Börsenschluss MAN und VW trotzen Abwärtstrend
Frankfurt am Main - Der Dax schloss nach einem uneinheitlichen Verlauf 0,47 Prozent tiefer bei 7884 Zählern. Auf Wochensicht bedeutete das ein Minus von 1,95 Prozent für den Leitindex. Der deutsche Leitindex zeigte sich damit allerdings weniger schwach als der Dow Jones, der ausgerechnet am 20. Jahrestag des Börsenkrachs von 1987 zeitweise ungewöhnlich stark unter Druck geriet.
Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 0,74 Prozent auf 10.451 Punkte ein. Für den Technologieindex TecDax ging es um 1,08 Prozent auf 989,78 Zähler nach unten.
"Es bleibt aber abzuwarten, ob wir nach dem Verfall nicht in einem Rutsch der Wall Street nach unten folgen", warnte ein Börsianer. Der Verfall von Index- und Aktienoptionen sorgt an den Börsen häufig für Bewegungen, die keine fundamentalen Gründe haben. Rätselraten löste auch ein zeitweise zehnprozentiger Kurssturz bei den Aktien von ProSiebenSat1 aus.
Hoher Ölpreis, schwache US-Unternehmensnachrichten
"Nach den enttäuschenden Zahlen der Bank of America am Donnerstag hat die Angst zugenommen, dass die US-Kreditkrise in den Bilanzen der Finanzunternehmen doch größere Spuren hinterlassen haben könnte als bisher gedacht", erklärte ein Händler die schlechte Stimmung der Anleger. Auch die viertgrößte US-Bank Wachovia verfehlte die Gewinnerwartungen und führte dies auf eine milliardenschwere Abschreibung im Investmentbanking zurück. Der Baumaschinenhersteller Caterpillar enttäuschte die Analystenerwartungen ebenfalls und verstärkte die Sorgen über konjunkturelle Folgen der Krise. Die andauernde Dollarschwäche und der hohe Ölpreis - zeitweise kostete das Fass US-Leichtöl erstmals mehr als 90 Dollar - sorgten zusätzlich für Verunsicherung.
Händler konnten allerdings viele Kursbewegungen nicht erklären, darunter auch den Kurssturz bei ProSiebenSat1. "Da will offenbar jemand unbedingt raus, egal was es kostet", erklärte ein Händler. Der Umsatz sei ungewöhnlich hoch. Die Aktien des Fernsehsenders, die im MDax gelistet sind, schlossen 8,7 Prozent niedriger. Schon am Vortag hatte die Aktie 4,6 Prozent an Wert verloren. "Mit dem Verfall kann das aber nicht zusammenhängen", sagte ein weiterer Händler. Am Mittag waren die Optionen auf die Indizes fällig geworden, am Abend folgten Optionen auf einzelne Aktien.
Kaum Parallelen zum Schwarzen Montag
Trotz der Hiobsbotschaften aus den USA sehen die meisten Börsianer kaum Parallelen zum Schwarzen Montag vor 20 Jahren. Bei diesem größten Crash der Nachkriegszeit war der Dow Jones um mehr als 20 Prozent eingebrochen.
Auch in Frankfurt waren die Kurse um mehr als 9 Prozent gefallen. Anders als vor zehn Jahren ist die Erinnerung an den Crash aber inzwischen verblasst. "Das ist überhaupt kein Thema", erklärte ein Händler. Die Gründe für den Kurssturz, der eine lange Durststrecke an den Aktienmärkten nach sich zog, waren vielfältig. Neben Zinsspekulationen machten Händler Computerprogramme für den Einbruch verantwortlich. Diese seien inzwischen aber ausgereifter, hieß es.
Analystenkommentare belasten Bankenwerte
Größter Verlierer im Dax waren am Freitag Infineon und Lufthansa mit Abschlägen von 3,1 Prozent beziehungsweise 2,7 Prozent. Zu den größten Verlierern zählten zudem die Aktien der Allianz - des Mutterkonzerns der Dresdner Bank - mit einem Abschlag von 2 Prozent auf 156,14 Euro und Deutsche Bank mit einem Minus von 1,5 Prozent auf 88,82 Euro. Commerzbank und Postbank verloren nach kritischen Analystenkommentaren zudem je mehr als 2 Prozent.
Einer der wenigen Gewinner im Dax waren die Aktien von MAN mit einem Plus von 0,9 Prozent auf 123,01 Euro. Hier hatte das Kursplus im Handelsverlauf zeitweilig bis zu 3 Prozent betragen. Händler begründeten dies mit hartnäckigen Spekulationen auf eine baldige Übernahme durch den schwedischen Konkurrenten Scania. Zudem stütze eine deutlichen Kurszielanhebung durch die Analysten von Goldman Sachs.
Aktien von Volkswagen, die als Großaktionär ebenfalls mitzureden hätten, legten 1,1 Prozent zu und waren damit der größte Dax-Gewinner. Am Dienstag entscheidet der Europäische Gerichtshof über die Rechtmäßigkeit des VW-Gesetzes, das die Stimmrechte eines Aktionärs auf höchstens 20 Prozent festlegt - unabhängig von seinem tatsächlichen Anteil. Wenn die Richter das Gesetz kippen, ebnen sie damit den Weg für eine Mehrheitsübernahme durch Porsche, deren Aktien 0,5 Prozent zulegten.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen