Wochenausblick Dax zeigt Kraftreserven
Frankfurt am Main - "Obwohl sich die meisten Anleger wegen des steilen Anstiegs zunehmend unwohl fühlen und auf eine Korrektur warten, warten andere immer noch darauf, in den Markt wieder reinzukommen", fasst Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba die Einschätzung vieler Börsianer zusammen. Viele Investoren hätten verpasst, rechtzeitig einzusteigen und nutzten nun jeden Rücksetzer, um auf den fahrenden Zug noch aufzuspringen. "Deshalb wird eine Korrektur wohl erst kommen, wenn kaum noch jemand damit rechnet."
Seit Anfang März hat der Dax mehr als 40 Prozent zugelegt. In der zu Ende gehenden Woche stieg der Leitindex zeitweise sogar auf ein Jahreshoch von 5177 Zählern.
Als "übertrieben" bezeichnen die Experten der Landesbank Berlin die Kurszuschläge. "Sollte dem Hoffnungsballon, den der Markt derzeit in Bezug auf Konjunktur und Finanzkrise steigen lässt, das Helium ausgehen, könnte er schnell wieder zu Boden sinken und somit die Aktienkurse mit nach unten ziehen", schreiben sie in einer Studie.
Zu Beginn der neuen Woche dürften zunächst die Daten zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion zeigen, ob hierzulande das Schlimmste der Krise tatsächlich überstanden ist. Im Wochenverlauf wird der Fokus der Anleger wohl Richtung Amerika wechseln, wo die Statistik zu den US-Einzelhandelsumsätzen und das für Juni von der Uni Michigan erfasste Verbrauchervertrauen veröffentlicht werden.
"Die Erwartungen sind inzwischen recht ambitioniert, ich sehe da eher Enttäuschungspotenzial", sagt LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann." Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Konjunkturlage wird das Beige Book der US-Notenbank (Fed) liefern. Nach Einschätzung der WestLB dürfte es bestätigen, dass sich die Talfahrt der US-Wirtschaft weiter verlangsamt hat.
Banges Warten auf Entscheidungen in Berlin
Von Unternehmensseite dürften die Dauerbrenner Opel, Porsche/VW und Arcandor verlässlich weiter für Schlagzeilen sorgen. Am Freitag läuft für den Handelskonzern die Frist für eine Refinanzierung eines Kredits über 650 Millionen Euro aus. Arcandor setzt auf staatliche Unterstützung, um eine Insolvenz zu vermeiden, die nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" schon am Montag droht. Konkurrent Metro streckt bereits die Fühler nach den lukrativsten Karstadt-Warenhäusern aus.
Auch Porsche hofft auf monetäre Unterstützung aus der Staatskasse. Die Regierung wird sich Anfang der Woche mit einem Darlehensantrag des Sportwagenherstellers über 1,75 Milliarden Euro beschäftigen. Das wäre der größte Kredit, den die Förderbank KfW jemals herausgereicht hat. Porsche ist wegen der Übernahme des deutlich größeren Autobauers Volkswagen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Für den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estatekönnte es die letzte Woche in einem Auswahlindex werden. Durch die auf der Hauptversammlung genehmigte Kapitalerhöhung steigt der Anteil des Bundes auf mehr als 90 Prozent. Die Anforderung an den Streubesitz sind damit nicht mehr erfüllt. Sobald der Deutschen Börse ein entsprechender Eintrag ins Handelsregister gemeldet wird, sollten die Aktien innerhalb von zwei Tagen aus dem MDax fliegen.
Kirsti Knolle, reuters