Lebensversicherungen Abgezinst
Es war so etwas wie eine Revolution. Von Mitte der 90er Jahre an pumpten die deutschen Lebensversicherer Milliardenbeträge in die Aktienmärkte. Von Ende 1994 bis Anfang 2000 stieg der Anteil der Dividendentitel im Wertpapierbestand der Assekuranzen von 10 auf 23,5 Prozent.
Ausgerechnet die Branche, die jahrzehntelang Aktien als unkalkulierbare Wetten abgetan hatte und die Gelder ihrer Kunden nahezu ausschließlich in Anleihen investiert hatte, trat nun als Großspekulant auf.
Der plötzliche Schwenk von den Anleihe- zu den Aktienmärkten ist leicht erklärbar. Festverzinsliche Papiere bringen seit Jahren im Durchschnitt nur wenig mehr als 5 Prozent. Dennoch zahlten die meisten Versicherer auch weiterhin Gewinnbeteiligungen zwischen 6 und 7 Prozent.
Die hohen Renditen schienen den Strategen in den Vorstandsetagen zwingend geboten. Würde erst die Verzinsung der Policen sinken, so die Befürchtungen, dann würden noch mehr Anleger zur renditestarken Konkurrenz der Fondsanbieter wechseln. Steigende Aktienkurse sollten die Lücke zwischen Zinsrealität und Gewinnversprechen schließen.
Das war ein gewagtes Spiel, und es ging schief. Die Börsenkrise der vergangenen Monate verunstaltet nun die Bilanzen vieler Gesellschaften. Bei einigen Unternehmen sind die einst stolzen Reserven bedenklich zusammengeschmolzen.
Und statt stabiler Gewinnbeteiligungen müssen die Versicherten nun teilweise drastische Einbußen hinnehmen. Einige Gesellschaften haben die Renditen ihrer Policen bereits gesenkt, der Großteil der Branche wird diesem Schritt bis zum Jahreswechsel folgen.
Was aber sollen die verunsicherten Kunden nun tun? Auf den Abschluss einer Kapitallebensversicherung verzichten? Bestehende Policen kündigen?
Der richtige Versicherer
Der richtige Versicherer
Die Antwort ist eindeutig: keines von beidem.
Zum einen, weil die vorzeitige Beendigung einer Police fast immer ein schlechtes Geschäft ist. Aussteiger müssen hohe Stornoabschläge zahlen und die verbliebenen mageren Gewinne meist auch noch versteuern. Zum anderen, weil die Produkte der Assekuranzen auch künftig für Gutverdienende die solide Basis einer Altersvorsorgestrategie bilden. Allerdings nur dann, wenn sie richtig eingesetzt und wenn die Renten- oder Lebensversicherung bei der richtigen Gesellschaft abgeschlossen wird.
Besonders von den Kürzungen betroffen sind Anleger, die sich allzu sehr auf die zahlreichen Versicherungsrankings verlassen haben.
Vor allem in den Rennlisten der Stiftung Warentest landeten häufig Gesellschaften vorn, die ihren Kunden besonders hohe Renditen versprachen. Wie sich nach dem Börsencrash zeigte, waren die Gewinnversprechen bei einigen nur unter Inkaufnahme hoher Risiken zu haben.
Wichtiger als die Renditekennzahlen sind deshalb bei der Auswahl des Versicherers die Kostensätze. Der Grund: Dem Kapitalkonto einer Lebensversicherung fließt keineswegs die komplette Prämie zu. Dem Kunden wird lediglich der Betrag gutgeschrieben, der bleibt, wenn die Risikoprämie abgezogen wurde und der Versicherer Verwaltungsapparat und Vertreterprovisionen bezahlt hat. Es gilt deshalb: Je schlanker ein Versicherer, desto höher die Auszahlung zum Vertragsablauf.
Das richtige Produkt
Das richtige Produkt
Attraktiv sind die Policen vor allem für Anleger mit Zinseinkünften von mehr als 3000 Mark im Jahr - als lukrative Alternative zu festverzinslichen Wertpapieren. Der Grund: Während Vermögende jeden zusätzlichen Zinsgewinn, der über dem Sparerfreibetrag liegt, mit dem Fiskus teilen müssen, bleiben die Kapitalerträge der Lebensversicherung steuerfrei, wenn die Versicherungssumme bei Vertragsende ausgezahlt wird.
Lukrativ sind die Policen, wenn sie als so genannte Direktversicherung abgeschlossen werden. Bei dieser Sonderform der betrieblichen Altersvorsorge verzichten Angestellte und Führungskräfte auf Teile ihres Gehalts und zahlen den Betrag in eine Kapitallebens- oder Rentenversicherung ein.
Genau 3408 Mark pro Jahr können so angespart werden. Der Clou: Auf den umgewandelten Gehaltsbestandteil ist nur eine Pauschalsteuer von 20 Prozent fällig. Je größer die Differenz zwischen persönlichem Spitzensteuersatz und Pauschalsteuer, desto höher die Rendite nach Steuern. Statt 6,5 Prozent bringt eine Lebensversicherung so bis zu 8 Prozent.
Und das ist eine Rendite, die viele Aktienfonds in der Vergangenheit nicht erreicht haben.
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