Norderstedt ist ein beliebter Wohnort. Rote Backsteinhäuser, viel Grün und eine direkte Grenze zu Hamburg. Was die Kleinstadt aber wirklich einzigartig macht: das schnelle Internet. Alle Haushalte sind ans Glasfasernetz angeschlossen und können Daten mit einer Downloadrate von 1000 Megabit pro Sekunde empfangen, sofern sie es wünschen – auf solch eine Quote kommen nicht einmal Deutschlands Metropolen.
Das schnelle Netz hat dazu beigetragen, dass sich Norderstedt in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt hat: Viele Menschen, die in Hamburg arbeiten, zogen in den Vorort. Aber auch einige Unternehmen siedelten sich an: die Europazentrale des japanischen Elektronikkonzerns Casio etwa oder die Beiersdorf-Tochter Tesa. »Unser schnelles Internet ist für uns ein riesiger Standortvorteil«, sagt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD).
Möglich wurde das alles, weil sich die Stadt schon Ende der Neunzigerjahre dazu entschloss, auf schnelles Internet zu setzen. Das Stadtwerke-Unternehmen Wilhelm.tel verkabelte die gesamte Stadt mit Glasfaser. »Wir gehörten bundesweit zu den Vorreitern. Damals wurden wir von den großen Telekommunikationsanbietern noch belächelt«, sagt Theo Weirich, Geschäftsführer von Wilhelm.tel. Zwar hat damals auch die Telekom in vielen Regionen Glasfasernetze gebaut, allerdings oft nur bis zum Straßenrand. Stattdessen rüstete sie klassische Kupferkabel auf, mit denen immerhin Übertragungsraten von bis zu 250 Megabit pro Sekunde erreicht werden können.
Das ist der Grund, warum die meisten Städte und Gemeinden in Deutschland längst nicht so weit sind wie Norderstedt. Und nun einen Nachteil haben. Denn im Zuge der Corona-Pandemie ist das Arbeiten im Homeoffice für viele Menschen und Unternehmen zur neuen Normalität geworden, die auch in die Nach-Corona-Zeit ausstrahlen dürfte. Längst basteln große Firmen an Plänen, ihre Büroflächen zu verkleinern und die Angestellten von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Für die Beschäftigten bedeutet das auch eine neue Freiheit bei der Wohnortsuche – und macht das Umland attraktiver. Wer nur zwei Tage im Büro und drei Tage zu Hause verbringt, nimmt längere Fahrtstrecken in Kauf.
Das Immobilienforschungsinstitut F+B hat sich für den SPIEGEL die sieben großen deutschen Metropolen angeschaut und untersucht, welche Vororte über schnelles Internet verfügen und noch dazu günstig bei den Wohnungspreisen sind. »Wenn Stadtflüchtige zu einem großen Teil von zu Hause arbeiten, ist eine gute Internetverfügbarkeit ein Muss«, sagt Manfred Neuhöfer von F+B.