Abgang zum Jahresende: Olaf Koch verlässt die Metro
Foto: Rolf Vennenbernd/ dpaDer Großhandelskonzern Metro muss sich einen neuen Chef suchen. Der langjährige Vorstandschef Olaf Koch (50) habe Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann (62) informiert, dass er seinen im März 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle, teilte Metro am Freitag mit. Koch wolle zum Jahresende 2020 aus dem Vorstand ausscheiden. Der Aufsichtsrat werde sich "kurzfristig" mit der Personalie befassen.
Koch war 2012 auf den Chefposten der damaligen Metro gerückt und hatte den weit verzweigten Konzern zu einem reinen Großhändler umgebaut. Unter anderem hatte er den Warenhausriesen Kaufhof verkauft, die Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn unter der Holding Ceconomy abgespalten. Zuletzt hatte sich Metro von der Supermarktkette Real getrennt.
Wie manager magazin aus Kochs Umfeld erfuhr, hat sich der Manager aus freien Stücken zu seinem Abgang entschlossen. Von keiner Seite sei Druck auf Koch ausgeübt worden, hieß es. Klar ist aber auch, dass der tschechische Milliardär und Metro-Großaktionär Daniel Křetínský (45) dem Metro-Management kritisch gegenübersteht. Kretinsky war 2018 bei Metro eingestiegen und hatte seinen Anteil auf inzwischen rund 30 Prozent nach und nach erhöht.
Über seine EP Global Commerce machte Křetínský im vergangenen Jahr ein Übernahmeangebot für den Handelskonzern, das allerdings von den anderen Großaktionären zurückgewiesen wurde.
Auch private Gründe könnten bei Kochs Entscheidung eine Rolle gespielt haben. Nach Informationen von manager magazin ist er am Metro-Sitz in Düsseldorf nie heimisch geworden. Stattdessen pendelte er während seiner Amtszeit regelmäßig zwischen dem Arbeitsplatz und seinem Wohnsitz im Raum Stuttgart.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes stand irrtümlicherweise, Kochs Vertrag wäre im März kommenden Jahres ausgelaufen. Das haben wir korrigiert.
Daniel Kretinsky (45) ist mit einem Vermögen von rund drei Milliarden Euro einer der reichsten Tschechen - und mit seinen Investments ein Enfant Terrible der deutschen Wirtschaft. Er spricht selten öffentlich über seine Absichten.
Besondere Furore machte er beim Handelskonzern Metro, dessen Chef Olaf Koch (50) seinen Job mehr als ein Jahr vor Vertragsablauf abgibt. Seit der inzwischen 30-prozentige Metro-Aktionär Kretinsky 2018 einstieg, wurde die jahrelange Zerlegung des einstigen Dax-Konzerns mit dem Verkauf der Real-Supermärkte beschleunigt. Ein Übernahmeangebot Kretinskys für die übrigen Metro-Aktien scheiterte 2019 - und auch aus dem Anfang 2020 avisierten Verkauf der Restgesellschaft an den US-Großhändler Sysco wurde bislang nichts.
Auch bei ProSieben sind Kretinsky und der slowakische Investor Tkac über ihre Medien-Holding Czech Media Invest mittlerweile investiert - mit inzwischen rund 10 Prozent auf Augenhöhe mit der Mediaset-Holding von Silvio Berlusconi.
Er scheint ein Faible für Firmen zu haben, an die sonst wenige zu glauben scheinen. Während der Corona-Krise sicherte sich Kretinsky große Aktienpakete der US-Kaufhauskette Macy's und der Schuhkette Foot Locker.
Im Mai 2020 stieg er bei der britischen Royal Mail ein, mit einem Anteil von inzwischen 12 Prozent. Jetzt rätseln die Briten: Will er der kriselnden früheren Staatspost den internationalen Kurierdienst GLS abluchsen oder einfach vom billigen Aktienkurs profitieren?
Begonnen hat Kretinskys Beteiligungsnetz in der Energiebranche. Mit seinem Unternehmen EPH erwarb er 2010 mehrere Bergwerke in Polen, 2011 kamen Kraftwerke in Großbritannien, Italien und eine Fernwärmefirma in Budapest dazu. 2012 folgte die Beteiligung am slowakischen Energieversorger SPP. Im Bild: Eine Gasnetzstation in der Slowakei.
2012 erwarb er die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft Mibrag. 2016 kamen für einen symbolischen Euro die Lausitzer Braunkohleaktivitäten vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall hinzu. Dadurch entstand die Lausitz Energie AG (LEAG).
"Braunkohle ist die ideale Brückentechnologie. Deutschland kann seinen Strom nicht nur mit erneuerbaren Energien produzieren", sagte Kretinsky damals dem "Handelsblatt". Inzwischen lässt er sich den von Berlin beschlossenen Kohleausstieg teuer abkaufen - mitunter zum Ärger der Kollegen von RWE, die gerne einfach die angebotenen Milliarden nehmen und das Kohlekapitel schließen würden, während Kretinskys Firmen weiter pokern.
Im April 2019 wurde bekannt, dass Kretinsky das Erdgaskraftwerk Ballylumford sowie das Kohle- und Erdölkraftwerk Kilroot in Nordirland erwerben will. Verkäufer ist das US-Unternehmen AES Corporation. Im Bild: das Kraftwerk Kilroot in der Nähe von Carrickfergus in Nordirland
Der Investor ist auch im Mediengeschäft tätig und baute in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Netz an Beteiligungen auf. So gehören ihm 50 Prozent des Medienunternehmens Czech Media Invest (CMI), zu dem auch die französische Groupe Lagardère von Arnaud Lagardère gehört.
Diese publiziert die weltweit bekannte Illustrierte "Elle". Auch Lifestyle-Magazine wie "Art & Décoration" und "Version Femina" sowie die Programmzeitschrift "Télé 7 Jours" und das Promimagazin "Ici Paris" gehören dazu. Der Preis für die Transaktion soll sich auf 52 Millionen Euro belaufen haben.
Zu CMI gehört seit 2014 auch das Czech News Center (ehemalig: Ringier Axel Springer CZ a.s.), das mit "Blesk" die erfolgreichste tschechische Boulevardzeitung herausgibt.
2018 erweiterte Kretinsky sein Imperium um die französische Tageszeitung "Le Monde". Matthieu Pigasse, einer der Hauptaktionäre, soll ihm einen 49-prozentigen Anteil an der Holding "Le Nouveau Monde" verkauft haben. Zuvor hatte Kretinsky bereits die Zeitschrift "Marianne" erworben.
Zu seinen geschäftlichen Aktivitäten gehören auch Beteiligungen im Onlinehandel. Zusammen mit seinem engen Vertrauten Patrik Tkac hält er 40 Prozent an der Mall Group, mit 600 Millionen Euro Umsatz das zweitgrößte Onlinekaufhaus Tschechiens. Die Plattform mall.cz hat rund 33 Millionen Kunden. Weitere 40 Prozent besitzt sein ebenfalls guter Freund Petr Kellner, der reichste Tscheche, mit dessen Tochter Anna Kellnerova (23) Kretinsky seit 2017 liiert ist.
Obwohl sich der tschechische Milliardär laut eigenen Angaben nicht sonderlich für Sport interessiert, ist er seit 2004 Miteigentümer und Präsident des Fußballclubs Sparta Prag. Zuletzt gewann Sparta 2014 die tschechische Meisterschaft. Bis 2004 gehörte der Fußballclub der Passauer Verlegerfamilie Diekmann. Im Bild: Spielszene eines Spiels von Sparta Prag gegen den FC Schalke 04 in Prag 2015.
Besondere Furore machte er beim Handelskonzern Metro, dessen Chef Olaf Koch (50) seinen Job mehr als ein Jahr vor Vertragsablauf abgibt. Seit der inzwischen 30-prozentige Metro-Aktionär Kretinsky 2018 einstieg, wurde die jahrelange Zerlegung des einstigen Dax-Konzerns mit dem Verkauf der Real-Supermärkte beschleunigt. Ein Übernahmeangebot Kretinskys für die übrigen Metro-Aktien scheiterte 2019 - und auch aus dem Anfang 2020 avisierten Verkauf der Restgesellschaft an den US-Großhändler Sysco wurde bislang nichts.
Foto: Rolf Vennenbernd/ dpaBegonnen hat Kretinskys Beteiligungsnetz in der Energiebranche. Mit seinem Unternehmen EPH erwarb er 2010 mehrere Bergwerke in Polen, 2011 kamen Kraftwerke in Großbritannien, Italien und eine Fernwärmefirma in Budapest dazu. 2012 folgte die Beteiligung am slowakischen Energieversorger SPP. Im Bild: Eine Gasnetzstation in der Slowakei.
Foto: DPA2018 erweiterte Kretinsky sein Imperium um die französische Tageszeitung "Le Monde". Matthieu Pigasse, einer der Hauptaktionäre, soll ihm einen 49-prozentigen Anteil an der Holding "Le Nouveau Monde" verkauft haben. Zuvor hatte Kretinsky bereits die Zeitschrift "Marianne" erworben.
Foto: FRED DUFOUR/ AFP