Märkte Investoren fürchten verschärfte Krise
Frankfurt am Main/New York - Die US-Börsen haben am Dienstag nach einem schwankungsanfälligen Handel ihre Talfahrt fortgesetzt. Börsianer verwiesen auf die Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Wirtschaft, die viele Anleger umtreibe. "Derzeit wissen wir nicht, wie tief die Rezession ist, in der wir stecken", sagte Jim Herrick, Leiter Aktienhandel bei Baird & Co. Bis es Klarheit zur Lage der Wirtschaft und den Gewinnen der Unternehmen gebe, werde der Markt in seiner derzeitigen Handelsbreite gefangen sein.
Der Dow-Jones-Index büßte 1,99 Prozent auf 8694 Punkte ein. Der marktbreite S&P-500-Index gab 2,20 Prozent auf 898,96 Zähler ab. Der Nasdaq Composite verlor 2,22 Prozent auf 1581 Punkte. Der Nasdaq 100 schloss mit minus 2,03 Prozent bei 1226 Zählern.
Verlierer fanden sich in den unterschiedlichsten Branchen. So gerieten beispielsweise Finanztitel, Autobauer, aber auch Aktien des Einzelhandels unter Druck.
General Motors erlitten den zweiten Tag in Folge herbe Kursverluste und rutschten 13,10 Prozent auf 2,92 US-Dollar abermals ans Dow-Jones-Ende. Eine Reihe von Analysten hegen Bedenken, ob GM ohne ein Einschreiten des Staates einen Kollaps möglicherweise nicht mehr verhindern kann.
Die Entscheidung von American Express, sich in eine gewöhnliche Bank umzuwandeln, wurde von den Anlegern abgestraft. Die Titel verloren 6,95 Prozent auf 22,40 US-Dollar. Der von der Finanzkrise gebeutelte US-Kreditkartenkonzern will durch den Umbau in eine Bank Zugang zu günstigem Kapital der US-Notenbank bekommen.
Nach einer Produktionsdrosselung gerieten die Titel von Alcoa unter Druck und büßten 7,13 Prozent auf 10,94 Dollar ein. Der Aluminiumkonzern fährt wegen der düsteren Konjunkturaussichten seine Produktion weiter zurück. Mit der erneuten Kürzung drosselt der Hersteller die jährliche Fertigung um insgesamt 15 Prozent.
Starbucks litten unter dem Konzernumbau und verloren 2,06 Prozent auf 9,99 Dollar. Starbucks ist wegen des Konzernumbaus im vergangenen Quartal nur knapp an den roten Zahlen vorbeigeschrammt. Besonders in Westeuropa stutzt der Konzern nun seine Ausbaupläne angesichts trüber Konjunkturaussichten erneut.
Dax stürzt ab
Dax stürzt ab
Auch an den europäischen Börsen haben am Dienstag erneut Rezessionsängste die Oberhand gewonnen. Der Dax rutschte um 5,2 Prozent auf 4762 Zähler ab. Für den MDax mittelgroßer Werte ging es um 4,13 Prozent auf 5498 Punkte nach unten. Der TecDax fiel um 3,17 Prozent auf 522 Zähler.
"Es besteht nach wie vor die Gefahr einer tieferen und längeren Rezession in den Industriestaaten, und das ist der entscheidende Unsicherheitsfaktor, der über den Märkten schwebt", sagte Aktienstratege Thomas Grüner von der Landesbank Berlin.
Die stimmungsaufhellende Wirkung des am Montag angekündigten chinesischen Konjunkturpaketes war an den Börsen damit schnell verpufft.
Der Umsatz auf Xetra belief sich auf 159 (Vortag: 121) Millionen Dax-Aktien im Volumen von 4,0 (3,4) Milliarden Euro. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl fiel um mehr als fünf Prozent auf 58,90 Dollar.
Auch laut Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, leidet der Aktienmarkt derzeit unter den Vorboten einer waschechten Rezession. Der Experte verwies unter anderem auf die Schwäche europäischer und US-amerikanischer Kfz-Hersteller und Automobilzulieferer, deren Aktien in einem sich abschwächenden Marktumfeld in der Regel als erste unter Druck gerieten.
Autoaktien auf der Verliererseite
Autoaktien auf der Verliererseite
Vor diesem Hintergrund zählten Automobilaktien zu den größten Verlierern. Titel von Daimler etwa fielen um 8,44 Prozent auf 23,66 Euro, und die Aktien des Zulieferers Continental verbilligten sich um 9,26 Prozent auf genau 29,00 Euro.
Auch Titel von Finanzkonzernen wurden von den Anlegern einmal mehr gemieden. So gaben die Aktien der Allianz nach skeptischen Analystenkommentaren 8,14 Prozent auf 59,89 Euro nach.
Titel der Deutschen Börse sanken um 10,16 Prozent auf 58,52 Euro. Einige Marktteilnehmer spekulierten auf zunehmenden Druck auf die Großaktionäre TCI und Atticus, nachdem Mittelabflüsse und Verluste in anderen Engagements die Hedge-Fonds in Handlungsnot bringen könnten.
Aktien der Postbank fielen um 7,95 Prozent auf 15,39 Euro. Händler verwiesen auf den am späten Vorabend veröffentlichten Quartalsbericht, in dem für das Gesamtjahr 2008 der erste Verlust seit Jahren nicht mehr ausgeschlossen wird. Im Sog der negativen Nachrichten fielen Deutsche-Bank-Papiere um 10,07 Prozent auf 27,20 Euro.
RWE überrascht positiv
RWE überrascht positiv
Mit Blick auf Einzelwerte standen Unternehmen mit Quartalsberichten im Fokus. Dabei hielten sich die Papiere von RWE mit einem Minus von 1,90 Prozent auf 67,20 Euro noch besser als der Gesamtmarkt. Der Energieversorger verzeichnete in den ersten neun Monaten auf operativer Ebene ein unerwartet hohes Ergebnisplus.
Tognum-Titel verloren im MDax ebenfalls unterdurchschnittliche 1,79 Prozent auf 8,77 Euro. Analyst Dirk Nettling von der Commerzbank sah die Quartalszahlen "über den Erwartungen".
Aktien von Pfleiderer legten um 0,32 Prozent auf 6,22 Euro zu. Der Möbel- und Bauzulieferer hat im dritten Quartal trotz der konjunkturellen Flaute überraschend mehr verdient als ein Jahr zuvor, ist aber wegen der Konjunktureintrübung deutlich vorsichtiger für das restliche Gesamtjahr.
Titel der Aareal Bank stürzten indes um 17,03 Prozent auf 6,14 Euro in die Tiefe. Die Bank nahm trotz der solide eingestuften Zahlen im dritten Quartal ihre Prognose für das Gesamtjahr zurück.
Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 5,42 Prozent auf 2484 Punkte. Auch die Börsen in London und Paris verbuchten Verluste.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen