Börsenschluss Dax verliert 190 Punkte
Frankfurt am Main - Die deutschen Aktienindizes haben am Mittwoch deutliche Kursverluste hinnehmen müssen. Der Dax ging mit minus 2,4 Prozent auf 7730,05 Zähler aus dem Handel. Der MDax mittelgroßer Werte rutschte um 2,71 Prozent auf 10.855,44 Punkte nach unten. Der TecDax büßte 2,9 Prozent auf 893,25 Zähler ein.
Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet deuteten Börsianern zufolge auf weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr hin. "Die Zinsen in der Eurozone sind noch auf der akkommodierenden Seite", sagte Trichet. Mittelfristig seien die Risiken für die Inflation weiter aufwärts gerichtet. Trichet bezeichnete die Zinsen jedoch nicht mehr wie bisher als moderat. Am Nachmittag hatte die EZB wie erwartet den Leitzins von 3,75 auf 4,00 Prozent angehoben.
Zudem senkte die US-Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr. Die US-Wirtschaft werde im Gesamtjahr nur um 2,3 Prozent wachsen, zuvor war sie von 2,9 Prozent ausgegangen. "Vielleicht bekommen wir doch eine ordentliche Korrektur", sagte ein Händler. Einige Marktteilnehmer hätten die Meldung zum US-Wachstum wohl so aufgefasst, dass das Szenario einer weichen Landung in Gefahr sein könnte.
Tui-Titel gaben als einer der schwächsten Index-Werte 3,97 Prozent auf 19,36 Euro ab. Händler verwiesen auf charttechnische Gründe. "Im ersten Vierteljahr gehörte Tui zu den Top-Outperformern. Dann ist die Aktie aber vor einigen Tagen an der wichtigen Marke von 20,80 bis 20,90 Euro gescheitert und dreht nun erstmal wieder nach unten", sagte ein Händler. Hinzu komme, dass Tui derzeit im Verhältnis zum Index eine relative Schwäche aufbaue und damit stärker verliere als der Gesamtmarkt.
Gerüchte über einen massiven Verlust im Eigenhandel der Deutschen Bank drückten die Aktien von Deutschlands größtem Geldhaus zeitweise um mehr als 3 Prozent ins Minus. Ein Börsianer in London sagte, der Verlust sei vermutlich im Derivategeschäft aufgetreten. Eine Person aus dem Umfeld der Deutschen Bank wies die Behauptungen indes zurück. Die Gerüchte seien ohne Grundlage, hieß es. Das Kreditinstitut selbst lehnte mehrfach eine Stellungnahme ab. Die Aktie der Deutschen Bank konnte sich in einem von zum Teil heftigen Verlusten geprägten Marktumfeld dennoch kaum erholen. Zum Handelsschluss notierte das Papier 1,8 Prozent im Minus auf 109,01 Euro.
Die Aktien von SAP waren mit minus 0,28 Prozent auf 36,25 Euro noch der stärkste Wert im Dax. "SAP gehörte in den vergangenen Wochen zu den schwächsten Werten im Index, das dreht sich jetzt um", sagte ein Händler. Unterstützend wirke sich auch der Bruch einer wichtigen Marke bei 36,00 bis 36,15 Euro nach oben aus. "Hinzu kommt, dass sich die Techwerte in den USA langsam besser entwickeln als der Gesamtmarkt - davon profitiert SAP natürlich auch", so der Börsianer.
Im MDax verloren die Aktien von Bilfinger Berger 3,68 Prozent auf 71,11 Euro. Händler verwiesen auf die Anteilsverringerung der Allianz sowie der UBS am Anfang der Woche als Belastung. Die zuletzt stark gelaufenen Aktien von Klöckner & Co. rutschten als schwächster Wert um 6,27 Prozent auf 51,85 Euro ab.
Bei den Technologiewerten setzte sich Singulus mit einem Plus von 2,38 Prozent auf 10,69 Euro gegen den sehr schwachen Trend an die Spitze. Der Hersteller von CD- und DVD-Produktionsanlagen hat einen Folgeauftrag aus den USA für den Bereich Singulus Nano Deposition Technologies gemeldet. Das Auftragsvolumen der im Nano-Bereich arbeitenden Dünnschichtanlagen liege bei mehr als vier Millionen Euro. Einem Händler zufolge wirkt sich der Auftrag vor allem positiv auf die Stimmung aus - zusammen mit der besseren Charttechnik treibe dies die Aktien an.
Merck ersetzt Altana im Dax
Merck wird Altana im Dax ersetzen. Die Aktien der Chemieunternehmen werden wie erwartet mit Wirkung zum 18. Juni ihre Plätze in den Indizes der Deutschen Börse tauschen. Merck wird dann in den Leitindex Dax aufsteigen, während Altana in den MDax der mittelgroßen Werte aufgenommen wird, wie die Deutsche Börse am späten Dienstagabend mitteilte.
Die durchschnittliche Umlaufrendite der börsennotierten Bundeswertpapiere stieg auf 4,51 (Dienstag: 4,49) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,10 Prozent auf 114,01 Punkte. Der Bund Future kletterte um 0,25 Prozent auf 111,74 Punkte. Die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank bewegte den Eurokurs am Mittwoch kaum. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,3499 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,3513 (Dienstag: 1,3532) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7400 (0,7390) Euro in Dollar.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx und reuters