Märkte Hoffen auf Erholung
Frankfurt am Main - Die abgelaufene Börsenwoche würden viele Anleger gerne so rasch wie möglich abhaken. Um mehr als fünf Prozent hat der Dax nachgegeben, nachdem er Ende Mai die Marke von 8000 Punkten kurzzeitig überschritten hatte. Eine Abkühlung ist nach Einschätzung von Händlern nach der überlangen Börsenrally durchaus gesund - so lange es denn eine Abkühlung bleibt und sich der Kursverfall nicht weiter fortsetzt.
Der Dax , der am Freitag zum Xetra-Schluss knapp unter die Marke von 7600 Zählern gefallen war, dürfte am Montag von diesen Vorgaben profitieren und oberhalb der 7630 Zähler in den Handel starten.
Ob dies wieder der Beginn eines neuen Anlaufs in Richtung 8000 Punkte wird, darüber streiten Börsianer. "Bei einigen Werten, die in der vergangenen Woche besonders gelitten haben, werden sicherlich wieder Gelegenheitskäufe einsetzen", sagte ein Händler in Frankfurt.
"Inflationsrisiko eingedämmt"
Für etwas Beruhigung hatten in New York Aussagen des Präsidenten der Notenbank von Chicago, Moskow, gesorgt. Er nannte das Inflationsrisiko "eingedämmt" und die Zinssituation "angemessen". Marktteilnehmer deuteten dies als Botschaft, dass es in den USA dieses Jahr keine Zinserhöhung mehr geben werde.
Steigende Renditen am Anleihemarkt hatten in der abgelaufenen Woche Furcht vor zunehmenden Inflationsrisiken geschürt und den Markt tagelang ins Minus gedrückt. Als die Renditen am Freitag fielen, sorgte dies an der Wall Street für Aufatmen. Damit seien auch die Perspektiven für steigende Aktienmärkte für die kommende Woche gut, meint Marktstratege David Joy von River Source Investments.
Warum ein Zinsanstieg gefährlich ist
Sorge über Zinsanstieg bleibt
Dennoch bleibt das Zinsthema das beherrschende Thema an den Märkten. Vor allem die zunehmende Erwartung weltweit steigender Zinsen vertreibe derzeit die Kauflust.
Höhere Zinsen sind vor allem deshalb ein Risiko für die Finanzmärkte, weil derzeit zahlreiche Übernahmen auf Pump finanziert werden: Private Equity Fonds setzen viel Fremdkapital ein, und Hedgefonds übernehmen hohe Kreditrisiken.
Das Schuldenspiel kann nur so lange funktionieren, so lange die Konjunktur boomt und die Zinsen dennoch vergleichsweise niedrig bleiben. Eine Zinserhöhung würde auch die Gewinne der Unternehmen, die derzeit auf einem Rekordniveau tendieren, belasten.
Zuletzt kletterten die Anleihenrenditen auf den höchsten Stand seit Ende 2002 - das verteuert die Finanzierungen der Unternehmen und wirkt sich negativ auf die Investitionen und Erträge aus. Außerdem werden Rentenpapiere damit eine attraktivere Alternative zu Aktien.
Für Bewegung an den Finanzmärkten dürften daher in der kommenden Woche Konjunkturdaten sorgen - zumal zahlreiche US-Notenbanker zuletzt verstärkt auf die Gefahren für die Teuerung hingewiesen haben. "Vor diesem Hintergrund kommt den Zahlen zur Preisentwicklung eine besonders hohe Bedeutung zu", schreibt die BayernLB in ihrem Wochenausblick.
Abschwung als "Überreaktion"?
Überreaktion der Märkte?
Ab Mitte der Woche werden Marktteilnehmer ihr Hauptaugenmerk auf US-Daten richten, von denen sie sich weiteren Aufschluss über die Konjunkturlage erwarten.
Die Märkte werden insbesondere den am Mittwoch anstehenden Konjunkturbericht der US-Notenbank aufmerksam auf Hinweise zur weiteren Zinspolitik durchforsten.
Marktstratege Joy hakt die jüngsten Kursturbulenzen an der Wall Street als Überreaktion ab: "Die Zinssätze sind da, wo sie hingehören und von Inflation kann keine Rede sein."
Beige Book am Mittwoch
Am Mittwoch stehen außer dem Konjunkturbericht der Fed die Zahlen zu den Einfuhrpreisen und dem Einzelhandelsumsatz im Mai sowie zu den Lagerbeständen im April an.
Am Donnerstag folgen dann die Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe für die Woche bis zum 9. Juni sowie die Erzeugerpreise Mai.
Am Freitag werden der New York Fed Industrieindex für Juni sowie die von der Universität Michigan erhobenen vorläufigen Daten zum Verbrauchervertrauen im Juni veröffentlicht.
Zahlen von TI, Lehman und Goldman Sachs
Der IT-Riese Texas Instruments wird bereits am Montag einen Zwischenbericht zum Verlauf des Vierteljahrs vorlegen.
Bankentitel wie die Deutsche Bank könnten ebenfalls in Bewegung kommen - in den USA berichten einige Investmentbanken über ihre Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal. Am Dienstag legt Lehman Brothers Zahlen zum zweiten Quartal vor, am Donnerstag folgen Bear Stearns und Goldman Sachs .
Hexensabbat und Börsendebüt von Gerresheimer
Am Montag gibt Gerresheimer sein Börsendebüt. Mit einem anvisierten Emissionsvolumen von rund einer Milliarde Euro wäre der Verpackungshersteller der größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr.
Ein Händler verwies zudem auf den am Freitag anstehenden großen Verfall an den Terminbörsen - den so genannten Hexensabbat. "Bis dahin wird der Markt sehr nervös bleiben", so der Börsianer. Es dürfte größere Schwankungen geben. Erst nach diesem Termin werde sich zeigen, in welche Richtung es weiterläuft.
manager-magazin mit Material von dpa-afx