Märkte Dax dreht ins Plus - Tui ohne Fantasie
Frankfurt/Main - Am Frankfurter Aktienmarkt ist der Dax nach einem schwachen Auftakt ins Plus gedreht und kletterte am Nachmittag um 1,3 Prozent auf 4180 Zähler. Der MDax gewann 0,4 Prozent auf 5293 Zähler. Der TecDax reduzierte seine Verluste und pendelte um seinen Vortagesschluss bei 512 Punkten.
Dabei hatte der Euro-Kurs am Morgen noch ein Allzeithoch markiert. Am Devisenmarkt kostete die europäische Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich 1,3338 US-Dollar. Der bisherige Rekordstand vom Freitag betrug 1,3331 US-Dollar. Gegen 11 Uhr kostete der Euro 1,3296 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte am Dienstag einen Rekord-Referenzkurs von 1,3295 US-Dollar festgestellt. Damit mussten für einen US-Dollar 0,7521 Euro gezahlt werden.
Dax-Spitzenreiter war die Aktie der BASF, die ein Plus von 2,7 Prozent auf 52 Euro verbuchte, gefolgt von Bayer mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 24,30 Euro. Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will nach Angaben des Betriebsrates seine Medikamentenentwicklung künftig vor allem auf zwei Therapiegebiete beschränken. "Bayer wird sich auf das konzentrieren, wo es stark ist und war, Krebs und Herz-Kreislauf", zitierte die "Financial Times Deutschland" am Mittwoch Betriebsratschef Erhard Gipperich.
Aus der Tui-Aktie entweicht die Übernahme-Phantasie
Aktien des Reisekonzerns Tui zählten mit Abschlägen von 2,8 Prozent auf 16,29 Euro zu den schwächsten Titeln im Dax 30. Die WestLB hatte ihre Tui-Beteiligung komplett an die Deutsche Bank verkauft.
Die Experten der Münchener Privatbank Merck Finck & Co erwägen nach dem Verkauf des WestLB-Anteils eine Abstufung der Tui-Aktie von "Buy" auf "Hold". Es sei aber davon auszugehen, dass die WestLB ihr Ziel, den Anteil nicht unter dem Buchwert von 16,50 Euro pro Anteil zu verkaufen, erreicht habe. Wie es in einer am Mittwoch in München unterbreiteten Studie hieß, fußte die bisherige Einstufung hauptsächlich auf Übernahmespekulationen im Zusammenhang mit dem Anteil der West LB und nicht auf der operativen Entwicklung. Diese werde in der Tourismusbranche eher unterdurchschnittlich eingeschätzt.
Die Experten der Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) haben die Tui-Aktie am Mittwoch von "Hold" auf "Reduce" abgestuft und raten, erzielte Kursgewinne nun zu realisieren. Mit dem Verkauf des West-LB-Anteils weiche die Übernahmespekulation aus dem Titel, hieß es ebenfalls in einer am Mittwoch vorgelegten Studie. Die Aktie dürfte sich nun wieder dem Kursziel der DrKW von 14,50 Euro annähern.
ThyssenKrupp-Aktionäre streichen Kursgewinne ein
Ungeachtet guter Zahlen fiel auch die Aktie von ThyssenKrupp nach tagelangen Kursgewinnen ins Minus zurück und sank zuletzt noch um 0,5 Prozent auf 16,12 Euro. Händler bemängelten insbesondere die Dividendenhöhe, nachdem die Gewinnbeteiligung schwächer als erwartet angehoben werden soll. Hingegen wurden die Zahlen einhellig gelobt.
Infineon-Aktien leiden unter Abstufung
Deutlich leichter notierten auch die Aktien von Infineon nach einer weiteren Herabstufung. Händler am Frankfurter Aktienmarkt verwiesen zudem auf den enttäuschenden Branchenausblick des niederländischen Konkurrenten Philips am Vortag. Infineon verloren zuletzt 0,8 Prozent auf 8,26 Euro.
Das US-Investmenthaus Merrill Lynch hatte den Titel am Morgen von "Neutral" auf "Sell" gesenkt. Als Begründung hatten die Analysten insbesondere Bedenken hinsichtlich der künftigen Entwicklung der DRAM-Speicherchippreise geltend gemacht. Gleichzeitig senkten sie ihre Prognose für den Gewinn je Aktie (EPS) in 2005 von 0,68 auf 0,28 Euro.
Der Merrill-Lynch-Herabstufung seien in jüngster Zeit eine ganze Reihe anderer bereits vorausgegangen, erklärte ein Analyst der Helaba. Druck auf die Aktie sei außerdem durch die Senkung des Branchenausblicks von Philips entstanden. Die Niederländer hatten am Vortag ihre Wachstumsprognose für den weltweiten Chipmarkt im kommenden Jahr von fünf auf null Prozent reduziert. Darauf hin hätten in New York auch bereits die US-Halbleitertitel auf breiter Front nachgegeben, sagte der Helaba-Experte.
Neue Risiken bei KarstadtQuelle drücken Aktie
In der zweiten Reihe gaben die Aktien von KarstadtQuelle weiter nach. Händler begründeten die Kursverluste von zuletzt etwa 4,8 Prozent auf 7,30 Euro mit drohenden millionenschweren Rückstellungen für Immobilienprojekte.
Dem Verkaufsprospekt für die Kapitalerhöhung zufolge könnte der Konzern Rückstellungen zum 31. Dezember 2004 in einer Höhe von "derzeit geschätzt rund 100 Millionen Euro" für Immobilien-Projekte bilden. Ein Konzernsprecher verwies erneut darauf, dass der Konzern in der knapp 200 Seiten starken Dokumentation "alle Möglichkeiten aufführen muss - unabhängig davon, ob sie eintreten".