Märkte Ruhe vor den Herbststürmen
Hamburg/Frankfurt am Main - Zum Wochenauftakt sind die deutschen Standardwerte mit Aufschlägen in den Handel gestartet. Bis zum Vormittag kletterte der Dax um 0,6 Prozent auf 3888 Punkte. Auch der MDax und der TecDax legten zu.
Nach dem Ende der Berichtssaison im Dax warten Börsianer in der ersten vollständigen Handelswoche im September vor allem auf die Reaktion der US-Zentralbank auf die jüngsten Arbeitsmarktdaten. Nun spekulieren Marktteilnehmer, ob am Mittwoch bei seiner Rede vor dem Repräsentantenhaus US-Notenbankchef Alan Greenspan seine bisherige Einschätzung der Konjunkturentwicklung beibehalten wird. Die Stimmung wurde jedoch noch etwas getrübt von dem ernüchternden Ausblick des weltgrößten Chip-Produzenten Intel, dem Ölpreis und dem Wirbelsturm "Frances". Die US-Börsen bleiben am heutigen Montag wegen des Feiertags Labor-Day geschlossen. Am Freitag hatte der Standardwerteindex Dow Jones 0,3 Prozent auf rund 10.260 Punkte verloren. Der Index der Technologiebörse Nasdaq Composite gab 1,6 Prozent auf etwa 1844 Punkte nach.
Der September gilt unter Marktexperten als schwieriger Monat. Durchschnittlich ist der neunte Monat im Jahr derjenige mit den größten Kursverlusten. Fondsmanager in den USA sorgen für Unruhe, indem sie verlustreiche Aktien verkaufen, um Kursgewinne mit anderen Titeln wegen der Steuer auszugleichen.
Bleibt Greespans Finger an der Zinsschraube?
Die für Mittwoch geplante Rede von US-Notenbankchef Alan Greenspan vor einem Haushaltsausschuss des Kongress dürfte nach Ansicht von Analysten die Anleger im Vorfeld zur Vorsicht veranlassen. Von Greenspan erwarteten die Investoren angesichts der verbesserten Lage am US-Arbeitsmarkt eine Bestätigung der Politik maßvoller Zinserhöhungen. Die Zahl der US-Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft erhöhte sich im August um 144.000 und damit nahezu im Rahmen der von Volkswirten prognostizierten Zahl.
Die Fed hatte im Juni erstmals seit vier Jahren ihren als Schlüsselzins geltenden Zielsatz für Tagesgeld um 25 Basispunkte angehoben und ein weiteres Mal im selben Umfang im August auf nunmehr 1,5 Prozent. Die Fed hat wiederholt angekündigt, die Zinspolitik maßvoll zu straffen. Volkswirte gehen davon aus, dass die Notenbank die Zinsen bis zum Jahresende auf rund 2,00 Prozent anheben wird.
Im Blick der Anleger dürfte zudem der Ölpreis bleiben. Dieser kam zwar von seinen jüngsten Höchstständen wieder herunter, bewegt sich aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Die Investoren befürchten, dass die hohen Energiekosten die Unternehmensgewinne schmälern, weil sie zum einen dadurch selbst höhere Aufwendungen haben und zum anderen den Verbrauchern weniger Geld für den Konsum bleibt. Für ein Barrel (knapp 159 Liter) der marktführenden Sorte Brent wurden am Freitag in London zuletzt wieder 41,25 Dollar bezahlt, nachdem der Preis im Wochenverlauf bereits unter die Marke von 40 Dollar gefallen war. Leichtes US-Öl kostete vor dem Wochenende knapp 44,00 Dollar.
MAN klettert an die Dax-Spitze
MAN führt die Gewinnerliste an
Gefragt waren die Aktien von MAN im Dax. Die Aktie kletterte mit einem Gewinn von 1,5 Prozent auf 28,67 Euro an die Spitze der Gewinnerliste. Der Maschinen- und Anlagenbauer hofft auf einen Großauftrag aus Großbritannien. Das Vereinigte Königreich will 8000 Militärtransporter für bis zu drei Milliarden Pfund bestellen.
In der Gewinnzone zeigten sich die deutschen Technologiewerte im Dax. Infineon zogen um 0,90 Prozent auf 7,88 Euro an, SAP addierten 0,11 Prozent auf 121,23 Euro hinzu. Damit ignorierte der Markt augenscheinlich schwache Vorgaben der Nasdaq und den enttäuschenden Intel-Bericht. Der Philadelphia-Halbleiter-Index hatte am Freitag mehr als 5 Prozent schwächer und damit auf Jahrestief geschlossen.
"Frances" wirbelt die Versicherer auf
Münchener Rück behaupteten sich 0,10 Prozent schwächer mit 78,22 Euro und Hannover Rück verbilligten sich um 0,26 Prozent auf 26,80 Euro.
Allianz legten um 0,26 Prozent auf 82,20 Euro zu. Am Nachmittag werden erste Schätzungen den Anlegern Klarheit bringen, wie teuer der Tropensturm "Frances" die Unternehmen wohl kommt.
Ein Kommentar von Citigroup Smith Barney bewegte die Automobilwerte. Die Bank hatte DaimlerChrysler herab und BMW heraufgestuft. Während der Kurs der Stuttgarter 0,03 Prozent auf 35,03 Euro abgab, gewannen die Aktien des Münchener Autobauers 0,40 Prozent auf 34,72 Euro.
Tui wieder am Dax-Ende
Tui gaben als schwächster Dax-Wert 0,67 Prozent auf 14,72 Euro ab. Nachdem Kurs treibende Übernahmespekulationen der Tui-Aktie gerade den Verbleib im Dax gesichert hatten, hat der insolvente Anlagenbauer Babcock Borsig den Touristikkonzern wegen strittiger Unternehmensbewertungen verklagt. Dabei geht es um die von TUI übernommenen -Beteiligungen an der Kieler Werft HDW, der Preussag Noell und der Preussag Wasser- und Rohrtechnik.
KarstadtQuelle verloren im MDax 1,12 Prozent auf 13,33 Euro. Nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Samstag) stehen massive Einsparungen beim Personal von Quelle und Neckermann an. Auch betriebsbedingte Kündigungen werden nicht mehr ausgeschlossen.