musste dann aber noch den Ausgleich hinnehmen. Gary Cahill (Foto) konnte es kaum glauben.

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In der ersten Hälfte machte England vor allem über die Flügel viel Druck und sorgte für enorm hohes Tempo. Raheem Sterling war ein ständiger Unruheherd und enteilte seinen Bewachern, wie in dieser Szene Roman Neustädter, in schöner Regelmäßigkeit.

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Die Heatmap zeigt, wo sich die Engländer in der ersten Halbzeit am meisten aufgehalten haben - und oft waren sie in der Offensive. Am häufigsten gingen die Angriffe über rechts, wo Adam Lallana, Kyle Walker und Dele Alli gut harmonierten. Aber auch die linke Seite mit Danny Rose und Raheem Sterling war vor der Pause stark.

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Doch nach dem Seitenwechsel kam es zum Bruch. Die Heatmap der zweiten Hälfte zeigt, dass England sich dann insgesamt in die eigene Hälfte zurückzog. Vor allem die linke Angriffsseite kam in der zweiten Halbzeit kaum noch zur Geltung. Aber auch über den zu Beginn so starken rechten Flügel kamen jetzt weniger Angriffe.

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Dass England nicht mehr so hoch stand, lag auch daran, dass die Russen in der zweiten Halbzeit wesentlich besser ins Spiel fanden. Die Sbornaja nahm die Zweikämpfe an und ließ Lallana und Co. nicht mehr so einfach gewähren.

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Auch die Statistik zeigt: Mit Ausnahme des Tors war England in der ersten Halbzeit in allen Belangen besser als im zweiten Durchgang. Bei Russland sieht man das genaue Gegenteil. Entscheidend war vor allem die deutlich bessere Passquote nach der Pause.

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Obwohl sie ihrem hohen Anfangstempo scheinbar Tribut zahlen mussten und nach dem Seitenwechsel spürbar abbauten, gingen die Engländer in der 73. Minute in Führung. Eric Dier erwischte Igor Akinfejew mit seinem Freistoß von der Strafraumgrenze auf dem falschen Fuß.

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Doch die Russen ließen sich vom Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Die durchschnittlichen Positionen der Spieler zeigen, dass Trainer Leonid Sluzki sein Team im Mittelfeld sehr geschlossen agieren ließ, um Steilpässe der Engländer in die Spitze zu vermeiden. Insgesamt sieben Russen machten den Raum um die Mittellinie extrem eng.

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Ein wichtiger Faktor: Es gelang den Russen, Harry Kane aus dem Spiel zu nehmen. Der Torschützenkönig der Premier League bekam keine Pässe in die Tiefe und konnte seine Schnelligkeit dadurch nicht ausspielen. Wenn Kane doch mal zum Schuss kam, waren die Innenverteidiger Sergei Ignaschewitsch oder Wassili Beresuzki zur Stelle.

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Mit diesem Arbeitsnachweis dürften weder Kane noch sein Trainer Hodgson zufrieden sein. Die Grafik zeigt alle Ballkontakte von Kane während der 90 Minuten. Keinen davon hatte er im gegnerischen Strafraum. Folgerichtig konnte der Angreifer auch nie ernsthaft für Torgefahr sorgen.

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Für gefährliche Abschlüsse waren an diesem Abend andere zuständig: Wayne Rooney hatte in der 71. Minute die beste Gelegenheit aus dem Spiel heraus, als er nach einer zu kurzen Abwehraktion von der Strafraumgrenze zum Abschluss kam. Doch Akinfejew lenkte den Schuss mit einem tollem Reflex an die Latte.

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Russland steigerte sich nach der Pause zwar deutlich, war in seinen Aktionen aber nie so zwingend, dass sich der Ausgleich wirklich abgezeichnet hätte. Die Grafik zeigt die insgesamt sechs Abschlüsse der Sbornaja. Die roten Vektoren stehen für Versuche, die das Tor verfehlten. Nur zwei Schüsse gingen also überhaupt aufs Tor.

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Aber wer braucht schon viele Torabschlüsse, solange der entscheidende Ball reinfällt? In der Nachspielzeit gewann Kapitän Beresuzki mit robustem, aber fairem Körpereinsatz das Kopfballduell gegen Danny Rose. Wie man sieht, hatte der Russe klare Größenvorteile. Das hätte England in der Zuordnung verhindern müssen.

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So blieb Joe Hart und Chris Smalling nur der verzweifelte Blick auf das Unvermeidbare. Beresuzkis Kopfball senkte sich unhaltbar ins Netz. Denis Gluschakow setzte nach, um sicherzustellen, dass auch ja nichts mehr schiefgeht. Und die erste Punkteteilung bei der EM 2016 ist perfekt.

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