Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich auch am letzten Handelstag vor Weihnachten noch einmal in Kauflaune gezeigt. Der Dax notierte am Nachmittag auf dem höchsten Stand seit März 2002. Besonders gefragt waren Linde, Autowerte dagegen gaben ab.
Frankfurt - Der Dax stieg am Freitag bis zum frühen Nachmittag um 0,4 Prozent auf 5419 Punkte und notierte damit so hoch wie seit März 2002 nicht mehr. Börsianer sprachen von einem ruhigen Geschäft. In London, dem größten europäischen Börsenplatz, schloss die Börse bereits am Mittag.
Auch in der kommenden Woche rechneten Börsianer nicht mit großen Bewegungen. "Die Händler dürften ihre Depots wohl auf Autopilot stellen und dann im neuen Jahr wieder eine Richtung suchen", sagte Aktienstratege Hans-Jörg Naumer von der Fondsgesellschaft Dit voraus.
Die in den USA am Nachmittag veröffentlichte Statistik zum Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter fiel deutlich besser als erwartet aus, übte aber kaum Einfluss auf die Kurse aus. Auch in New York, wo am Freitag Busse und Bahnen nach einem dreitägigen Streik wieder fuhren, deutete sich ein ruhiges Vorweihnachtsgeschäft an. "Schließlich ist Weihnachten und alle freuen sich auf die wohlverdienten Ferien", fasste ein Börsianer in New York die Stimmung an sämtlichen großen Börsen zusammen.
Vor allem in Europa können sich die Anleger in diesem Jahr über einen schönen Zuwachs bei den Kursen freuen. Während die großen US-Börsenindizes lediglich leicht über ihrem Vorjahresschluss notieren, hat der Dax beispielsweise rund 27 Prozent zugelegt.
Linde profitiert von Empfehlung
Größter Gewinner im Dax waren am Freitag die Papiere von Linde mit einem Plus von gut 4 Prozent auf 66,81 Euro. Händler verwiesen auf eine Kurszielanhebung der Analysten des Schweizer Bankhauses UBS. Auch im Jahresvergleich liegen die Papiere des Gaseherstellers mit einem Plus von rund 40 Prozent im Dax weit oben.
ThyssenKrupp drehen ins Plus
Gefragt waren am Freitag zudem die Aktien des Vortagesverlierers Siemens, die um 1,22 Prozent auf 72,11 Euro zulegten. Die Aktien von ThyssenKrupp drehten nach anfänglichen Kursverlusten ins Plus und setzten damit den Aufwärtstrend vom Vortag fort. Die Titel waren am Morgen noch schwächster Wert im Dax.
"Die Anleger haben Angst, dass sich ThyssenKrupp mit Arcelor einen Bieterwettstreit um Dofasco liefert", sagte ein Händler. Der luxemburgische Stahlkonzern Arcelor hat ein neues Angebot für den größten kanadischen Stahlkonzern Dofasco vorgelegt und damit die Offerte von ThyssenKrupp übertroffen. Der Konzern prüft derzeit das neue
Konkurrenzangebot. Auch Dofasco kündigte an, das neue Angebot zu prüfen.
Wenig begehrt waren wie schon in der ganzen Woche Werte aus dem Automobilsektor. Die Titel von Continental verloren knapp ein Prozent, DaimlerChrysler etwa ein halbes Prozent. Neue fundamentale Faktoren für die Kursentwicklung nannten Händler aber nicht.
Premiere-Aktien stabilisieren sich
Bei den Nebenwerten im MDax stabilisierte sich der Kurs von Premiere weiter, nachdem die Sorge um die Zukunft des Bezahlfernsehsenders ohne die Live-Fernsehrechte für die Fußball-Bundesliga am Mittwoch den Aktienkurs fast halbiert hatte. Premiere-Aktien blieben aber einer der meistgehandelten Titel auf Xetra und notierten am Nachmittag leicht im Minus bei 13,49 Euro.
Derweil stiegen die Aktien von EM.TV im SDax um 6,6 Prozent auf 4,37 Euro. Der Konzern hat sich die Fortsetzung der Produktion von Sportprogrammen wie Champions League für Premiere für weitere drei Jahre gesichert.
Größter MDax-Verlierer waren Vossloh, die in der Spitze gut 6 Prozent an Wert auf 40,09 Euro verloren. Zuletzt reduzierten die Papiere ihre Verluste auf rund 3 Prozent bei 41,51 Euro. Die geplante Übernahme der Bahnschwellen-Sparte von Pfleiderer durch den Verkehrstechnikkonzern droht am Veto der Kartellwächter zu scheitern. "Das wäre natürlich ein herber Rückschlag für Vossloh, wenn die Übernahme der Bahnschwellen-Sparte doch noch platzen würde", sagte ein Händler. Die ebenfalls im MDax notierten Papiere von Pfleiderer legten zeitweise mehr als 2 Prozent zu.