Riester-Rente am Ende Lebensversicherern brechen die Einnahmen weg

Weniger Einnahmen: Vor allem den Lebensversicherern flossen im vergangenen Jahr deutlich weniger Beiträge zu
Foto: Uwe Zucchi / picture alliance / dpaDie Verbraucher in Deutschland haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Geld in Lebensversicherungen investiert. Die Einzahlungen der nach Beiträgen größten Sparte der Versicherungswirtschaft rutschten um 6 Prozent auf 97,1 Milliarden Euro ab, berichtete der Lobbyverband GDV am Donnerstag zu seiner Jahrespressekonferenz . Es ist das zweite Jahr in Folge, dass in der Sparte die Beitragseinnahmen sinken. Auch die Zahl der Lebensversicherungsverträge rutschte um weitere 1,3 Prozent auf 85,7 Millionen Policen ab.
Der Verband sieht für das deutliche Beitragsminus im vergangenen Jahr vor allem zwei Gründe: Angesichts steigender Zinsen hätten die Menschen offenbar attraktivere Anlagealternativen gesucht. "Zum anderen führen die durch die Inflation gestiegenen Lebenshaltungskosten dazu, dass viele Menschen weniger Geld in ihre Altersvorsorge investieren", erklärte GDV-Präsident Norbert Rollinger (58).
Neugeschäft mit Riester-Rente bricht um 60 Prozent ein
Das Neugeschäft mit der viel kritisierten Riester-Rente brach gar um 60 Prozent ein. "Die Riester-Rente ist faktisch am Ende, sowohl die Verbraucher als auch die Versicherer kehren ihr den Rücken" , hatte am Vortag der Ökonom und Experte für Finanzdienstleistungen, Professor Hartmut Walz, im Interview mit manager magazin erklärt. Nach Schätzungen der Finanzaufsicht wird gut ein Viertel der bestehenden Riester-Verträge nicht mehr bespart. Etwa nur noch ein Dutzend Lebensversicherer bietet Riester-Policen an. Die Lebensversicherer versuchen nun, mit der "Bürgerrente" ein angeblich leistungsfähigeres Produkt aufzulegen. Doch auch hier haben Experten erhebliche Zweifel und Kritik angemeldet (eine Analyse zur geplanten Bürgerrente lesen Sie hier ).
Über alle Sparten rutschten die Beitragseinnahmen um 0,7 Prozent auf 224 Milliarden Euro ab. Im Gegensatz zu den Lebensversicherern kletterten die Einnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung um 4,0 Prozent auf 80,4 Milliarden Euro und in der privaten Krankenversicherung um 3,1 Prozent auf 46,8 Milliarden Euro.
2023 sollen die Einnahmen leicht steigen
Für das laufende Jahr erwarten die Versicherer in Deutschland insgesamt leicht steigende Prämieneinnahmen von rund 3 Prozent. "Wenn man die schwierigen Rahmenbedingungen bedenkt – der Krieg in der Ukraine mit all seinen dramatischen Folgen für die Weltkonjunktur, vor allem der anhaltenden Inflation – dann ist das eine realistische Prognose für 2023", sagte Rollinger weiter.
Die Geschäftsentwicklung bei Lebensversicherern, Pensionskassen und Pensionsfonds war im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich: Bei den stärker schwankenden Verträgen mit dem sogenannten Einmalbeitrag belief sich das Minus den Angaben zufolge auf 18 Prozent, bei Policen mit laufendem Beitrag habe es dagegen ein kleines Plus von 0,6 Prozent gegeben.