Alltagsdinge und ihre Luxusvarianten Klopapier für 178 Euro, Küchenmesser für 80.000 Euro

Wohin mit dem Geld? Zugegeben, diese Frage stellt sich den meisten Leuten nicht. Das Gros fragt sich eher: Woher nur mehr Geld? Trotzdem kann man sich ja mal hypothetisch fragen, was man sich so alles Schönes leisten könnte, wenn Villa und Ferienhäuser abbezahlt sind, die Yacht vollfinanziert und die Garage üppig mehrfachbestückt ist. Wir hätten ein paar Vorschläge, mit welchen Produkten Sie ihren Alltag pimpen können.
Kaffeetassen zum Beispiel. Wenn Sie nicht ohnehin nur einen Plastikbecher aus dem Schnellrestaurant durch Ihr hastiges Leben tragen, können Sie natürlich normales weißes Porzellan nehmen. Kostet nicht die Welt: Für ein paar Euro sind Sie dabei. Aber warum nicht...

... eine High-End-Kaffeetasse aus Carbon nutzen? Die beiden Kaffeeenthusiasten Jonathan Strauss und Andreas Bös entwickelten vor einigen Jahren dieses Modell - einen konisch zulaufenden Becher in einem geschwungenen Ständer. Bis zu 25 Einzelkomponenten werden verbaut, das Innenteil ist aus zweifach beschichtetem Porzellan, das das thermische Verhalten optimieren soll. Mit knapp 500 Euro ist man bei den Tassen von DeViehl dabei. Es gibt aber noch edlere Varianten, die dann vierstellig zu Buche schlagen. Immerhin: Den Löffel gibt es gratis dazu!

Kochtopf: Herzig, nicht wahr? Oma war damals so froh, als sie uns beim Auszug von zuhause ihr altes Emaillezeug mitgeben und sich selbst endlich etwas Vernünftiges kaufen konnte. Zeigen Sie Oma, dass Sie es wirklich geschafft haben! Und zwar mit...

... diesem diamantbesetzten Kochgeschirr: Der Topf, den die Firma Fissler vor acht Jahren stolz präsentierte, ist ein Einzelstück. Das mit 270 Steinen besetzte Unikat hat einen Wert von rund 150.000 Euro. "Der Edelstahltopf ist unserer normalen Produktion entnommen und dann von Hand mit massivem Gold und Diamanten veredelt worden", so Fissler-Pressesprecherin Nadja Haushahn damals. Gegenüber Omas Topf hat das Kochgeschirr zum Preis eines Oberklasse-Autos noch den Vorteil, dass es garantiert spülmaschinenfest ist.

Messer ist nicht gleich Messer. Gut, dieses Gerät, das hier ein Absolvent der California Culinary Academy so munter durch den Schnittlauch schwingt, ist bestimmt auch kein Billigteil. Aber müssen es gleich...

80.000 Euro sein? Die Edelmanufaktur Nesmuk bietet formschöne Damaszenerklingen an - das teuerste Messer ist mit Brillanten besetzt, einen passenden Ring gibt es natürlich auch dazu. Oder man entscheidet sich...

... für eine der preiswerteren Varianten für unter 10.000 Euro. Das sind auch schon recht vernünftige Messer für den Hausgebrauch!

Wecker: Eigentlich muss man ja gar kein Geld für eine Uhr ausgeben, auch nicht ein paar Euro für einen Miniwecker von Carlton (ab 3,99 Euro). Denn: Entweder hat man ein Handy, da steht die Uhrzeit ohnehin drauf, oder man hat Freunde oder Kollegen, die man fragen kann, wie spät es ist - und wenn man weder Job noch Freunde hat, braucht man die Uhrzeit eigentlich gar nicht. Aber die Grundidee...

... der Luxusuhrenindustrie ist es ja, unfassbaren Luxus hervorzubringen, der mit dem Konzept "Brauchen" nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Damit ist die Branche seit Jahrhunderten überaus erfolgreich. Sollten Sie ein paar Millionen Euro übrig haben, könnten Sie etwa bei Vacheron Constantin eine Taschenuhr wie die Reference 57260 mit unfassbar vielen Komplikationen in Auftrag geben - wie der unbekannte Sammler, für den die Manufaktur drei der besten Uhrmacher des Hauses acht Jahre lang abstellte. Sieht schon schick aus, die Zwiebel, oder?

Vor dem Schlafen, nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen: Welche Marke Sie verwenden, ist dafür relativ egal (solange es keine Schmirgelpaste aus dem Baumarkt ist). Zahnpasta gibt es schon für deutlich unter einem Euro. Aber wer das Gefühl von Luxus auf dem Zahnschmelz liebt...

... kommt um Theodent 300 nicht herum: Für 145 Euro pro Tube kann man beim Zähneputzen wirklich stilvoll verarmen.

Heiße Luft: Ein Hello-Kitty-Haartrockner ist eine kostengünstige Art, Stil zu zeigen. Harte Sanierer, Konzernchefs und Führungskräfte gleich welchen Geschlechts können so eine ganz andere Seite zeigen. Vielleicht sicherheitshalber nicht jedem. Aber...

... echte Sieger föhnen damit: Der neue Haartrockner des Multi-Erfinders James Dyson kostet schlappe 400 Dollar.

Mehr als 100 Ingenieure haben vier Jahre lang an dem Bläser gearbeitet, hunderte Kilometer Haarstränge wurden dabei bearbeitet, 100 Patente angemeldet und 64 Millionen Euro Entwicklungskosten ausgegeben.

Wer braucht schon ein eigenes Auto? Carsharing tut es auch. Oder zu Fuß gehen. Oder Radfahren. Aber die Hauptfunktion eines eigenen Fahrzeugs...

... ist ja auch nicht Fortbewegung, sondern Prestige. Zeigen Sie Ihren Freunden, dass Sie wirklich stilvoll unterwegs sind - und legen Sie sich einen rassigen Oldtimer zu. So einen Ferrari zum Beispiel - der ging jüngst bei einer Auktion für rund 32 Millionen Euro weg.

A propos Fortbewegung: Autos sind nicht so Ihr Ding? Sie fahren lieber Fahrrad? Das ist natürlich löblich. Aber dann ist da noch das Problem mit der dicken Brieftasche, die so unangenehm auf den Sattel drückt. Besser, Sie befreien sich von zuviel finanziellem Ballast und...

... investieren gleich in ein ebenso prestigeträchtiges wie alltagsuntaugliches Fahrgerät. Bitteschön: Hier ist ein vom britischen Künstler Damien Hirst für Lance Armstrong veredeltes Gefährt, das mit "Drahtesel" äußerst unzureichend apostrophiert wäre. Es wurde 2009 in New York bei einer Auktion für schlappe 500.000 Euro verkauft. Alternativ...

... können Sie natürlich auch ein Goldfahrrad nehmen - das ist die bessere Wahl, wenn Sie nicht sicher sein können, dass die Leute, die Sie zu beeindrucken wünschen, etwas mit Damien Hirst anfangen können. Gold versteht jeder. Rund 300.000 Euro kostet der Bling-Bling-Renner.

Ringelsocken: Augen auf bei der Partnerwahl! Wenn Ihnen jemand in solchen Ringelsocken begegnet - na, diesen Satz bekommen Sie alleine zu Ende, nicht wahr? Dezente Protzerei beweisen Sie...

... mit Socken aus echter Vicuna-Wolle. Das Paar kostet rund 860 Euro. Aber dieses Gefühl an den Füßen: Unbezahlbar.

Schreibgeräte: Wer wenig Geld hat, kann sich immer noch einen Kugelschreiber für 29 Cent kaufen und beim Lotto sein Glück versuchen. Vielleicht reicht es dann irgendwann...

... für einen Füllfederhalter. Allerdings ist das nur die erste Stufe auf dem Weg zu echtem Wohlstand. Unterzeichnen Sie mit ihrem neuen Schreibgerät ein paar lukrative Beraterverträge...

... dann ist auch bald etwas wirklich Edles drin: Zum Beispiel der "Monte Celio" von Montblanc, überkrustet mit 1500 Diamanten und Saphiren. Kostenpunkt: 2,4 Millionen Euro. Das ist natürlich ein Einzelstück, aber für eine ähnliche Summe wird man Ihnen schon auch etwas Hübsches fertigen.

Business-Uniform: Was wäre das Geschäftsleben ohne Herrenhemden! (Okay: Das Silicon Valley. Aber jetzt mal abgesehen davon.) Und ja, natürlich gibt es auch bei Discountern immer wieder vernünftig bepreiste Modelle, mit denen Sie gar nicht mal so gut aussehen. Aber wenn Sie wirklich auf sich halten...

... brauchen Sie so etwas: Der indische Geschäftsmann Pankaj Parakh ließ sich für rund 211.000 US-Dollar ein Hemd aus purem Gold fertigen. Ein überzeugendes modisches Statement, das die mitreisenden Bodyguards zart unterstreichen.

Kommen wir noch einmal auf das Thema Zähneputzen zurück. Denn es ist ein wichtiges Thema. Sie haben ja jetzt schon die Zahnpasta für 145 Euro, richtig? Fein. Und jetzt fragen Sie sich: Soll ich die wirklich auf meine olle Plastikbürste aus dem Supermarkt drücken? Seriously?

Nein, das sollen Sie nicht. Schließlich gibt es die Zahnbürsten von Reinast aus purem Titan! Für 3200 Euro in den Farben Rose, Titanium, Champagne und Soft black. Immerhin: Alle sechs Monate bekommen Reinast-Kunden fünf neue Bürstenköpfe zugeschickt. Kleine Rechnung: Wenn man für eine Einweg-Zahnbürste 79 Cent bezahlt und alle sechs Monate fünf neue kauft, muss man den Reinast-Service nur 405 Jahre in Anspruch nehmen, um in der Gewinnzone zu landen! Ein nachhaltiges Produkt.

Von der Rolle: Es gibt Situationen, in denen eine Rolle Toilettenpapier zum meistbegehrten Objekt wird. Nun kostet Toilettenpapier wirklich nicht viel - und eignet sich deshalb hervorragend als Beleg für die These, dass Gutes nicht teuer sein müsse. Aber müssen heißt halt nicht können. Will sagen...

... dass natürlich auch der eigentlich äußerst profane Vorgang der Eigenreinigung zu einem Luxusevent aufgebrezelt werden kann. Die mit Golddruck versehenen Rollen von Tissuedesign helfen dabei. Eine 120-Blatt-Rolle mit Hirschprägung etwa kostet schlappe 19,90 Euro. Die Werbelyrik dazu gibt es gratis: "Krafttier Hirsch - König des Waldes. Wenn der Hirsch in Ihr Leben stolziert, dann möchte er Sie an Ihren Platz im Leben erinnern", heißt es auf der Seite des Rollenproduzenten. Was auch immer das im Hinblick auf die Funktion des Papiers bedeuten mag. Aber natürlich geht es auch noch edler...

... nämlich mit 24-Karat-Echtgoldprägungen auf schwarzem Edelpapier: 178,50 Euro kostet der Spaß. Und weil es so schön ist, lassen wir noch einmal den Hersteller zu Wort kommen: "Mit der richtigen Krone, am richtigen Ort, das heißt die korrekt vollzogene Krönung."