Wochenausblick Banger Blick auf die 5000-Punkte-Marke
Frankfurt am Main - Nachdem der Dax seit Mitte März um mehr als 30 Prozent gestiegen war, legten die Anleger nun eine Ruhepause ein. Bevor sie sich noch stärker engagierten, warteten sie erstmal ab, ob die aktuelle Stimmungsaufhellung durch harte Fakten untermauert werden könne, hieß es am Markt.
Zur Vorsicht raten daher die Analysten der Landesbank Berlin. Sie verwiesen unter anderem auf die wieder stärkere Wahrnehmung der vorhandenen Risiken hinsichtlich der Konjunkturentwicklung. Auch seien die Schwierigkeiten im Finanzsektor noch nicht ausgestanden und Zudem werfe die US-Berichtssaison über das zweite Kalenderquartal bereits jetzt ihre Schatten voraus.
In das gleiche Horn stieß auch Robert Halver, Marktanalyst bei der Baader Bank. Aus technischer Sicht sehe der Aktienmarkt etwas angeschlagen aus, und der Dax kämpfe derzeit mit der Marke von 4800 Punkten. Bevor es mit den Märkten wieder nachhaltig nach oben gehen dürfte, müssten sich erst belastbare Konjunkturdaten, etwa von Seiten der Industrieproduktion, weiter aufhellen. Bislang habe sich lediglich die Stimmung unter den Marktteilnehmern etwas verbessert.
Ifo-Index schon eingepreist?
Ob die Anleger auch weiterhin gut gelaunt sind und damit die Kurse noch einmal anstoßen können, dürfte sich am Montag zeigen. Dann veröffentlicht das Münchener Ifo-Institut seinen viel beachteten Geschäftsklimaindex. Dieser könnte laut Analyst Stefan Mütze von der Helaba ebenso positiv ausfallen wie das jüngste Umfrageergebnis des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung unter deutschen Finanzexperten.
"In den nächsten Monaten dürften sich die positiven Effekte der weltweit expansiven Fiskal- und Geldpolitik in steigenden Aufträgen niederschlagen", kommentierte der Experte. Diese Hoffnung dürfte auch in den Unternehmen um sich greifen, so dass das Geschäftsklima für Juni steigen sollte. Die wirtschaftliche Erholung könnte allerdings durch einen weiteren Anstieg des Ölpreises behindert werden.
Auch Robert Halver bleibt eher skeptisch. Viele Marktteilnehmer würden bereits erwarten, dass sich die Erwartungskomponente des Ifo-Indexes weiter erholt. Insofern dürften die Notierungen daraufhin auch kaum steigen. Vielmehr könnten die Kurse eher sinken, wenn es doch nicht zu der erwarteten Erholung kommen sollte.
OVB und Tipp 24 als SDax-Aufsteiger
Etwas optimistischer äußerten sich indes die Anlageexperten der Weberbank. Die anhaltend hohe Liquidität, die von Seiten institutioneller Anleger für Investitionen bereit stehe, könnte vorerst eine stärkere Korrekturbewegung verhindern. Doch auf längere Sicht geben auch sie zu bedenken: "Wenn im weiteren Jahresverlauf die Anleger vermehrt auch einmal einen Blick auf die Perspektiven für das Jahr 2010 werfen, sollte sich unserer Meinung nach Ernüchterung breit machen."
Von der Unternehmensseite her dürften Börsianern zufolge in der kommenden Woche kaum Impulse kommen. Am Donnerstag präsentiert der im SDax notierte Modekonzern Gerry Weber seine Quartalszahlen. Auch ansonsten rückt der Index der kleinen Werte in den Blick: Die Titel des Finanzvertriebs OVB Holding und des Wettanbieters Tipp24 24 steigen mit Wirkung zum 22. Juni in den SDax auf. Sie ersetzen dort die Titel des Luxusmodekonzerns Escada und des Immobilienunternehmens Vivacon.
Lutz Alexander, dpa-afx