Kampf gegen Inflation Bundesbank-Präsident für Zinserhöhungen im Sommer

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat sich bereits wiederholt für Maßnahmen gegen die hohe Inflation ausgesprochen. Jetzt wurde der Zentralbanker deutlich.
"Insofern ist die Geldpolitik gefordert": Bundesbank-Präsident Joachim Nagel plädiert für baldige Zinserhöhungen

"Insofern ist die Geldpolitik gefordert": Bundesbank-Präsident Joachim Nagel plädiert für baldige Zinserhöhungen

Foto: BRITTA PEDERSEN / AFP

Die hochschießende Inflation in Deutschland und in der Euro-Zone macht aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel (55) baldige Zinserhöhungen der EZB erforderlich. "Die Zahlen sprechen ihre eigene Sprache", sagte Nagel am Mittwoch in Washington. Die Inflation in der Euro-Zone war im März auf ein Rekordhoch von 7,5 Prozent geklettert und liegt damit deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. "Insofern ist die Geldpolitik gefordert", sagte Nagel. Anfang des dritten Quartals – also im Juli – könne mit einer ersten Zinsanhebung gerechnet werden. Dann seien die Anleihenkäufe der EZB vermutlich abgeschlossen.

Die Datenlage spreche derzeit dafür, dass die Anleihenkäufe schon bald enden könnten, sagte Nagel. Dann seien zeitlich nahe Zinsschritte möglich. "Nur wie die Zinsschritte ausfallen, mit welcher Reihenfolge, mit welcher Frequenz, das hängt dann letztlich auch wieder von der Datenlage ab", führte der Bundesbank-Präsident aus. Eine geldpolitische Vollbremsung will Nagel allerdings nicht. "Also ich spreche mich nicht dafür aus, jetzt hastig an der Zinsschraube zu drehen."

Die von der EZB festgelegte Reihenfolge sieht vor, dass die Währungshüter zunächst ihre großangelegten Anleihenkäufe beenden und danach über mögliche Zinserhöhungen entscheiden. Dies hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde (66) vergangene Woche nach der EZB-Zinssitzung noch einmal bekräftigt. Eine erste Zinserhöhung bereits im Juli hatten die Euro-Wächter Insidern zufolge nicht ausgeschlossen. Letztmalig hatte die EZB im Jahr 2011 Schlüsselzinsen erhöht.

Das Problem zu niedriger Teuerungsraten, wogegen die Anleihenkäufe einst gedacht waren, habe sich jedenfalls erledigt, sagte Nagel. "Der Rückgang zu unserem Inflationsziel mittelfristig in die Nähe von 2 Prozent wird doch eher immer unwahrscheinlicher." Für viele Menschen sei die hohe Inflation eine akute Belastung. Das sehe er mit großer Sorge, sagte Nagel. Dies sei schon vor dem Krieg in der Ukraine ein Problem gewesen, nun bekomme es aber eine neue Dynamik.

Weitere Abwärtskorrekturen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei den Prognosen für die Weltwirtschaft seien möglich. "Wir dürfen keine Stagflation bekommen" - also eine Phase stagnierender Wirtschaft bei gleichzeitig hoher Inflation, warnte der Bundesbank-Präsident.

cr/Reuters
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