Ein Durchschnittsverdiener sollte 100 Euro pro Monat privat zur Seite legen - wenn er im Alter seinen Lebensstandard annähernd halten will. Die Riester-Rente, die das private Sparen fördern soll, bleibt nach Angaben des Deutschen Instituts für Altersvorsorge weit hinter den Erwartungen zurück.
Berlin - Die Bundesbürger müssen nach einer Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) wesentlich mehr Geld sparen als heute, um als Rentner ihren Lebensstandard zu halten. Ein Durchschnittsverdiener müsse mehr als 1.200 Euro im Jahr privat zurücklegen, wenn er im Alter keine erheblichen Abstriche an seinem Lebensstil machen wolle, erklärte Professor Reinhold Schnabel von der Universität Essen am Mittwoch bei der Vorstellung des aktuellen DIA-"Rentenbarometers".
Rentenniveau droht auf 58 Prozent zu sinken
Wegen der Überalterung der Gesellschaft drohe einem Rentner mit durchschnittlichem Einkommen in Zukunft das Absinken seiner gesetzlichen Altersbezüge von bisher 70 auf 58 Prozent des Nettolohnes. Um ein Rentenniveau von 70 Prozent zu erreichen, müsse der Geburtsjahrgang 1950 ab sofort sechs Prozent seines Bruttoeinkommens sparen, sagte Schnabel. Für den Jahrgang 1960 seien es fünf Prozent.
Mit staatlichen Zuschüssen im Rahmen der so genannten "Riester-Rente" will der Staat die private Altersvorsorge fördern - im Gegenzug sinkt das Niveau der gesetzlichen Rente. Doch der Erfolg der Riester-Reform ist bislang ausgeblieben: Nur 15 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 65 Jahren habe sich inzwischen für einen privaten Riester-Sparvertrag entschieden. Die Zahl derer, die einen Abschluss planten, sei in den letzten sechs Monaten von 16 auf 14 Prozent gesunken.
"Massive Deckungslücken"
Die Riester-Reform sei gescheitert, erklärte Schnabel. Die Bürger seien wegen immer neuer Reformdiskussionen über die Rente verunsichert. Seit Januar dieses Jahres sollen nach DIA-Angaben etwa 300.000 private "Riester-Verträge" storniert und nur 200.000 Neuabschlüsse getätigt worden sein. Eine Sprecherin des Bundessozialministeriums konnte diese Zahlen jedoch nicht bestätigen.
"Wenn sich das Sparverhalten der Arbeitnehmer nicht ändert, zeichnen sich massive Deckungslücken in der Altersvorsorge in weiten Teilen der Bevölkerung ab", sagte DIA-Sprecher Bernd Katzenstein. Nach den Ergebnissen des DIA-Rentenbarometers, einer Ende Juni erhobenen Studie mit 1000 Befragten, fühlen sich 47 Prozent der Befragten nicht ausreichend für das Alter abgesichert - vier Prozent mehr als zu Anfang des Jahres. Nur 22 Prozent gaben aber an, sie planten weitere Maßnahmen zur Alterssicherung.