Börsenschluss Bedächtiger Kletterer
Frankfurt am Main - Der deutsche Aktienmarkt zeigte sich heute von seiner Anleger freundlichen Seite: Die Indexstände aller bedeutenden Frankfurter Aktienkursbarometer legen zu. So gewann beispielsweise der Leitindex Dax 0,35 Prozent, der MDax der hiesigen mittelgroßen börsennotierten Aktiengesellschaften steigt um 0,82 Prozent und der Technologieindex TecDax rückt um 0,62 Prozent vor.
Profitiert haben Deutschlands Anleger dabei auch von der Ölpreisentwicklung: Der Rohstoff bleibt zwar ungewöhnlich teuer, der Preis für einen Barrel (159 Liter) US-Leichtöl sank aber am Morgen auf 69,85 Dollar; in der Vorwoche kostete ein 159-Liter-Fass zeitweise nur knapp weniger als 74 Dollar. Zudem hatte das Protokoll der US-Notenbank (Fed) zur Sitzung von Anfang August die Spekulationen über ein Ende der Zinserhöhungen angeheizt.
Amerikas Zentralbanker hatten Anfang August beschlossen, die Geldpolitik zunächst nicht weiter zu straffen, nachdem sie zuvor siebzehnmal in Folge die Zinsen angehoben hatte. Seitdem rätseln Börsianer, ob die Notenbank nur eine Pause im Zinserhöhungszyklus eingelegt hat oder ob sie ihn schon beendet hat.
Im Dax waren heute die Titel von ThyssenKrupp beliebt. Angeblich hat der bevorstehende Zusammenschluss von Arcelor und Mittal Steel die Fusionsphantasie der Anleger angeregt. Die Aktie stieg um über 2 Prozent.
Aber auch die Papiere der Deutschen Post fanden viel Beachtung. Der Preis für die Anteilsscheine des größten europäischen Logistikkonzerns stieg um 1,18 Prozent. Zuvor hat das Unternehmen bekräftigt, seine Finanztochter Postbank nicht verkaufen zu wollen. "Wir wollen auf absehbare Zeit Eigentümer bleiben", sagte eine Post-Sprecherin heute. Fast wortgleich hatte sich Konzernchef Klaus Zumwinkel am Wochenende geäußert. Zudem gehen immer mehr Branchenbeobachter davon aus, dass die Bundesregierung die für Ende 2007 vereinbarte Abschaffung des Briefmonopols noch verschieben könnte.
Die Energiekonzerne Eon und RWE mussten dagegen Verluste hinnehmen. Die Branche muss offenbar damit rechnen, dass die Regulierungsbehörde ihre bisherigen Preise für die Netznutzung durch Konkurrenten weiter senkt. Zuletzt waren die Verteilergesellschaften Eon Thüringer Energie und Eon Mitte betroffen. Die Unternehmen mit zusammen rund 200.000 Kunden müssen ihre Gebühren um 9,5 Prozent beziehungsweise 11 Prozent senken, teilte die Bundesnetzagentur heute mit. Zeitgleich müsse die RWE-Tochter Westfalen-Weser-Ems Verteilnetz die Gebühren für die Nutzung ihres Gasnetzes um 10 Prozent reduzieren.
Im MDax sorgten die Aktien der Postbank vor allem für Aufmerksamkeit. Die Titel verlieren 2,2 Prozent an Wert. Die Konzernmutter Deutsche Post hatte zuvor Übernahmespekulationen beendet.
Der TecDax zeigte sich dagegen heute bei dünnen Handelsvolumen kaum verändert. Aktien des Internetanbieters United Internet profitierten von einem "Handelsblatt"-Bericht und gewannen 3,9 Prozent. Die EU-Kommission hat einen Vorschlag der Bundesnetzagentur gebilligt, dem zufolge der DSL-Zugang zum Internet ohne Festnetzanschluss möglich würde. Papiere von Teleatlas stürzten dagegen um mehr als 5 Prozent ab. Händler konnten keine fundamentalen Gründe anführen, verwiesen aber auf den Bruch einer Unterstützungsmarke bei 14,90 Euro.
manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters