Börsenschluss Eingepreiste Krise

Der Dax hat einen Teil seiner Verluste wettgemacht. Von mäßigen konjunkturellen Prognosen erholten sich die meisten Werte schnell. Allerdings hat sich mit dem Northern-Rock-Debakel die Kreditkrise bei den Banken-Aktien deutlich bemerkbar gemacht - sie bilden die Dax-Schlusslichter.

Frankfurt - Nach einem volatilen Nachmittagshandel ist der Dax  am Montag knapp behauptet aus dem Handel gegangen. "Der Dax hält sich wie schon die vergangenen Tage gut im Vergleich zu den anderen europäischen Indizes", sagte Ascan Iredi, Leiter des Aktienhandels bei der Postbank . Stützend wirkten etwa die Gewinne beim Schwergewicht Eon . Die anderen Indizes beendeten den Tag mit schwacher Tendenz.

Der Leitindex Dax schloss 0,24 Prozent niedriger bei 7479,85 Punkten - er hatte im Tagesverlauf zwischen 7.433,23 und 7530,81 Zählern gependelt. Für den MDax  der mittelgroßen Werte ging es um 1,59 Prozent auf 9832,00 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax  beendete den Handel mit einem Minus von 1,80 Prozent bei 886,70 Punkten.

Bankenwerte rutschten nach einer negativen Branchenstudie der Citigroup  ans Dax-Ende. Diese sei "ein deutlicher Stimmungsdämpfer, der den ganzen Sektor belastet", sagte ein Händler.

Nach Angaben eines weiteren Börsianers bereitete auch die anhaltende Krise des britischen Baufinanzierers Northern Rock Sorgen: "Jetzt haben auch die Europäer kapiert, dass die Kreditkrise hier angekommen ist", sagte er. Papiere der Hypo Real Estate (HRE)  verloren als Schlusslicht 3,89 Prozent auf 36,03 Euro, nachdem die Analysten sie von "Hold" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 51 auf 34 Euro reduziert hatten. Die Aktie der Deutschen Bank  senkten sie ebenfalls von "Hold" auf "Sell" bei einem von 114 auf 82 Euro reduzierten Kursziel - die Aktie gab um 2,05 Prozent auf 88,13 Euro nach.

Postbank-Titel verloren 3,00 Prozent auf 48,14 Euro. Hier hatte die Citigroup das Kursziel von 62 auf 53 Euro gesenkt und die Einstufung "Hold" bestätigt. Etwas besser hielten sich Commerzbank-Aktien , die sich um 1,14 Prozent auf 26,92 Euro verbilligten. Die Citigroup hatte das Kursziel zwar von 46 auf 35 Euro nach unten revidiert, aber die Einstufung "Buy" bestätigt. Auch im MDax zählten Finanzwerte zu den Verlierern.

MAN  reihten sich mit minus 2,50 Prozent auf 100,10 Euro bei den schwächsten Werten ein. Die geplante Lkw-Allianz zwischen dem MAN-Konzern, dem schwedischen Konkurrenten Scania  und der VW-Nutzfahrzeugsparte ist einem Bericht des Magazins "Focus" zufolge gescheitert. Die Unternehmen sollen ihre Gespräche abgebrochen und auf unbestimmte Zeit vertagt haben.

Deutsche Börse erfreut mit Aktienrückkauf

Deutsche Börse erfreut mit Aktienrückkauf

VW-Sprecher Andreas Meurer dementierte am Wochenende allerdings ein Scheitern der Gespräche. Am Montag wies auch Scania den Bericht zurück. "MAN wäre ein Hauptprofiteur der Nutzfahrzeug-Allianz. Die Unsicherheit über einen Fortgang der Gespräche belastet die Stimmung also deutlich", sagte ein Börsianer. Volkswagen-Aktien  gaben um 0,61 Prozent auf 151,01 Euro nach.

Für Titel der Deutschen Börse  ging es indes nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms als bester Dax-Wert um 2,73 Prozent auf 82,37 Euro hoch. Bis zum Jahresende möchte der Börsenbetreiber Titel im Wert von 300 Millionen Euro zurück erwerben.

Darüber hinaus sollen mit einem Effizienzsparprogramm 100 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. "Das Rückkaufprogramm kommt zum rechten Zeitpunkt", kommentierte Ascan Iredi die Maßnahme.

Eon-Titel  legten um 0,72 Prozent auf 126,73 Euro zu. Der Energiekonzern steht vor der Übernahme der Mehrheit an dem russischen Stromkonzern OGK-4. Für rund 70 Prozent will Eon 4,1 Milliarden Euro zahlen. Für die verbliebenen Anteile will der Konzern ein Übernahmeangebot unterbreiten. Dadurch könnte sich der Preis um bis zu 500 Millionen Euro erhöhen. Börsianer äußerten sich positiv. Titel des Konkurrenten RWE  gewannen 1,50 Prozent auf 83,78 Euro.

BASF zehrt von gutem Pressebericht

BASF-Titel  sprangen am Nachmittag an und verzeichneten zum Schluss ein Plus von 0,52 Prozent auf 93,49 Euro. Ein Händler verwies auf Nachwirkungen eines positiven Presseberichts. Dieser locke jetzt wohl auch Käufer aus Übersee in die Chemietitel. BASF will rund ein Jahr nach Übernahme des US-Katalysatorenherstellers Engelhard  weiter zukaufen. Dafür könne das Unternehmen am Markt ohne weiteres bis zu zehn Milliarden Euro an Fremdkapital mobilisieren, sagte Finanzvorstand Kurt Bock dem "Wall Street Journal Europe".

Im MDax gaben Wincor Nixdorf 5,19 Prozent auf 57,39 Euro ab. Merrill Lynch  hat die Titel als Ersatz für Epcos auf die hauseigene "least preferred list" gesetzt. Die Wincor-Aktie sei kurzfristig ausreichend bewertet, hieß es in einem Kommentar. Die gegenwärtigen Erwartungen für 2008 und darüber hinaus könnten sich als zu optimistisch erweisen. Für 2007 rechnen die Experten indes nicht mit einer Enttäuschung.

Fraport-Aktien  setzten sich indes nach einer Citigroup-Studie mit plus 1,45 Prozent auf 48,93 Euro an die Indexspitze. Die Analysten stuften die Aktien aus Bewertungsgründen von "Hold" auf "Buy" hoch und erhöhten das Kursziel von 56,40 auf 58,00 Euro.

manager-magazin.de mit Material von dpa-afx

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren