Märkte Angst vor dem nächsten Absturz
Frankfurt am Main - Schwache Konjunkturdaten haben an den US-Börsen Ängste vor einer Verschärfung der Wirtschaftsprobleme geschürt und die großen Indizes tief ins Minus gedrückt. Zudem gab es Befürchtungen, die bisherigen Bemühungen zur Stabilisierung des globalen Finanzsystems könnten nicht ausreichen.
Die Stimmung zog Aktien quer durch alle Branchen nach unten. Von den 30 im Index Dow Jones enthaltenen Werten lag allein Wal-Mart im Plus, nachdem der weltgrößte Einzelhändler unerwartet gute Zahlen vorlegte. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 3,79 Prozent auf 7552 Punkte. Im Verlauf pendelte er zwischen 7551 und 7845 Zählern.
Der breiter gefasste S&P-500 gab 4,56 Prozent auf 789 Stellen ab und sackte damit erstmals seit November unter 800 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 4,15 Prozent auf 1470 Punkte nach. Alle drei Indizes schlossen damit nahezu auf ihren Tagestiefs. In Frankfurt verlor der Dax 3,44 Prozent auf 4216 Zähler.
Die Sorge vor einem Absturz der osteuropäischen Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession hatte zuvor die europäischen Aktienmärkte am Dienstag deutlich ins Minus gedrückt. Der Dax fiel um 3,4 Prozent auf 4216 Punkten. Der Europa-Index Stoxx 50 verlor 2,4 Prozent. Alle 30 Werte im Dax verzeichneten Verluste. Der MDax sank um 4,21 Prozent 5008 Zähler und der TecDax fiel um 1,95 Prozent auf 482 Punkte.
"Osteuropa scheint die nächste Sorge des Marktes zu sein", sagte ein Börsianer. Die Ratingagentur Moody's hatte erklärt, der wirtschaftliche Abschwung in Osteuropa sei vermutlich schwerer als anderswo. Laut der Konkurrenz von Standard & Poor's (S&P) könnte eine Überprüfung der Bonitätseinstufung osteuropäischer Banken anstehen.
Auf der Rentabilität osteuropäischer Banken lasten Moody's zufolge steigende Kreditkosten und der jüngste Rutsch der regionalen Währungen. Dadurch könne die Kapitalbasis der Institute erodieren, was auf die westeuropäischen Mutterkonzerne durchschlagen könnte.
Finanzwerte in Frankfurt unter Druck
"Die Nachrichten zu Osteuropa sind bedeutsam, insbesondere für Länder wie Österreich und Deutschland und für bestimmte Banken. Der Fokus liegt heute auf den Banken, aber dies gilt auch für den verarbeitenden Sektor", sagte Aktienstratege Gerhard Schwarz von Unicredit. "Jede weitere Verschärfung der Probleme in Osteuropa würde weitere Kapazitätskürzungen nötig machen."
Angesichts der düsteren Wolken über den Banken in Ländern wie Polen, Ungarn und Tschechien gerieten europaweit die Finanzwerte unter Druck. Der Index für die europäische Bankenbranche fiel um fast 6 Prozent. Jeder fürchte weitere Hiobsbotschaften aus der Finanzwirtschaft, sagte ein Händler.
Vor allem die italienische Unicredit, die beiden österreichischen Institute Erste Group Bank und Raiffeisen International sowie die französische Societe Generale sind stark im Osteuropa-Geschäft. Die Aktien der Institute brachen um sieben bis 18 Prozent ein.
In Frankfurt verloren die Aktien der Deutschen Bank 5,8 Prozent. Commerzbank gaben am Tag vor der Vorlage von Geschäftszahlen 5,7 Prozent nach. Die Kursverluste von je 7,5 Prozent bei Salzgitter und Metro führten Händler auf die schwachen Perspektiven für das einst boomende Osteuropa-Geschäft zurück.
Daimler-Aktien gaben 3,8 Prozent nach. Der Konzern verdiente 2008 nur rund ein Drittel so viel wie im Jahr zuvor. "In der Summe sind die Zahlen deutlich schlechter als erwartet", betonte Analyst Marc-Rene Tonn von MM Warburg. "Das ist aber im wesentlichen auf ein deutlich schwächeres Quartalsergebnis bei Chrysler zurückzuführen und deshalb entschuldbar." Die Titel des Konkurrenten BMW verloren 6 Prozent.
manager-magazin.de mit Material von reuters und dpa