Nach Preisrallye Preise für Wohnimmobilien fallen erstmals seit 2010

Wohnimmobilien in Deutschland haben sich Ende 2022 zum ersten Mal seit zwölf Jahren verbilligt. Auf Jahressicht kletterten die Preise aber noch um 5,3 Prozent – und Ökonomen zufolge sind sie in Städten nach wie vor viel zu hoch.
Schönes Hamburg: In den Großstädten gaben die Preise für Wohnungen mit 1,6 Prozent deutlich weniger nach als im Bundesschnitt

Schönes Hamburg: In den Großstädten gaben die Preise für Wohnungen mit 1,6 Prozent deutlich weniger nach als im Bundesschnitt

Foto: Marcus Brandt / dpa

Die Preise für Wohnimmobilien sind Ende 2022 erstmals seit zwölf Jahren gefallen. Sie sanken von Oktober bis Dezember um durchschnittlich 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Das ist der erste Rückgang seit Ende 2010, als es ein Minus von 0,5 Prozent gegeben hatte. Gegenüber dem dritten Quartal 2022 war der Rückgang mit minus 5,0 Prozent noch deutlicher.

"Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein", erklärten die Statistiker.

Ökonomen zeigten sich vom Ausmaß überrascht. "Das Tempo lässt aufhorchen", sagte Martin Güth von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Am deutschen Wohnimmobilienmarkt habe zweifellos eine Korrektur eingesetzt, die sich im laufenden Jahr fortsetzen dürfte. "Dabei handelt es sich um eine gesunde Entwicklung", erklärte Güth. "Der Markt ist hoch bewertet und Wohnraum kaum noch erschwinglich." Da Wohnraum knapp bleibe, dürfte der Preisrückgang aber "alles in allem überschaubar bleiben". Die LBBW rechnet mit einer Preiskorrektur von knapp 10 Prozent.

Auf Jahressicht zogen die Preise im Schnitt um 5,3 Prozent an

2022 insgesamt stiegen die Preise für Wohnimmobilien allerdings weiter, da es in den ersten drei Quartalen noch Zuwächse gab: Im Jahresdurchschnitt zogen sie um 5,3 Prozent an. 2021 hatte es mit plus 11,5 Prozent noch den stärksten Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 gegeben.

Zum Jahresausklang waren sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen größtenteils Rückgänge zu verzeichnen. "Dabei sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser stärker als die für Eigentumswohnungen", so die Statistiker. So verbilligten sich Ein- und Zweifamilienhäuser beispielsweise in den kreisfreien Großstädten um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, während die Preise für Eigentumswohnungen in diesen Städten lediglich um 1,0 Prozent abnahmen.

Ökonomen: Wohnimmobilien in Städten weiter stark überbewertet

In den dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Ein- und Zweifamilienhäuser 5,5 Prozent günstiger zu haben, Eigentumswohnungen dagegen mit plus 0,1 Prozent minimal teurer. In den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf gingen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 2,9 Prozent zurück, für Wohnungen musste 1,6 Prozent weniger gezahlt werden.

Die Überbewertungen bei den Preisen für Wohnimmobilien haben im vergangenen Jahr der Bundesbank zufolge angehalten. In den Städten lagen die Wohnimmobilienpreise 2022 immer noch zwischen 25 und 40 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau, wie deren Ökonomen herausfanden.

rei/Reuters
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