Die Aktienmärkte in Europa und den USA haben heute mit Kursverlusten auf die Ankündigung der US-Notenbank reagiert, der holperigen Erholung der heimischen Wirtschaft notfalls mit neuen Geldspritzen auf die Beine zu helfen. Gewinne verbuchte dagegen der Euro - zum Ärger der deutschen Exporteure.
Amerikanische Zentralbank: Notenbanker sorgen weltweit für Kursverluste
Foto: HYUNGWON KANG/ REUTERS
Frankfurt am Main - "Viele Investoren hatten offenbar auf eine optimistischere Einschätzung der Fed zur US-Wirtschaft gesetzt und wurden nun entsprechend enttäuscht", sagte LBBW-Analyst Steffen Neumann. Der
Dax schloss mit einem Minus von 1,1 Prozent auf 6208 Zählern. Der
MDax gab 1,3 Prozent auf 8714 Punkte nach, der
TecDax sank um 0,8 Prozent auf 774 Zähler - und der europäische Stoxx
50 verlor 1,3 Prozent. Auch die wichtigsten Indizes der US-Börsen notierten zum Handelsschluss in Europa schwächer.
Auftrieb erhielt dagegen der
Euro: Der Preis der Gemeinschaftswährung stieg mit 1,3440 Dollar auf den höchsten Stand seit Ende April. Als sicheren Hafen steuerten die Anleger allerdings vor allem
Gold an: Der Preis für das Edelmetall kletterte mit 1296,10 Dollar auf ein neues Rekordhoch. Am europäischen Rentenmarkt sorgte die Aussicht auf neue Anleihenkäufe der US-Notenbank für eine Nachfragewelle.
Nach den Worten der Notenbanker dürfte das Tempo der Konjunkturerholung in den USA vorerst moderat bleiben. Die Währungshüter schlossen daher neue Geldspritzen nicht aus, sollte sich die Lage eintrüben. Sorgen bereitet der US-Notenbank vor allem die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in den USA, die auch auf dem privaten Konsum - der großen Triebfeder der Wirtschaft in den USA - lastet. An den Aktienmärkten bekamen vor allem die europäischen Bankentitel die Unsicherheit über den Zustand der größten Volkswirtschaft zu spüren. Der Branchenindex verlor 1,7 Prozent.
Federn lassen mussten vor allem die Titel der spanischen Bank
Santander, die zusätzlich belastet von einem negativen Analystenkommentar von Credit
Suisse bis zu 3,8 Prozent nachgaben.
Unicredit-Papiere büßten in Mailand bis zu 4,1 Prozent ein. Analysten mahnten eine rasche Nachfolgeregelung für den zurückgetretenen Vorstandschef Alessandro Profumo an, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen.
Infineon an der Dax-Spitze
Im Rampenlicht standen auch die
BASF-Aktien. Überraschend positive Aussagen von Konzern-Chef Jürgen Hambrecht zum Geschäftsverlauf ließen den Aktienkurs des Unternehmens nach oben. Hambrecht hatte in Aussicht gestellt, dass der Chemiekonzern im dritten Quartal deutlich besser abschneiden werde als bisher erwartet. Die Aktien drehten von einem Minus von rund einem Prozent ins Plus und arbeiteten sich mit bis zu 2,1 Prozent in die Spitzengruppe des
Dax vor.
Infineon-Anteilsscheine allerdings legten mit 2,7 Prozent am deutlichsten zu, nachdem der Halbleiterkonzern am Dienstag zum vierten Mal in Folge seine Ziele angehoben hatte.
Kurz vor Handelsschluss in Frankfurt gerieten dagegen
Siemens-Titel unter Druck. Die Titel gingen mit einem Abschlag von 2,8 Prozent als größter Dax-Verlierer aus dem Tag. Der Industriekonzern hatte am Dienstagabend mitgeteilt, im laufenden vierten Quartal eine Milliardensumme in seinem Geschäft mit Medizintechnik abschreiben zu müssen. Auch die
Merck-Papiere ließen Federn, nachdem ein Medikament des Rivalen
Novartis zur Behandlung von Multipler Sklerose in den USA zugelassen wurde. Merck-Aktien verloren 2,2 Prozent, die Papiere von Novartis schlossen in Zürich trotz des Erfolgs 1,8 Prozent im Minus. Am Tag der Berufung von Christoph Franz zum neuen Konzernchef waren zudem die Papiere von
Lufthansa mit 1,9 Prozent im Sinkflug.