Wochenausblick Fünf Tage Entspannung
Hamburg - In der kommenden Woche rechnen Börsianer an der Wall Street wegen des Thanksgiving-Feiertags mit einem geringeren Handel. Am Donnerstag sind die Märkte in den USA wegen Thanksgiving geschlossen, am Freitag ist die Handelszeit verkürzt.
Ein geringeres Handelsvolumen wiederum könne zu größeren Kursbewegungen führen, sagte Ernie Ankrim, Chefstratege Investment bei der Russell Investment Group in Tacoma, Washington. "Aber hinsichtlich des langfristigen Markttrends wird die Woche fast bedeutungslos werden", fügte er hinzu.
Die Anleger werden vor allem die Veröffentlichungen der Notenbank Fed zur Wirtschafts- und Zinsentwicklung blicken. Einen klaren Trend erwarten die Börsianer daraus allerdings nicht für den Markt. "Es ist schwer zu sagen, was den Markt nach unten treiben könnte, aber auch was ihn steigen lassen könnte", sagt Jeffrey Kleintop, Chef-Marktstratege von LPL Financial Services in Boston.
Neben dem Fed-Konjunkturausblick und dem Protokoll der Oktober-Sitzung des zinsentscheidenden Offenmarktausschusses (FOMC) sind die Zahlen über die Wohnbaubeginne und der Index des Verbrauchervertrauens in der kommenden Woche Fixpunkte für die Börsianer.
Die Konjunkturdaten werden nach Einschätzung von Experten allerdings wenig neuen Aufschluss über die Lage der US-Wirtschaft und die Auswirkungen der Hypothekenmarktkrise liefern. Die Aufmerksamkeit werde sich auf den NAHB-Immobilienindex und die Baubeginne und -genehmigungen richten, schreibt die Deutsche Bank in einem Ausblick. Man erwarte eine weitere Abschwächung bei den Daten. Die Talsohle der Rezession am Immobilienmarkt sei noch nicht erreicht.
Die Baugenehmigungen und Baubeginne dürften nach Ansicht der Volkswirte der Commerzbank kaum zusätzliche Erkenntnisse liefern. Denn selbst ein Anstieg der sehr volatilen Größen würde nicht das Ende der Immobilienmarktkrise signalisieren.
Der Dax hatte am Freitag um 0,71 Prozent auf 7612,26 Zähler nachgegeben. Der MDax verlor rund 1,01 Prozent auf 9676,71 Punkte, der TecDax 2,94 Prozent auf 940,02 Zähler. Später schloss in den USA der Dow Jones nach einem volatilen Handelstag um 0,51 Prozent fester bei 13.176 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,52 Prozent auf 1458 Zähler, der Technologie-Index Nasdaq kletterte 0,72 Prozent auf 2637 Stellen. Im Wochenverlauf betrug das Plus beim Dow 1,03 Prozent, der S&P gewann 0,34 Prozent und der Nasdaq 0,35 Prozent.
Postbank bleibt im Fokus
Postbank bleibt im Fokus
Am deutschen Aktienmarkt könnte am Wochenanfang erneut die Aktie der Postbank in den Fokus geraten. Die offiziell gar nicht zum Verkauf stehende Postbank stößt nach Angaben von Klaus Zumwinkel, Vorstandchef des Mutterkonzerns Deutsche Post, auf reges Kaufinteresse.
Es gebe eine "Schlange von Interessenten, darunter auch ausländische Banken", sagte Zumwinkel, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagausgabe). Die größte deutsche Privatkundenbank stehe "derzeit" zwar nicht zum Verkauf. Aber über ihre Zukunft "kann man im nächsten Jahr intensiver nachdenken".
Schon am vergangenen Freitag hatte die Aktie der Postbank von einer positiven Analystenstimme profitiert und an der Spitze des Dax um 2,9 Prozent auf 52,69 Euro angezogen.
Infineon dagegen rechnet angesichts der Euro-Stärke mit weiteren Belastungen. "Der Dollarkurs erfüllt uns in der Tat mit Sorge, denn er kostet uns doch erheblich Umsatz und Ergebnis", sagte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe) laut Vorabbericht. Eine Erhöhung der Produktion im Dollar-Raum sei für den Chip-Hersteller nur schwer möglich. "Sie können eine Halbleiterfabrik nicht kurzfristig verlegen. Das geht vielleicht in anderen Branchen, in unserer Industrie ist es extrem teuer und langwierig."
In Frankfurt trifft sich unterdessen in der kommenden Woche die Finanz- und Versicherungsbranche zur 10. "Euro Finance Week". Mehr als 550 Referenten, darunter etliche Bankchefs und Politiker, werden in den Tagen vom 19. bis 23. November erwartet.
Zum Auftakt des Branchentreffens am Montag soll über den "Finanzstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb" diskutiert werden. Als Referenten werden Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, sein Kollege von der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, Sparkassenpräsident Heinrich Haasis und Finanzstaatssekretär Thomas Mirow erwartet.
Insgesamt stehen in der Woche gut 30 Konferenzen und 150 Diskussionsrunden auf dem Programm - etwa zur Rolle von Finanzinvestoren (Private Equity) und zum Thema "Krankenversicherung in Deutschland im Spannungsfeld von EU-Vermittlerrichtlinie und Gesundheitsreform".
Am Freitag (23.11.) treffen sich die Fachleute dann zum abschließenden "Frankfurt European Banking Congress" in der Alten Oper, der in diesem Jahr unter dem Vorsitz der Dresdner Bank stattfindet.
manager-magazin.de mit Material von reuters, ddp und dpa