US-Börsenschluss Der amerikanische Patient
New York - Trotz milliardenschwerer Liquiditätsspritzen der US-Notenbank Fed hat die Wall Street am Freitag etwas schwächer geschlossen. Die tiefe Verunsicherung über das Ausmaß der Kreditkrise hatte die US-Börsen zunächst wie am Vortag tief ins Minus gedrückt.
Nachdem die Fed am Mittag ein zweites Mal Milliardensummen ins Bankensystem pumpte, drehten die Märkte kurzzeitig ins Plus. Wenig später tendierten sie jedoch trotz einer dritten Finanzspritze der Fed erneut etwas schwächer. Vor allem Finanzwerte verzeichneten abermals Verluste.
Der Dow Jones schloss 0,23 Prozent schwächer mit 13.239 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel 0,04 Prozent auf 1453 Zähler, der Index der Technologiebörse Nasdaq Composite 0,45 Prozent auf 2544 Stellen. Im Wochenverlauf legten die Börsen jedoch zu: der Dow gewann 0,4 Prozent, der S&P-500 1,4 Prozent und der Nasdaq 1,3 Prozent.
"Die Federal Reserve weiß, wie sie mit einer Krise umgehen muss, und sie wird tun, was nötig ist", sagte Alan Skrainka von Edward Jones zu den Geldspritzen der Fed. Der Markt werde derzeit von Ängsten und Unsicherheit bestimmt. Dies sei jedoch eine vorübergehende Entwicklung, von der Investoren auch profitieren könnten.
Die Fed griff den zweiten Tag in Folge groß ein und pumpte in drei Kreditgeschäften mit einer Laufzeit von jeweils drei Tagen insgesamt 38 Milliarden Dollar ins Bankensystem. Das war soviel wie noch nie an einem Tag seit vier Jahren. Insgesamt versorgte die Zentralbank die Institute in dieser Woche mit 87,5 Milliarden Dollar, was mehr als 70 Prozent über der Summe der Vorwoche lag.
Die Fed werde ausreichend Liquidität bereitstellen, damit die Märkte normal funktionierten, erklärten die Währungshüter. Neben der Fed versorgten auch die Europäische Zentralbank sowie die japanische und die kanadische Zentralbank die Märkte mit zusätzlichem Geld.
Bankentitel unter Druck
Bankentitel unter Druck
Das "Wall Street Journal" berichtete, die US-Börsenaufsicht SEC durchleuchte die Bücher mehrerer großer Banken auf der Suche nach versteckten Verlusten wegen der Krise auf dem Hypothekenmarkt. Im Fokus der Ermittlungen stehe die Frage, ob die Banken den Wert von Kreditderivaten korrekt ausweisen.
Die Aktien der Investmentbank Bear Stearns verloren 3,38 Prozent auf 110,20 Dollar. Die Titel des Rivalen Goldman Sachs gaben 0,96 Prozent auf 180,50 Dollar nach. Die Papiere von Merrill Lynch verloren 0,75 Prozent auf 74,12 Dollar.
Die Anteilsscheine des größten US-Hypothekengebers Countrywide Financial fielen im Handelsverlauf um mehr als 8 Prozent, nachdem das Unternehmen erklärt hatte, es kämpfe mit "nie da gewesenen Störungen" auf dem Schuldenmarkt und dem Markt für nachrangige Hypothekenkredite. Die Aktien schlossen dann mit einem Minus von 2,79 Prozent.
Auch die Papiere großer Industriekonzerne erlitten Verluste. So gaben etwa die Titel des US-Mischkonzerns General Electric1,82 Prozent ab und notierten bei 38,32 Dollar.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 2,53 Milliarden Aktien den Besitzer. 1292 Werte legten zu, 2080 gaben nach und 62 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 3,21 Milliarden Aktien 1285 im Plus, 1729 im Minus und 96 unverändert.
An den US-Kreditmärkten gaben die zehnjährigen Staatsanleihen um 6/32 auf 99-18/32 nach. Sie rentierten mit 4,804 Prozent. Die 30-jährigen Bonds verloren 4/32 auf 99-17/32 und hatten eine Rendite von 5,029 Prozent.
manager-magazin.de mit Material von reuters