Börsenschluss Dax verliert mehr als 2 Prozent

Schwarzer Tag an der Börse: Sorgen um eine steigende Inflation und eine Ausweitung der Finanzkrise haben den Aktienmarkt am Nachmittag zunehmend unter Druck gesetzt. Der Dax verlor fast 160 Punkte und fiel deutlich unter die Marke von 6500 Zählern.

Frankfurt am Main - Der Dax  baute seine Verluste am Nachmittag sukzessive auf 2,39 Prozent (158,24 Zähler) aus und schloss bei 6459,6 Punkten. Der MDax  endete bei beinahe 2 Prozent im roten Bereich, der TecDax  ging mit Minus 3,99 Prozent aus dem Handel.

Auch an der Wall Street ging es abwärts. Grund waren vor allem neue Sorgen über die Folgen der Kreditkrise für die Finanzbranche. Die hoch angesehene Investmentbank Goldman Sachs  prognostizierte neue Milliardenabschreibungen bei Citigroup  und Merrill Lynch . Unerwartet schwache Geschäftszahlen von Nike  und Research in Motion  trugen ebenfalls zu der schlechten Stimmung bei.

Der Dow Jones  verlor in den ersten Handelsminuten 1 Prozent auf 11.697 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 1,2 Prozent auf 1306 Zähler nach, der Technologie-Index Nasdaq  1,7 Prozent auf 2360.

In Frankfurt nannten Marktteilnehmer Inflationssorgen, Zinserhöhungsfantasien, schwache Bankentitel sowie Marktgerüchte um den US-Autobauer Chrysler als Hauptbelastungsfaktoren.

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch den Leitzins wie erwartet unverändert gelassen, aber von erhöhten Inflationsgefahren gesprochen. Zudem habe der überraschend deutliche Anstieg der Einfuhrpreise in Deutschland die Furcht der Anleger vor Zinssteigerungen vergrößert, sagte Marktanalyst Heino Ruland von FrankfurtFinanz Partner. Hinzu komme, dass nun auch der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis  in Reaktion auf die Marktturbulenzen eine milliardenschwere Kapitalerhöhung plant. Dies und die skeptischen Aussagen des Investmenthauses Goldman Sachs zum US-Bankensektor habe die Anleger zusätzlich verunsichert und die Märkte auf Talfahrt geschickt.

Ölpreis legt um mehr als vier Dollar zu

Ölpreis legt um vier Dollar zu

Auch die Entwicklung am Ölmarkt war nicht dazu angetan, die Inflationsängste zu zerstreuen. Die Ölpreise sind am Donnerstag im Nachmittagshandel um über vier Dollar gestiegen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur August-Auslieferung stieg auf 138,81 US-Dollar. Das sind 4,26 Dollar mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent kletterte um 4,33 Dollar auf 134,70 Dollar.

Der Ölpreis dürfte nach Einschätzung von Opec-Präsident Chakib Khelil im Sommer auf 150 bis 170 US-Dollar je Barrel (159 Liter) steigen. Der Preis dürfte aber zum Jahresende wieder sinken, sagte der Präsident der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) am Donnerstag im französischen Fernsehen.

Im Leitindex Dax schlossen alle Titel im Minus. Papiere von Hypo Real Estate (HRE)  rutschten am Dax-Ende um 7,32 Prozent auf 18,98 Euro ab. Insgesamt sind der Investorengruppe J. C. Flowers nach eigenen Angaben 46,7 Prozent aller HRE-Papiere angeboten worden. Da dieser Wert die von Flowers angepeilten 24,9 Prozent deutlich übersteigt, gehen Marktteilnehmer nun davon aus, dass die überschüssigen Aktien vermutlich am Markt verkauft werden, und damit der Druck auf die Titel steigt.

Deutsche Börse verliert 6,3 Prozent

Deutsche Börse verliert 6,3 Prozent

Aktien der Deutschen Börse  folgten mit einem Abschlag von 6,3 Prozent auf 73,81 Euro. Händler verwiesen auf Pläne der Londoner Börse LSE , die mit einer alternativen Handelsplattform der wachsenden Konkurrenz entgegentreten will. Damit wachse der Konkurrenzdruck auf den deutschen Börsenbetreiber, sagte ein Börsianer.

Analyst Konrad Becker von Merck Finck zufolge sollten die Nachrichten jedoch nicht überinterpretiert werden. Zwar könnten der Umsatz und die Gebühren des deutschen Börsenbetreibers wegen der Aktivitäten alternativer Handelsplattformen weniger stark zulegen. Jedoch sei zu berücksichtigen, dass dies nur den Xetra-Handel betreffe, der lediglich etwa ein Sechstel des Ergebnisses der Deutschen Börse ausmache, sagte der Experte.

Gerüchte um Chrysler drücken Daimler

Gerüchte um Chrysler drücken Daimler

Daimler-Titel  verloren 3,30 Prozent auf 41,08 Euro. Sie erholten sich allerdings von ihren Tiefständen, nachdem ein Sprecher von Chrysler dementiert hatte, dass der US-Autobauer Insolvenz angemeldet habe. Zuvor hatten Sorgen über eine drohende Firmenpleite am Markt die Runde gemacht.

Der US-Autobauer hat am Dienstag den von der einstigen Konzernmutter Daimler zugesagten Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar in Anspruch genommen und weitere 500 Millionen Dollar vom neuen Mehrheitseigner, dem Finanzinvestor Cerberus, gezogen. Am Vorabend hat Fitch die Kreditwürdigkeit wegen einbrechender Verkaufszahlen abgestuft und einen negativen Ausblick angeheftet.

Adidas-Titel  wurden von Zahlen des US-Wettbewerbers Nike  belastet und gaben 3,97 Prozent auf 41,12 Euro ab. Hier kritisierten Börsianer insbesondere die Verkäufe in den USA. Equinet-Analyst Ingbert Faust führte außerdem den wegen höherer Marketingausgaben gesunkenen Vorsteuergewinn an. Nach Meinung des Analysten könnten die Margen von adidas und Puma  aus dem gleichen Grund belastet werden.

Arcandor und Wirecard verlieren zweistellig

Arcandor und Wirecard verlieren zweistellig

Papiere von Arcandor  gaben am MDax-Ende 10,25 Prozent auf 7,62 Euro nach. Als möglichen Belastungsgrund führten Händler negativ aufgenommene Nachrichten der französischen Handelskette Carrefour  an. Der Konzern dürfte nach der Umstrukturierung seiner Supermarktkette Champion einen niedrigeren Zusatzgewinn als erwartet erwirtschaften, woraufhin JP Morgan die Titel von "Overweight" auf "Neutral" gesenkt hat.

Wegen einer Vielzahl vor Gerüchten in Bezug auf die Stabilität des Unternehmens legten die im TecDax  gelisteten Titel des Anbieters von Zahlungsabwicklungen Wirecard  eine regelrechte Berg- und Talfahrt hin und stürzten schließlich um 29,55 Prozent auf 7,75 Euro ab. Eine Sprecherin betonte jedoch, dass die Bilanz solide sei. Die Marktspekulationen seien haltlos.

manager-magazin.de mit Material von dpa und reuters

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