Märkte Zitterpartie geht weiter
Börsenbeobachter stellen sich auf eine schwierige neue Woche ein. "Wir könnten auch wieder Punkte abgeben", sagte Hans-Jörg Naumer von der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors. Thomas Grüner von der Landesbank Berlin schließt sich dieser Einschätzung an: "Wir erwarten, dass wir eine Kurskorrektur bekommen. Die volatile Phase wird uns erst noch erhalten bleiben."
Sein Kollege Bernd Krampen von der NordLB sieht die Probleme, die ab Ende Februar weltweit zu teilweise massiven Kursverlusten geführt hatten, noch nicht gelöst. Die Krise am US-Immobilienmarkt habe sich noch nicht entspannt. Zusätzlich bestehe weiteres Risiko durch so genannte Carry Trades, bei denen Anleger Kredite in niedrig verzinsten Währungen wie beispielsweise dem Yen aufnehmen und dieses Geld dann in hoch verzinsten Währungen wie dem Dollar anlegen. "Diese Dinge können ständig wieder zum Thema werden", warnte Krampen.
Nach den zwei kleineren "Korrekturwellen" hätten Anleger wieder neues Vertrauen in den Markt gefasst, sagte dagegen Analyst Steffen Neumann von der Landesbank Baden-Württemberg. Zahlreiche Übernahmepläne, erste Entspannungssignale aus dem angeschlagenen Segment der spekulativen US-Hypothekenfinanzierungen sowie die sehr wichtigen Aussagen der US-Notenbank zu ihrer geldpolitischen Ausrichtung hätten Sorgen abebben lassen.
Seit seinem Höchststand Ende Februar mit über 7000 Punkten hatte der Dax bis zu 9 Prozent verloren. In der vergangenen Woche machte der deutsche Leitindex aber wieder Boden gut, kletterte gut 4 Prozent und schloss am Freitag mit 6899 Zählern. Ein erneuter Anlauf auf die 7000-Punkte-Marke werde aber "eher noch etwas Zeit brauchen", stellten die Aktienstrategen der LBBW fest.
Konjunkturdaten im Fokus
Konjunkturdaten im Fokus
Angesichts der zu Ende gehenden Berichtssaison interessieren sich die Anleger in der neuen Woche voraussichtlich vor allem für die Lage der Wirtschaft in den USA. Am Montag sollen Daten zum Eigenheimabsatz im Februar Aufschlüsse über die Lage am kriselnden Immobilienmarkt geben. Im Wochenverlauf dürften vor allem die Statistiken zum Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima für März (Dienstag) und den Konsumausgaben für Februar (Freitag) daraufhin abgeklopft werden, inwieweit sich die Krise am Markt für Wohnimmobilien schon in den Köpfen und Geldbeuteln der Verbraucher niedergeschlagen hat. Am Freitag steht zudem der Chicago-Einkaufsmanagerindex für März im Fokus.
Auf Unternehmensseite dürften Eon und DaimlerChrysler einige Aufmerksamkeit beanspruchen. Offen ist, ob Eon in dem an Wendungen reichen Übernahmepoker um den spanischen Versorger Endesa seine Offerte nochmals aufstockt. Die Deutschen haben dafür noch bis zu diesem Montag Gelegenheit. Der deutsch-amerikanische Autokonzern DaimlerChrysler rechnet Kreisen zufolge in Kürze mit ersten, vorläufigen Geboten für die US-Tochter Chrysler. Damit könnte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche bereits auf der Hauptversammlung am 4. April in Berlin einen ersten Überblick über den Stand der Dinge geben.
Ausklingende Bilanzsaison
"Mit einem letzten Schub frischer Bilanzen geht die Berichtssaison in Deutschland kommende Woche zu Ende", sagte Aktienstratege Christian Falkner von Alpha Wertpapierhandel. Dabei legen vor allem noch einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe ihre Zahlen vor. Einige Firmen wie die im MDax notierten Unternehmen Aareal Bank am Montag, Fraport am Mittwoch sowie unter anderem IWKA und KarstadtQuelle am Donnerstag präsentierten nur noch Details zu ihren bereits vorab veröffentlichen Eckdaten.
Die am Freitag extrem aktive Gerüchteküche - die unter anderem den Automobilsektor mit Daimler und Volkswagen zum Wochenende beflügelt hat und die Aktien auf neue Höhen schob -, dürfte auch in der kommenden Woche weiter köcheln, zumal Porsche seinen VW-Anteil aufstocken will.
Neben dem Autosektor könnten auch wieder die Banken stärker in den Fokus der Investoren rücken, sagte Falkner. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge könnte sich die Citibank in den geplanten Zusammenschluss von der britischen Barclays mit den Niederländern einmischen. UniCredit-Chef Alessandro Profumo erwartet im Falle einer Übernahme von ABN Amro eine ganze Fusionswelle unter Europas Banken. Mit dem möglichen Bietergefecht um die Niederländer rückte bereits am Freitag die Commerzbank in den Blick, die traditionell als möglicher Übernahmekandidat ins Spiel gebracht wird.
manager-magazin.de mit Material von reuters und dpa-afx