Wochenausblick Die Furcht vor der Korrektur
Frankfurt am Main - Anleger am deutschen Aktienmarkt müssen laut Experten nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen mit fallenden Notierungen rechnen. "Wir sind weiterhin der Auffassung, dass die euphorischen Kursgewinne seit Mitte März übertrieben sind und auf keinem soliden Fundament stehen", warnen etwa die Experten der Landesbank Berlin (LBB). Die Marktentwicklung preise bereits viel Optimismus ein.
Der anhaltend positive Grundton der jüngsten Unternehmensberichte habe bisher stärkere Rückschläge verhindert und die Ausblicke seien insgesamt besser ausgefallen als zum Ende des ersten Quartals. Mit dem allmählichen Auslaufen der aktuellen Berichtssaison falle jedoch ein wichtiger Stabilisator und Antreiber der vergangenen Wochen aus, so dass "wir zunächst von einer - auch kräftiger ausfallenden - Korrektur an den heimischen Aktienbörsen ausgehen".
Die DZ BANK sieht nach einer "überraschend positiv verlaufenen Berichtssaison im derzeitigen Kursniveau bereits vieles vorweggenommen". Da die Vorgaben des Marktes sehr niedrig gewesen seien, sollten die jüngsten Geschäftsberichte der Unternehmen nicht überbewertet werden. Der jüngste, gut ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht könnte zwar nochmals positive Impulse geben, doch die fundamentalen Daten seien nach wie vor sehr widersprüchlich, so dass zunächst eine Konsolidierungsphase angeraten erscheine.
Auch Marktanalyst Klaus Stabel von der ICF Kursmakler AG glaubt, dass "der Aktienmarkt unter kurzfristigen Aspekten überkauft und somit korrekturanfällig ist". Die Experten von HSBC Trinkaus halten beim Leitindex Dax nach dem jüngsten, neuen Jahreshoch ebenfalls eine Korrektur für "jederzeit möglich". Dies gelte vor allem, falls das Börsenbarometer unter das Novemberhoch bei 5303 Punkte falle.
Nach der Zahlenflut der vergangenen Woche hat die laufende Berichtssaison ihren Höhepunkt überschritten. Im DAX berichten aus dem Versorgersektor am Mittwoch Eon und einen Tag darauf Konkurrent RWE über das zweite Quartal. "Ob die Aussagen von beiden über ein stabiles operatives Ergebnis für das Gesamtjahr 2009 aufrecht erhalten wird, gehört mit zu den spannendsten Fragen", glaubt Stabel von ICF.
Die zweite Reihe zieht nach
Am Donnerstag legt neben dem Salz- und Düngemittelspezialisten K+S auch der Stahlkonzern Salzgitter Zahlen vor. Am Freitag beschließt der Stahl- und Industriegüterkonzern ThyssenKrupp den Zahlenreigen, zu dem auch noch viele Unternehmensberichte aus der zweiten Reihe beitragen. Nach Einschätzung Stabels dürfte Thyssen auf Neunmonatssicht kaum rote Zahlen vermeiden können. Konkurrent Salzgitter sei zwar wegen des weniger zyklischen Großröhrengeschäfts etwas besser positioniert, werde aber wohl ebenfalls kein positives Ergebnis erreichen.
Von Seiten der Konjunktur dürften vor allem Nachrichten aus den USA für Bewegung sorgen. Am Mittwochabend richten sich die Blicke der Anleger auf den Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed), wobei allerdings keine Änderung des Leitzinses erwartet wird. Einen Tag später stehen Einzelhandelsdaten auf der Agenda und am Freitag das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen. Aus Europa dürften laut Experten noch am ehesten Daten zum Bruttoinlandsprodukt einzelner EU-Länder am Donnerstag für Bewegung am Markt sorgen.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen