Märkte Jobverluste bremsen Börseneuphorie

In den USA hat sich die gute Stimmung an den Börsen etwas gelegt. Jüngsten Konjunkturdaten zufolge könnte der bereits erwartete Aufschwung schwächer ausfallen. AIG-Aktien starten dennoch ein Kursfeuerwerk. In Frankfurt hatten Adidas, Henkel und die Lufthansa den Dax vergeblich angetrieben.

New York/Frankfurt am Main - Schwache Konjunkturdaten haben die US-Börsen am Mittwoch ins Minus gezogen. Der für die amerikanische Wirtschaft zentrale Dienstleistungssektor beschleunigte im Juli überraschend seine Talfahrt. Zudem fiel der Stellenabbau in der Privatwirtschaft höher aus als erwartet. Beides ließ die Anleger abermals an der Kraft der Wirtschaftserholung zweifeln.

Experten sprachen nach der jüngsten Rally auch von Gewinnmitnahmen und einer Verschnaufpause des Marktes. Zudem drückten schwache Zahlen des Konsumgüter-Giganten Procter & Gamble  auf die Stimmung.

Dagegen erlebte der angeschlagene Versicherer AIG  ein wahres Kursfeuerwerk, weil die Anleger bei den für Freitag erwarteten Quartalszahlen auf eine Stabilisierung setzen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte  verließ den Handel 0,4 Prozent leichter bei 9280 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 0,3 Prozent auf 1002 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq  gab 0,9 Prozent auf 1993 Stellen nach.

"Die Leute machen sich keine Sorgen um die Wirtschaftserholung selbst, sondern um die Stärke der Erholung", sagte Mark Bronzo von Security Global Advisors. "Und die heutigen Zahlen zum Arbeitsmarkt und dem Dienstleistungssektor fielen schwächer aus als erwartet." So gingen in der Privatwirtschaft nach Zahlen der Arbeitsagentur ADP im vergangenen Monat 371.000 Jobs verloren - mehr als von Analysten erwartet. Mit Spannung warteten die Anleger nun auf den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht der Regierung.

Der Dienstleistungssektor, zu dem unter anderem Banken, Fluggesellschaften und Hotels gehören, macht in den USA 80 Prozent der Wirtschaftsleitung aus. In diesen wichtigen Branchen ging es zuletzt wieder schneller bergab, wie der an den Finanzmärkten viel beachtete ISM-Service-Index erkennen ließ.

AIG-Aktie steigt um 63 Prozent

Auf Unternehmensseite stand Procter & Gamble im Mittelpunkt: Der weltgrößte Konsumgüterhersteller erlitt im zurückliegenden Quartal einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang. Der Hersteller von Pampers-Windeln und Ariel-Waschmittel leidet unter der Sparsamkeit der Verbraucher, die angesichts der Krise auf billigere Produkte umsteigen. Auf die Stimmung der Anleger drückte auch der Ausblick. Die P&G-Aktie verlor 2,8 Prozent.

Um fast 63 Prozent schossen dagegen AIG-Aktien in die Höhe und notierten zu Handelsschluss bei 22,00 Dollar. Bei den Zahlen zum zweiten Quartal rechnen Analysten mit einem operativen Gewinn von 1,31 Dollar je Aktie. Der einst weltgrößte Versicherer hatte im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von 99 Milliarden Dollar eingefahren und zuletzt im dritten Quartal 2007 einen Gewinn erwirtschaftet.

Die Investoren knüpften zudem große Erwartungen an den Start des designierten AIG-Chefs Robert Benmosche, der als erfahrener Versicherungs-Topmanager gilt und bei AIG am kommenden Montag das Ruder übernehmen soll.

Anleger strafen Deutsche Börse ab

In Frankfurt hatte der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch uneinheitlich geschlossen. Der Leitindex Dax  fiel um 1,2 Prozent auf 5353 Punkte.

Der MDax  legte hingegen um 0,8 Prozent auf 6394 Zähler zu. Der TecDax  fiel um knapp 2 Prozent auf 669 Punkte. Die Atempause des Vortages setze sich fort, sagten Händler. Nennenswerter Verkaufsdruck kam dabei allerdings nicht auf. Für Bewegung sorgten lediglich die bereits vor Handelsbeginn bekanntgegebenen Quartalszahlen.

Der Euro  wurde am Abend zu 1,4390 Dollar gehandelt, nachdem die Europäische Zentralbank am Nachmittag einen Referenzkurs von 1,4410 Dollar festgestellt hatte. Nach den heftigen Kursausschlägen der vergangenen Tage habe sich der Handel mit den großen Währungspaaren am Mittwoch beruhigt, hieß es von Devisenhändlern.

Stärkster Verlierer im Dax waren Deutsche Börse  mit einem Minus von 6,7 Prozent auf 52,90 Euro, nachdem das Unternehmen am Vorabend nach Börsenschluss Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Sie blieben unter den Erwartungen der Beobachter. Volkswagen  büßten 5,1 Prozent auf 237,82 Euro ein.

Stärkster Gewinner waren hingegen Lufthansa  mit einem Plus von 6,6 Prozent auf 10,19 Euro. Händler begründeten dies mit guten Vorgaben aus den USA. Adidas  verteuerten sich nach der Vorlage von Geschäftszahlen um 5,9 Prozent auf 32,23 Euro. Auch Henkel  stiegen nach Bekanntgabe von Quartalszahlen um 3,3 Prozent auf 26,34 Euro. Sie lagen teilweise über den Erwartungen von Analysten.

Im MDax stiegen IVG Immobilien  um 10,8 Prozent auf 5,71 Euro. Auch ProSiebenSat.1  stiegen einen Tag vor Bekanntgabe ihrer Geschäftszahlen um 10,5 Prozent auf 5,37 Euro. Auf der anderen Seite gaben Continental  3,8 Prozent auf 24,05 Euro ab. MLP  verbilligten sich um 2,9 Prozent auf 9,58 Euro.

Im TecDax führten Infineon  die Verlierer mit einem Minus von 5,3 Prozent auf 2,74 Euro an. Solarworld  gaben 5,3 Prozent auf 1116,71 Euro ab. Gesucht waren hingegen Singulus  mit einem Plus von 2,9 Prozent auf 2,13 Euro. Jenoptik  stiegen um 1,7 Prozent auf 3,55 Euro.

manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters und ddp.djn

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