Immo-Aktien brechen ein Immobilienkonzern LEG sorgt für Dividendenschock

"Gewohnt gut": Aktionäre der LEG Immobilien dürften dem Werbespruch derzeit wenig abgewinnen
Foto: DPADer Immobilienkonzern LEG blickt nach einem guten Geschäftsjahr mit einer Mischung aus Optimismus und Vorsicht auf 2023. Das Ergebnisziel für das laufende Jahr erhöhte das Unternehmen. Trotz der guten Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr will der LEG-Vorstand die Dividende aber aussetzen. Angesichts der von hohen Zinsen und anhaltender Unsicherheit über die Bewertung des Immobilienbestands geprägten Lage solle mit der so entstehenden Liquidität die Bilanz gestärkt werden, teilte der MDax-Konzern am Mittwochabend in Düsseldorf mit.
Der komplette Verzicht auf eine Dividende erwischte die Anleger eiskalt. "Das war noch härter als gedacht", sagen die Analysten von Baader Helvea. Im Schnitt hatten Investoren mit einer Ausschüttung von 3,25 Euro nach 4,07 Euro im Vorjahr gerechnet. LEG-Aktien brachen in der Spitze fast 11 Prozent ein und markierten mit 60,50 Euro den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Andere Branchenwerte verloren ebenfalls: TAG Immobilien verloren zuletzt 4 Prozent, für die Aktien von Aroundtown gaben mehr als 6 Prozent nach. Die Papiere von Vonovia rutschten um 3,5 Prozent ab. Hier belasteten zusätzlich die gegen den Wohnungskonzern erhobenen Korruptionsvorwürfe, sagte ein Händler.
Im vergangenen November hatte LEG mitgeteilt, sich künftig an einer anderen Kennzahl messen zu lassen und orientiert sich nun am Affo – das um Investitionen bereinigte operative Ergebnis. 2022 lag diese Kennzahl bei 108,8 Millionen Euro. Für 2023 zeigte sich das Management zuversichtlicher und rechnet mit einer Spanne beim Affo von 125 bis 140 Millionen Euro nach bislang 110 bis 125 Millionen Euro. Als Begründung führte LEG Immobilien die nochmals gesenkten Neubauvolumina an, die sich in niedrigeren Ausgaben widerspiegeln und entsprechend die Kennzahl Affo erhöhen. Zudem habe die Aussetzung der Dividendenzahlung aufgrund von Zinseinsparungen positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kennzahl.
Durchschnittliche Mieten steigen an
Beim Affo wird wie beschrieben die branchenübliche Kennziffer FFO 1 um Investitionen bereinigt. 2022 war der FFO 1 dank höherer Mieterlöse um 13,9 Prozent auf 482,0 Millionen Euro geklettert und traf damit die Unternehmensprognose. Vor allem in den Großstädten steigen die Mieten schon seit Jahren, inzwischen holen aber auch zahlreiche mittelgroße Städte kräftig auf. Die Miete stieg bis Ende Dezember auf durchschnittlich 6,33 Euro pro Quadratmeter nach 6,13 Euro ein Jahr zuvor, wie der Konzern weiter mitteilte. Die Leerstandsquote blieb mit 2,9 Prozent weiterhin gering.
Der Konzernüberschuss betrug gut 237 Millionen Euro nach 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Das lag vor allem an einem deutlich geringeren Bewertungsergebnis des Immobilienbestands.
Wohnimmobilienmarkt: Kaufzurückhaltung und Unsicherheit herrschen vor
Der Wohnimmobilienmarkt sei nach wie vor von Kaufzurückhaltung und großer Unsicherheit bezüglich der weiteren Inflations- und Zinsentwicklung geprägt, teilte das Unternehmen weiter mit. 2022 konnte LEG rund 600 Wohnungen veräußern. Dabei hat der Konzern nach eigenen Angaben mehr als den Buchwert erlöst. LEG will mehr als 5000 Wohnungen verkaufen. Dazu gehörten auch rund 1300 Einheiten aus dem 2021 angekauften Adler-Portfolio.
Neben den Jahreszahlen teilte LEG auch eine Änderung an der Spitze des Finanzressorts mit. Susanne Schröter-Crossan (43) werde zum 31. März aus familiären Gründen aus dem Vorstand ausscheiden und das Unternehmen verlassen, hieß es. Die Nachfolge soll die bisher als Geschäftsführerin im operativen Geschäft tätige Kathrin Köhling antreten.