Börse Fed gibt Investoren kaum Sicherheit

Frankfurter Börsenparkett: Schauplatz des Kampfes um die 6300-Punkte-Marke
Foto: MICHAEL LECKEL/ REUTERSFrankfurt am Main - Die Bereitschaft der US-Notenbank zu weiteren Konjunkturspritzen hat den US-Börsen auch am Mittwoch kaum Auftrieb beschert - die wichtigsten Indizes notierten uneinheitlich. Anleger trieb Sorgen vor einer steigenden Inflation um, deshalb kletterte der Goldpreis auf einen neuen Rekordwert. "Die Investoren bringen sich in Sicherheit", resümierte Peter Cardillo von Avalon Partners in New York.
Der Dow-Jones-Index legte in den ersten Minuten 0,2 Prozent zu auf 10.781 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,1 Prozent auf 1140 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq notierte dagegen 0,2 Prozent schwächer bei 2344 Punkten.
Die Fed will der zähen Erholung der US-Wirtschaft notfalls mit zusätzlichen Konjunkturstützen Beine machen und hierzu gegebenenfalls geldpolitisch nachlegen. Einige Experten rechnen damit, dass es bereits Anfang November soweit sein wird. Die Erklärung hatte bereits am Dienstag an der Wall Street nur vorübergehend für Erleichterung gesorgt.
Unter den Einzelwerten stürzten die Aktien des Software-Herstellers Adobe in Reaktion auf einen schwachen Ausblick um 21 Prozent ab. Adobe hatte unter Hinweis auf schwache Geschäfte in Japan und im US-Bildungsmarkt angekündigt, der Umsatz werde wohl hinter den Analystenerwartungen zurückbleiben. Daraufhin senkten einige Analysten den Daumen über die Aktien.
Die Titel von Ebay gaben rund fünf Prozent nach, obwohl das Online-Auktionshaus ein Gewinnziel am oberen Ende der früher genannten Spanne nannte. Anleger waren offenbar beunruhigt darüber, dass der Chef der wichtigsten Geschäftssparte in dem Konzern seinen Hut nimmt. Ebenfalls zu den Verlierern gehörten die Titel von Microsoft mit einem Minus von ein Prozent, obwohl der Software-Riese eine Erhöhung seine Dividende ankündigte.
In Frankfurt hatte der Dax zuvor um 0,46 Prozent auf 6247 Punkte verloren. Der MDax der mittelgroßen Werte sank um 0,24 Prozent auf 8807 Punkte. Der TecDax verlor 0,45 Prozent auf 776 Punkte.
Insgesamt ist zwar das Echo auf die Entscheidung der Fed, den Leitzins unverändert bei null bis 0,25 Prozent zu belassen und die sehr expansive Geldpolitik fortzusetzen, einem Händler zufolge positiv. Allerdings, so kommentierte Marktanalyst Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter NMF AG in Frankfurt, komme es im Dax derzeit immer wieder zu Gewinnmitnahmen. "Der Kampf um die 6300-Punkte-Marke ist nicht einfach und dauert fort."
Erneut standen zudem die Titel der Deutschen Bank im Blick der Anleger. Aufgrund des an diesem Tag gestarteten Bezugsrechtehandels sanken sie ex Bezugsrecht auf 41,05 Euro. Der Bezugsrechtehandel dauert bis zum 1. Oktober, die bisherigen Aktionäre bekommen pro zwei gehaltenen Aktien eine neue dazu.
Der Preis für jede neue Aktie liegt bei 33,00 Euro, wodurch dem größten deutschen Kreditinstitut aus der Kapitalerhöhung zur Übernahme der Postbank und zur besseren Eigenkapitalausstattung nun 10,2 Milliarden Euro zufließen werden. Tags zuvor hatten die Titel mehr als vier Prozent verloren, nachdem bekannt wurde, dass die Bank im dritten Quartal in die roten Zahlen gerutscht ist.
Ein Bericht des manager magazins über ein Interesse von Daimler an der Industriesparte von Fiat hat die Aktien des Stuttgarter Autokonzerns am Mittwoch belastet. Daimler habe im Sommer neun Milliarden Euro für die Einheit angeboten, Fiat verlange aber 10,5 Milliarden Euro, berichtete zudem die Zeitung "La Repubblica" ohne Nennung von Quellen. In der Sparte soll künftig das Geschäft mit Lastwagen und Land- und Baumaschinen von Fiat vertreten sein.
Während Fiat-Aktien in Mailand teilweise rund 2 Prozent zulegten, waren Daimler mit einem Minus von bis zu 2,6 Prozent auf 44,43 zeitweise größter Dax-Verlierer. Gewinnmitnahmen im Autosektor und der Bericht bremsten Börsianern zufolge die Aktie aus. "Das wäre schon eine große Summe", sagte ein Händler. Daimler dementierte inzwischen die Berichte.
Infineon-Titel zogen weiter Aufmerksamkeit auf sich mit Nachrichten, die am Vortag kurz vor Börsenschluss bekanntgegeben wurden. So hat das boomende Geschäft mit Teilen für Smartphones dem Chiphersteller ein deutliches Plus beschert. Der Halbleiterkonzern schraubte daher zum vierten Mal in Folge die Umsatzprognose für das in gut einer Woche endende Geschäftsjahr nach oben.
Allerdings wurde die Handychipsparte Wireless Solutions (WLS) inzwischen an den US-Branchenriesen Intel verkauft und einige Börsianer verwiesen darauf, dass Infineon bereits in der vergangenen Woche ähnliches gesagt habe. Die Reaktion auf die Prognoseanhebung war daher nach einer Berg- und Talfahrt der Aktie letztlich verhalten ausgefallen: Das Papier hatte den Handel mit minus 0,82 Prozent beendet. Nun legte es als einer der Favoriten im Dax um 0,57 Prozent auf 4,75 Euro zu.
Die Siemens-Aktien verhielten sich ungeachtet zweier Nachrichten marktneutral und fielen um 0,40 Prozent auf 79,05 Euro. Zum einen muss der Technologie-Konzern Abschreibungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auf sein Medizintechnik-Geschäft vornehmen. Zum anderen unterzeichnet das Unternehmen laut einem Bericht der "Welt" an diesem Tag einen unbefristeten Beschäftigungspakt mit seiner inländischen Belegschaft.
Vor allem zum Thema Abschreibungen nahmen Finanzexperten Stellung und meinten, dass der Industriekonzern bereits auf solche Risiken hingewiesen habe. Da Siemens zudem seine Prognosen für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr aufrechterhält, gebe es keinen Grund, die Aktien abzustoßen. Zum Thema Beschäftigungspakt kommentierte Heino Ruland von Ruland Research: Dies sehe nach einer Ausdehnung der Vereinbarungen aus, die bereits 2008 von Siemens für zwei Jahre unterzeichnet worden seien. Siemens erhoffe sich wohl weiterhin gemäßigte Löhne und Gehälter.
Die Aktien von ThyssenKrupp gaben um 0,27 Prozent nach und die von Klöckner & Co. um 0,75 Prozent, während die von Salzgitter um 0,24 Prozent stiegen. Im laufenden Tarifstreit macht die IG Metall nun mit Warnstreiks Druck auf die Stahlarbeitgeber. Kundgebungen starteten bereits in Salzgitter, in einigen Stunden dann auch Dortmund und anderen nordrhein-westfälischen Städten. Die dritte Verhandlungsrunde für die rund 85.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie ist für den 29. September geplant. Die IG Metall fordert unter anderem Einkommenserhöhungen von sechs Prozent. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt.
Die Anteilsscheine von Tui gewannen an der MDax-Spitze 3,39 Prozent auf 8,716 Euro. Der Aufsichtsrat der Reederei Hapag-Lloyd, an der der Touristik- und Schifffahrt-Konzerns beteiligt ist, machte den Weg für die Neuordnung der Finanzen des Containerschifffahrtsunternehmen frei. Hapag-Lloyd will jetzt eine Anleihe platzieren und bei den Banken eine Kreditlinie suchen. "Als Voraussetzung für diese Maßnahmen wird Hapag-Lloyd die Staatsbürgschaft zurückgeben", hieß es von Tui.