Börsenschluss Dax rutscht in kritische Zone
Hauptgrund für die Verkäufe bleibt Börsianern zufolge die Unsicherheit über die Konjunkturaussichten vor allem für die weltgrößte Volkswirtschaft USA. Konjunkturdaten aus Übersee hätten am Nachmittag keine neuen Erkenntnisse gebracht.
"Einzelstories gibt es heute kaum", hieß es bei mehreren Banken. Möglicherweise spiele auch der Verfall von Optionen auf Indizes und Banken am Freitag eine Rolle.
In den vergangenen Wochen habe sich der deutsche Markt dank robuster Quartalszahlen großer Unternehmen noch vom schwachen internationalen Umfeld absetzen können, erklärten Händler. Mit dem Ende der Berichtssaison falle dieser Effekt nun weg. "
Noch 16 Prozent Kursgewinn seit Januar
Der deutsche Leitindex liegt immer noch 16 Prozent über dem Vorjahresschluss. Bei den meisten anderen großen Börsenindizes ist das Plus schon ganz zusammengeschrumpft oder liegt klar unter zehn Prozent. Die Gewinne der im Dax notierten Unternehmen sind demgegenüber in den ersten drei Quartalen um insgesamt rund 35 Prozent gewachsen.
Der deutsche Markt entwickele wieder zunehmend im Einklang mit dem US-Markt, sagte ein Händler. Dies gelte umso mehr, als die Berichtssaison in Deutschland langsam auslaufe.
Nach den Vortagesverlusten am US-Markt notierten Dow Jones und Nasdaq Composite bis 19.30 Uhr jeweils knapp im Minus. Konjunkturdaten aus den USA zum Verbrauchervertrauen und zu Erstanträgen für Arbeitslosenhilfe wirkten sich kaum auf das Marktgeschehen in Frankfurt aus.
Wall Street knapp behauptet
Die Aktien von VW arbeiteten sich ins Plus und schlossen mit einem Gewinn von 0,17 Prozent auf 173,13 Euro. Händler verwiesen auf die am Nachmittag veröffentlichten positiven Absatzzahlen. Der Autobauer hatte im Oktober das konzernweite Absatzwachstum im Oktober beschleunigt. Insgesamt habe Volkswagen in den ersten zehn Monaten 8,5 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahr.
Gewinnmitnahmen bei den Lieblingen
Gewinnmitnahmen bei MAN
MAN gaben 4,50 Prozent auf 107,38 Euro ab. Einige Autowerte seien in den vergangenen Tagen insgesamt unter Druck geraten, sagte ein Analyst. Händler verwiesen auf die schlechte Stimmung in der Branche, die von einer möglichen Absatzschwäche in den USA herrühre.
Papiere von Infineon verloren nach Kursgewinnen vom Vortag 4,21 Prozent auf 9,10 Euro. Grund waren laut Händlern einige negative Analystenkommentare: So hatte ABN Amro die Aktien von "Buy" auf "Hold" abgestuft, Lehman und Citigroup senkten ihre Kursziele.
Nebenwerte: Solarworld, Tele Atlas und K+S sehr schwach
Die Aktien von Kali und Salz verloren im MDax 6,28 Prozent auf 126,55 Euro. Einem Händler zufolge wirkte die Absenkung der Prognose nach. Die Enttäuschung laste nachhaltig auf der Aktie.
Im TecDax stiegen Freenet um 0,28 Prozent auf 17,92 Euro. Das Quartalsergebnis sei wie erwartet nicht berauschend ausgefallen, sagte Frank Rothauge, Analyst bei Sal. Oppenheim. Positiv seien die guten Kundenzahlen. Weiterhin werde auf eine baldige Zerschlagung des Unternehmens spekuliert.
Tele Atlas rutschten um 4,05 Prozent auf 32,23 Euro ab. Gerüchte um einen möglichen Rückzug von Garmin aus der aktuell laufenden Bieterschlacht mit TomTom um den niederländischen Anbieter digitaler Straßenkarten drückten auf den Kurs, sagten Börsianer.
Auch die Solarwerte gerieten unter Druck. Solarworld gaben um mehr als 4 Prozent nach, und auch Conergy setzte seine Talfahrt schwungvoll fort.
GPC Biotech gewannen an der Spitze des TecDax 2,57 Prozent auf 3,19 Euro. Das Biotechnologie-Unternehmen baut nach dem Rückschlag für Satraplatin 44 Prozent seiner Belegschaft in Deutschland und den USA ab.
Schwaches Debüt vom Börsenneuling
KTG Agrar gaben an der Börse ein durchwachsenes Debüt. Die Aktien des Landwirtschaftsunternehmens starteten auf Xetra zwar mit einem ersten Kurs von 17,63 Euro und lagen damit über dem Ausgabepreis von 17,50 Euro. Dann rutschten sie allerdings etwas ab und schlossen bei 17,40 Euro.
Im großem Stil verabschiedeten sich die Anleger im SDax von den Aktien des Baumaschinenherstellers Wacker Construction. Erst im Mai waren Wacker Construction mit einem Ausgabekurs von 22 Euro an die Börse gegangen.
manager-magazin.de mit Material von reuters