Börsenschluss Dax verteidigt 4000-Punkte-Marke
Frankfurt - Angeführt von einem Kursrutsch bei den Aktien des Chipkonzerns Infineon hat der Dax am Mittwoch im Minus geschlossen. Auf dem Markt lastete zeitweise deutlich die Angst vor einer Zinserhöhung in den USA, die sich am Nachmittag nach neuen Aussagen von US-Notenbankchef Alan Greenspan allerdings wieder etwas abschwächte.
Deutschlands wichtigster Börsenindex schloss 0,9 Prozent im Minus bei 4026 Punkten. Bei Xetra-Schluss lag der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,4 Prozent im Minus bei 10.276 Punkten, der Nasdaq Composite notierte nahezu unverändert bei bei 1977 Stellen.
Aktien des Halbleiterherstellers Infineon weiteten nach der Vorlage von Geschäftszahlen ihre Gewinne zeitweise auf über drei Prozent aus, bröckelten dann aber wieder deutlich ab und schlossen 5,4 Prozent im Minus bei 11,37 Euro. Analysten begründeten dies mit langsamer als erwarteten Kostensenkungen bei Speicherchips (DRAMs) sowie dem Abrücken von der Gewinnprognose für den Bereich Festnetzkommunikation.
US-Notenbank hat mit Zinserhöhung keine Eile
Der Dax grenzte am Nachmittag seine Verluste nach den neuen Äußerungen von Greenspan zeitweise deutlich ein, gab bis zum Börsenschluss aber wieder etwas nach. "Die Aussage von Greenspan, dass er keine Anzeichen für einen breiten Inflationsdruck sieht, hat die Furcht vor einer heftigen und schnellen Zinserhöhung gedämpft", sagte Carsten Klude, Aktienstratege bei MM Warburg. Der Markt habe Schlimmeres befürchtet. Greenspan habe zwar die Finanzmärkte am Mittwoch auf steigende Zinsen vorbereitet, sagten auch andere Analysten. Er habe jedoch zugleich verdeutlicht, dass die Zentralbank damit keine Eile habe.
Am Dienstagabend hatten zuversichtliche Äußerungen des US-Notenbankchefs über die Entwicklung der US-Konjunktur die seit längerem an den Finanzmärkten schwelenden Spekulationen über eine Zinswende in den USA angeheizt. Händler hatten die Angst vor einer Zinserhöhung als Grund für die zeitweise deutlichen Dax-Kursverluste angeführt.
Höhere Leitzinsen schlagen sich in höheren Kreditkosten nieder, die so die Investitionsneigung der Unternehmen hemmen. Dies kann sich wiederum negativ auf die Konjunktur auswirken. Allerdings sind Zinserhöhungen auch ein Signal, dass die Wirtschaft gut läuft, weshalb am Beginn eines solchen Zyklus die Ertragskraft der Unternehmen kaum Schaden nimmt.
Autowerte und MAN gefragt
Aktien von DaimlerChrysler waren gefragt
Gefragt waren im Dax erneut die Papiere der Autokonzerne, allen voran die Aktien von DaimlerChrysler die 2,3 Prozent auf 35,50 Euro gewannen. Titel von BMW und Volkswagen gehörten mit Kursgewinnen von jeweils rund einem halben Prozent ebenfalls zu den wenigen Gewinnern im Dax.
Aktienhändler Stephan Linz von der BW Bank erinnerte daran, dass durch den niedrigeren Euro die Wettbewerbschancen der deutschen Exportindustrie im Dollar-Raum wieder besser werden. Davon profitierten vor allem auch die Autowerte.
Der Euro hat sich am Mittwoch weiter verbilligt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1836 (1,1926) Dollar fest, der Dollar kostete damit 0,8449 (0,8385) Euro. Gegen Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1858 Dollar. Zudem hatte der US-Konzern Ford - wie am Vortag auch schon Konkurrent General Motors - seine Prognose für das Gesamtjahr erhöht.
Zu den Dax-Gewinnern zählten die Papiere des Düsseldorfer Konsumgüterkonzerns Henkel, die mit einem Plus von knapp drei Prozent auf 72,45 Euro ihren Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortsetzten. Am Morgen hatten die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs den fairen Wert für die Titel des Düsseldorfer Unternehmens auf 86 Euro von zuvor 75 Euro erhöht. "Sowohl aus fundamentaler als auch aus technischer Sicht sieht es für die Henkel-Aktien derzeit ganz gut aus", sagte Norbert Pütz, Händler bei der Postbank.
MAN-Daten konnten die Anleger überzeugen
Weit oben auf der Einkaufsliste der Anleger standen auch die Papiere des Nutzfahrzeug- und Maschinenbauers MAN, die um 1,33 Prozent auf 30,40 Euro zulegten. Zeitweise kletterten die Papiere sogar auf den höchsten Stand seit Juni 2001 bei 31,27 Euro. "An den MAN-Zahlen sieht man, dass die Konjunktur langsam wieder anfängt zu laufen", kommentierte ein Händler den deutlichen Zuwachs beim Auftragseingang des Konzerns im ersten Quartal.
Im MDax führten die Titel der WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG die Verliererliste mit einem Abschlag von 3,79 Prozent auf 1,27 Euro an: Konzernchef Roland Flach musste mit einem Fehlbetrag von 306,67 Millionen Euro nach minus 860,83 Millionen im Vorjahr erneut tiefrote Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr bekannt geben.