Börsenschluss Dax gewinnt mehr als 10 Prozent
Frankfurt am Main - Das Rettungspaket für die taumelnde US-Bank Citigroup hat am Montag den Aktienbörsen eine Erholung beschert. Die anstehende Ernennung des New Yorker Fed-Chef Timothy Geithner zum künftigen Finanzminister der USA sorgte zusätzlich für etwas Zuversicht unter den Anlegern. Daran änderte auch der unerwartet deutliche Rückgang des Ifo-Index auf den niedrigsten Stand seit Februar 1993 zunächst nichts. Das Rettungspaket wurde unter Beteiligung von Geithner geschnürt.

Unglaublich: In Frankfurt am Main gingen am Montag wieder Kauforder ein. Hält die Erholung?
Foto: DPADer Dax stieg um 10,3 Prozent auf 4554 Punkte und holte damit fast den gesamten Verlust der Vorwoche von 12,4 Prozent wieder auf. Händler beklagten allerdings die relativ geringen Umsätze. Das Handelsvolumen im Dax betrug 211 (Freitag 204) Millionen Aktien. Der Umsatz belief sich auf 5,2 (4,7) Milliarden Euro. Der MDax beendete den Handel mit einem Plus von 8,19 Prozent auf 5122 Zähler, und der TecDax legte um 7,75 Prozent auf 465 Punkte zu.
In New York stiegen die Aktien der Citigroup um rund 60 Prozent. Zum Handelsschluss in Europa notierte der Dow Jones 3,6 Prozent im Plus, der Nasdaq-Composite lag 4 Prozent höher. An der Nymex verteuerte sich das Fass (159 Liter) US-Leichtöl der Sorte WTI um 7,5 Prozent auf 53,70 Dollar.
Marktanalyst Marco Günther von der Hamburger Sparkasse (Haspa) begründete das dicke Kursplus mit der Nachricht, dass der einst weltgrößte Finanzkonzern Citigroup von der US-Regierung mit einem beispiellosen Rettungsschirm von mehr als 300 Milliarden US-Dollar vor dem Absturz bewahrt wird. Diese Meldung hatte die Citigroup-Aktie in die Höhe katapultiert und damit auch die US-Indizes und den Dax angetrieben. Angesichts der hohen Schwankungsanfälligkeit der Märkte ist der Experte jedoch der Auffassung, dass dieses Kursplus nicht nachhaltig sein dürfte.
Selbst die Nachricht, dass das Geschäftsklima in Deutschland sich so stark abgekühlt hat wie seit 15 Jahren nicht mehr, konnte den deutschen Aktienmarkt nicht bremsen. Im Gegenteil: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zwar zum sechsten Mal in Folge gefallen (auf 85,8 Punkte) gefallen, der Dax jedoch baute seine Zugewinne bis 17 Uhr um 370 Punkte auf knapp 4501 Zähler aus: ein Plus von 9,1 Prozent. Der MDax gewann 6,5 Prozent, der TecDax verbesserte sich um 6,0 Prozent.
Geithner, Summers und Richardson Kandidaten für Obamas Team
Der Dow Jones war bereits am Freitag um 6,5 Prozent auf 8046 Zähler gesprungen war. Am Abend (MEZ) will der designierte US-Präsident Barack Obama sein Wirtschaftsteam bekannt geben, das ab Übernahme der Amtsgeschäfte am 20. Januar 2009 die Finanzkrise meistern soll.
Als Finanzminister ist Presseberichten zufolge Timothy Geithner, Präsident der Notenbank von New York, vorgesehen. Direktor des "National Economic Council" soll Lawrence Summers werden. Als Wirtschaftsminister ist Bill Richardson im Gespräch.
Finanztitel klettern zweistellig - Hilfen für Citi stützen
Finanztitel klettern zweistellig
Banken- und Finanzwerte im Dax waren stark gefragt und zählten zu den größten Gewinnern. Aktien der Hypo Real Estate rückten um rund 21 Prozent auf 2,61 Euro vor. Auch Titel der Allianz mischten sich mit der Schlussglocke in die Spitzengruppe und verbesserten sich um knapp 21 Prozent auf 56,24 Euro. Aktien der Deutschen Bank rückten mit Kursplus von knapp 24 Prozent auf 23,25 Euro an die Spitze des Dax. Commerzbank verteuerten sich um rund 14 Prozent auf 6,20 Euro.
Die Nachricht über staatliche Hilfe für die Citigroup sorge für Erleichterung, sagten Börsianer. Die US-Regierung eilt der stark angeschlagenen Großbank mit einer weiteren Kapitalspritze über 20 Milliarden Dollar sowie einer Bürgschaft von bis zu 306 Milliarden Dollar zur Hilfe.
Beim Branchenprimus Deutsche Bank kommt laut Händlern noch ein Bericht der "Financial Times" hinzu, der allerdings schon bekannte Pläne zu Kostensenkungen wiedergebe. Jedoch könnte die Eigenkapitalquote durch eine Kapitalerhöhung aufgebessert werden, was der Markt sensibel verfolgen dürfte.
Autotitel fester - bis auf Volkswagen
BMW und Daimler fester - VW gibt nach
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten auch die Aktien der Deutschen Post , die sich um rund 18,5 Prozent auf 10,80 Euro verteuerten, was Händler als technische Gegenreaktion auf die Verluste der Vorwoche beschrieben.
Autotitel standen ebenfalls im Blick. Die Stammaktien von Volkswagen verzeichneten als einziger Dax-Wert ein Minus. Sie sie verbilligten sich um 9,67 Prozent auf 329,71 Euro. Händler verwiesen auf einen Kurssprung in der Schlussauktion am Freitag, der wohl mit dem Verfall von Optionen zusammengehangen habe und nun wieder korrigiert worden sei. Hinzu komme die Neugewichtung der MSCI-Aktienindizes zum 25. November. Hier verliere Volkswagen stark an Gewicht und entsprechend sei Verkaufsdruck in der Schlussauktion zu erwarten. Ein anderer Börsianer verwies auf das schlechte Chartbild, nachdem das Papier ein neues Tief markiert habe.
BMW verteuerten sich um rund 10 Prozent auf 19,70 Euro. Der Münchener Autobauer will seinen Marktanteil in Deutschland 2008 auf einen historischen Höchstwert von mehr als neun Prozent steigern. Deutschland-Chef Philipp von Sahr zufolge hat Deutschland die USA als ertragsstärksten Markt abgelöst und entsprechend wirkt dieses Ziele laut Händlern positiv auf die Aktien.
Die arg geprügelte Aktie von Daimler gewann gar rund 17 Prozent auf knapp 24 Euro.
Premiere gewinnen 32 Prozent
ThyssenKrupp will kräftig sparen
ThyssenKrupp legten als ein weiterer Favorit im Dax um 13,59 Prozent auf 14,04 Euro zu. Neben der allgemeinen Markterholung verwiesen Börsianer insbesondere auf einen Bericht der "Financial Times Deutschland" als Antrieb, dem zufolge ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz die Führungskräfte des Industriegüterkonzerns auf einen strikten Sparkurs eingeschworen hat. Im Konzern würden Einsparungen von rund einer Milliarde Euro angestrebt. "Das ist schon positiv", sagte ein Händler. "Die massiven Einsparmaßnahmen sind allerdings Folge des deutlichen Abschwungs im Sektor."
Zum Tagessieger im MDax mauserten sich im Verlauf Aktien von Premiere , die mit plus 32,16 Prozent auf 3,74 Euro an der Indexspitze standen. Nach dem Medienunternehmer Rupert Murdoch hat nun auch Silvio Berlusconi Anteile am Bezahlsender erworben. Über seine Finanzholding Fininvest erwarb der italienische Ministerpräsident und Medienunternehmer zuletzt 3,134 Prozent der Premiere-Stammaktien. Ob es sich um einen kompletten Neueinstieg oder die Erhöhung eines bereits vorhandenen Anteils handelt, blieb zunächst unklar. Murdoch hält über seine News Corp. derzeit 25,01 Prozent an Premiere und ist damit größter Aktionär. Ein Händler sagte: "Es sorgt natürlich für Fantasie, dass bei Premiere jetzt mit Murdoch und Berlusconi zwei Milliardäre mit von der Partie sind."
TecDax: Solar- und Windwerte haussieren
Im technologielastigen Auswahlindex TecDax waren insbesondere Aktien aus dem Bereich erneuerbarer Energieen gefragt. SMA Solar Technology gewannen rund 17 Prozent auf 27,52 Euro. Am Donnerstag hatte das Papier des Solarkonzerns bei 23,00 Euro noch ein historisches Tief markiert.
Q-Cells rückten um mehr als 31 Prozent auf knapp 23 Euro vor. Solarworld gewannen "lediglich" rund 10 Prozent hinzu. Händler verwiesen hier auf eine Abstufung durch Merrill Lynch von "Neutral" auf "Underperform" als Belastung.
Bei den Windkraft-Werten verteuerten sich Repower um knapp 20 Prozent auf 92 Euro. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge prüft Suzlon Energy den Verkauf von Beteiligungen, um Geld für die Übernahme des Windanlagenbauers aufzubringen.
Nordex schlossen ebenfalls mit rund 13 Prozent im Plus. Die WestLB nahm ihr Kursziel nach einer Überarbeitung der Prognosen in Reaktion auf die Zahlen und möglicher negativer Auswirkungen der Finanzkrise von 20,6 auf 8,0 Euro zurück.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen
Dax-Geflüster: Alptraum Aktiensparen