Börsenschluss VW-Aktie zieht den Dax ins Plus
Frankfurt am Main - Die Kursexplosion bei Volkswagen hat am Montag den Dax ins Plus gezogen. Der ging mit 4335 Punkten aus dem Handel, einem Plus 0,9 Prozent. Rechnet man diese Unterstützung durch die VW-Aktie heraus, ergäbe sich ein Minus von knapp 10 Prozent: Alle anderen 29 Dax-Werte schlossen im Minus.
Der MDax fiel um 5 Prozent auf 4810,55 Punkte. Der TecDax gab 4,3 Prozent auf 458,21 Zähler nach.
Börsianer begründeten das zeitweilige VW-Kursplus von bis zu 200 Prozent auf 635 Euro mit Fehlspekulationen von Anlegern. Diese hätten auf fallende Kurse gesetzt und seien auf dem völlig falschen Fuß erwischt worden. Daher seien sie gezwungen, die Aktie um jeden Preis nachzukaufen. Die Aktie schloss mit 520 Euro und 146 Prozent im Plus.
Porsche hatte am Sonntag angekündigt, den Anteil an VW im nächsten Jahr auf eine Dreiviertel-Mehrheit aufzustocken, um den Weg für einen Beherrschungsvertrag frei zu haben. Bereits bis Ende 2008 will der Sportwagenbauer das Steuer in Wolfsburg mit über 50 Prozent der Stimmrechte übernehmen. Porsche hält seit Ende vergangener Woche 42,6 Prozent der Stimmen an VW. Weitere 31,5 Prozent der Stammaktien kann Porsche mit einem deutlichen Abschlag zum aktuellen Börsenkurs erwerben, da der Kaufpreis für dieses bei institutionellen Investoren vermutete Paket über Optionen schon vor langer Zeit abgesichert wurde.
Internationale Märkte mit Kursverlusten
Die internationalen Aktienmärkte sind nach der Verkaufswelle der vergangenen Handelstage mit deutlichen Kursverlusten in die neue Woche gestartet. Nach negativen Vorgaben aus Asien brach der Deutsche Aktienindex Dax kurz nach Handelseröffnung knapp 5 Prozent ein. Bis Nachmittag erholte er sich etwas und lag nur noch etwa 2 Prozent im Minus. Auch in Paris, London und der Schweiz zeigten die Kurse nach unten, nachdem der Nikkei-Index zuvor auf 7162 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit 26 Jahren abstürzt war.
Unter dessen deutete die Europäische Zentralbank (EZB) an, dass eine Leitzinssenkung für den Euro-Raum bevorstehen könnte. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte in Madrid, eine Senkung im November sei eine Möglichkeit. Die US-Notenbanker treffen sich bereits am (morgigen) Dienstag für zwei Tage. Allgemein wird mit einer Leitzinssenkung um 0,5 Prozentpunkte auf 1 Prozent in den USA gerechnet. Allerdings machten auch Spekulationen die Runde, wichtige Notenbanken der Welt könnten wegen der Finanzmarktkrise erneut in einer konzertierten Aktion die geldpolitischen Zügel lockern.
Die weltweite Finanzkrise hat die bisher vergleichsweise glimpflich davon gekommene Postbank im dritten Quartal mit voller Wucht erwischt. Das Bonner Institut musste zwischen Juli und September neue Belastungen von rund einer Milliarde Euro wegstecken, sackte in die roten Zahlen und muss sich nun beim Großaktionär Deutsche Post frisches Geld beschaffen. Die Aktionäre müssen auf eine Dividende verzichten - ihr diesjähriges Gewinnziel kassierte die Bank ebenfalls ein.
An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch. Zum Handelsschluss lag die Postbank-Aktie mit minus 24 Prozent und 14,25 Euro am Dax-Ende. Für viele kamen die roten Zahlen und die Kapitalerhöhung "wie ein Schock", Analysten äußerten sich zum Teil weniger überrascht. "Das wird nicht die letzte Kapitalerhöhung der Postbank sein, die wir gesehen haben", vermutet Analyst Dirk Becker von der Landsbanki Kepler. "Die haben noch eine Menge an strukturierten Kreditprodukten im Portfolio."
US-Börsen von Konjunktursorgen belastet
US-Börsen von Konjunktursorgen belastet
Anhaltende Sorgen über das Ausmaß einer weltweiten Konjunkturabkühlung haben die US-Börsen am Montag erneut ins Minus gedrückt. In einem volatilen Handel lasteten auf dem Markt Ängste über ein Durchschlagen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft. Marktteilnehmer fürchteten dadurch nach unten revidierte Gewinnprognosen der Unternehmen.
Positive Nachrichten aus der Telekommunikationsbranche und eine sich andeutende Entspannung an den Kreditmärkten konnten die Stimmung auf dem Parkett nicht nachhaltig aufhellen.
Nach einer Berg- und Talfahrt rutschte der Dow-Jones-Index der Standardwerte in einem regelrechten Ausverkauf zu Börsenschluss innerhalb von knapp 20 Minuten deutlich nach unten und ging 2,4 Prozent tiefer mit 8175 Punkten aus dem Handel. Im Verlauf pendelte er zwischen 8143 und 8599 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 3,2 Prozent auf 848 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab knapp drei Prozent auf 1505 Stellen nach. In Frankfurt schloss der Dax getrieben von der Kursexplosion bei Volkswagen dagegen 0,9 Prozent fester bei 4334 Zählern.
Zu den Verlierern gehörten unter anderem die Titel von Microsoft mit einem Kursverlust von 3,6 Prozent. Das "Wall Street Journal" berichtete, mittlerweile hätten viele Firmen Schwierigkeiten, ihre IT-Finanzierungen zu schultern und gerieten bei den entsprechenden Krediten in Verzug.
Auf den Titeln großer Ölkonzerne lastete der weitere Rückgang der Ölpreise. Der Preis für US-Leichtöl sank um knapp zwei Dollar auf etwa 62 Dollar je Barrel. Deshalb gaben die Papiere von Exxon Mobil 4,3 Prozent nach, die von ConocoPhillips sogar 5,8 Prozent.
Auch der Abwärtstrend bei dem Autokonzern General Motors hielt mit einem Kursrutsch von 8,4 Prozent an. Die Anleger zeigten sich nach Bekanntwerden der Übernahmegespräche zwischen GM und Chrysler-Eigentümer Cerberus verärgert über den Ausblick des Konzerns.
Die Liste der Gewinner führten unter anderem Verizon-Papiere an. Der zweitgrößte US-Telekomkonzern trotzte im dritten Quartal dem Konjunkturabschwung und überzeugte mit einer soliden Geschäftsbilanz. Die Börse honorierte das mit einem Kursanstieg von mehr als zehn Prozent. Im Sog der Verizon-Aktie legten auch weitere Branchentitel zu.
Hoffnung dank EZB
Einige Anleger schöpften zudem Hoffnung, dass weitere Zinssenkungen der Zentralbanken eine Rezession zumindest abmildern könnten. EZB-Chef Jean-Claude Trichet signalisierte am Montag mit überraschend deutlichen Worten, dass die Europäische Zentralbank in der kommenden Woche im Kampf gegen die Finanzkrise voraussichtlich die Kredite erneut verbilligen wird. Auch von der US-Notenbank Fed erwarten die Anleger mindestens eine weitere Zinssenkung.
manager-magazin.de mit Material von reuters, dpa-afx und ap