Hamburg - Die Gesundheitsreform hat bereits die Richtung vorgegeben. Langfristig soll der Beitrag der Versicherten von derzeit 14,3 auf 13 Prozent des Bruttolohnes sinken, doch zunächst werden den Versicherten massive Zusatzkosten aufgeladen. Eintrittsgeld beim Arzt und im Krankenhaus, Zuzahlung bei medizinischen Leistungen sowie eine zusätzliche Zahnersatzversicherung dürften den Versicherten nach ersten Berechnungen durchschnittlich 400 bis 600 Euro pro Jahr zusätzlich kosten.
Weniger Kinder, weniger Leistungen
Viele Beobachter halten eine Senkung der Versicherungsbeiträge dennoch für unwahrscheinlich, da die Grundprobleme der Sozialversicherung - niedrige Geburtenrate, aktuell hohe Arbeitslosigkeit und daher eine weiter schrumpfende Zahl von Beitragszahlern - bestehen bleiben. Im Gegenteil: Um ein weiteres Ansteigen der Beiträge (Krankenversicherung aktuell 14,3 Prozent, Rentenversicherung aktuell 19,5 Prozent) zu vermeiden, müssten sich die rund 38 Millionen Beschäftigten in Deutschland auf weitere drastische Kürzungen ihrer Sozialversicherungsleistungen einstellen.
Nach Ansicht des Freiburger Ökonomen und Mitglied der Rürup-Kommission, Bernd Raffelhüschen, müsste jeder Beitragszahler im Laufe seines Lebens auf erworbene Leistungsansprüche im Umfang von durchschnittlich 50.000 Euro verzichten. Dies berichtet die Bild-Zeitung in ihrer Mittwochausgabe. Nur dann könnten die Beitragssätze der
Renten- und Pflegeversicherung sowie der Krankenkassen konstant gehalten werden. Raffelhüschen begründete die anstehende Kürzung bei den Leistungen vor allem mit der niedrigen Geburtenrate in Deutschland.
Nach der jüngsten Schätzung der Rentenversicherer wird auch der Rentenbeitragssatz im Jahr 2004 von 19,5 auf 19,9 Prozent steigen. Die hohe Arbeitslosigkeit sowie die geringen Beitragszahlungen im ersten Halbjahr 2003 seien der Grund dafür. Das Vorhaben der Bundesregierung, den Beitragssatz stabil zu halten, sei unter diesen Bedingungen kaum zu erfüllen. Sollten Konjunktur und Arbeitsmarkt nicht anspringen, drohen sogar noch höhere Beiträge.