Die Aussicht auf einen milliardenschweren Verkauf des Chip-Zulieferers Siltronic nach Taiwan elektrisiert die Börse. Die Aktien der ehemaligen Wacker-Chemie-Tochter sprangen am Montag zweitweilig sogar über den Angebotspreis - und sorgen auch für einen Kurssprung bei Wacker.
Wafer: Aus den Siliziumscheiben werden Chips gestanzt
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Ein sich abzeichnender Milliarden-Deal in der Wafer-Branche sorgt am Montag hierzulande für große Freude bei den Anlegern von Siltronic und Wacker Chemie . Der taiwanesische Konzern Globalwafers will den Münchener Chip-Zulieferer Siltronic für 125 Euro je Aktie oder insgesamt 3,75 Milliarden Euro kaufen. Die im MDax der 60 mittelgroßen Werte notierten Siltronic-Anteile schnellten am Vormittag zeitweise über den Angebotspreis bis auf 127,60 Euro. Dies war der höchste Kurs seit mehr als zwei Jahren.
Strategisch sei der Deal sinnvoll, der im Raum stehende Preis von 125 Euro je Aktie sei jedoch viel zu niedrig, urteilte Analyst Stephane Houri von der Investmentbank Oddo BHF. Die Nummer drei und vier auf dem Weltmarkt für Wafer - Siliziumscheiben, aus denen Chips gestanzt werden - könnten zusammen den japanischen Marktführer Shin-Etsu angreifen. Zuletzt kosteten die Siltronic-Aktien 124,15 Euro mit einem Plus von gut 10 Prozent, womit sie an der Index-Spitze lagen.
Gleich dahinter folgten die Titel von Wacker Chemie mit einem Zuwachs von zuletzt noch etwa 6 Prozent auf rund 108 Euro. Sie profitierten davon, dass der Spezialchemiekonzern als Siltronic-Großaktionär seinen gesamten Anteil von knapp einem Drittel losschlagen will. Mit in der Spitze fast 110 Euro erreichten auch Wacker Chemie ein Hoch seit mehr als zwei Jahren, da Anleger im Fall einer Übernahme von Siltronic mit einer Sonderausschüttung rechnen. Die Übernahmegespräche stünden kurz vor dem Abschluss, hatte Siltronic am Sonntagabend mitgeteilt.
Der Kurs von GlobalWafers war in Taiwan um fast 10 Prozent nach oben geschnellt auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren und hatte auch andere Titel der Branche mit nach oben gezogen.
Ein Händler warnte allerdings, dass die Bundesregierung noch gegen den Deal opponieren könnte. Der Bund könne diesen als einen weiteren Ausverkauf von Schlüsseltechnologie werten und zu verhindern suchen. Zudem stelle sich die Frage, wie Wacker Chemie den Ertrag aus dem Verkauf verwendet.
Stimmt Bund dem Verkauf zu?
UBS-Analyst Francois-Xavier Bouvignies sieht mögliche kartellrechtliche Einwände ebenfalls als Problem, wertet die Konsolidierung in der Wafer-Industrie aber ähnlich wie die der Speicherchipbranche positiv. Denn die Folge davon seien eine ausgefeiltere und fortschrittlichere Technologie sowie mehr Preismacht. Die Logik des Deals ziele auf die Entstehung eines führenden Akteurs der Wafer-Industrie, schrieb er in seiner aktuellen Studie. Auch der Zeitpunkt der Transaktion sei günstig, da die meisten langfristigen Vereinbarungen innerhalb der nächsten zwei Jahre ausliefen und der Deal die Position des zusammengeschlossenen Konzerns bei künftigen Vertragsverhandlungen stärke.
Für Wacker Chemie als Großaktionär von Siltronic sah sich Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in seiner positiven Haltung bestätigt. Die Übernahme von Siltronic bewerte den Anteil von Wacker Chemie mit 1,156 Milliarden Euro, woraus eine Höherbewertung der Wacker-Aktien von acht Euro je Aktie resultiere. Mayer riet folglich weiter zum Kauf. UBS-Analyst Geoff Haire errechnete für Wacker Chemie eine Wertsteigerung von sieben Prozent mit Blick auf den Anteilsverkauf.