Wende am Häusermarkt Immobilienkäufer brauchen immer mehr Eigenkapital

Der Zinsanstieg verschiebt viele Koordinaten bei der Baufinanzierung: Immobilienkäufer benötigen deutlich mehr Eigenkapital für die Kreditaufnahme, zeigt eine Studie. Zudem dauert die Kredittilgung länger.
Neubauten in Bad Wörishofen: Wer ein Haus oder eine Wohnung finanzieren möchte, muss immer mehr eigenes Geld mitbringen

Neubauten in Bad Wörishofen: Wer ein Haus oder eine Wohnung finanzieren möchte, muss immer mehr eigenes Geld mitbringen

Foto: MiS / IMAGO

Angesichts gestiegener Kreditzinsen und teurer Materialien müssen Immobilienkäufer und Bauherren wesentlich mehr Geld mitbringen. Steuerten Eigennutzer 2021 noch im Schnitt gut 111.000 Euro an eigenen Mitteln zum Bau oder Kauf einer Immobilie bei, stieg der Betrag im vergangenen Jahr um gut ein Viertel auf knapp 140.000 Euro, wie neue Zahlen des Baufinanzierungsvermittlers Hüttig & Rompf zeigen. Im Schlussquartal 2022 waren es demnach bei den vermittelten Immobilien des Unternehmens fast 149.000 Euro.

Der Eigenkapitalanteil an den gesamten Kosten von Bauherren und Käufern, die im Schnitt bei 562.000 Euro lagen, sei von 20 Prozent 2021 auf fast 25 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen, so Hüttig & Rompf. Im letzten Quartal 2022 waren es bereits 28 Prozent. "Dies ist nötig, um die Finanzierung von den Banken, die ihre Anforderungen in den zurückliegenden Monaten deutlich erhöht haben, überhaupt erst zu angemessenen Konditionen zugesagt zu bekommen." Viele Banken prüfen Kreditanträge angesichts gestiegener Zinsen und hoher Inflation kritischer und haben die Pauschalen für Lebenshaltungskosten erhöht.

Die Bauzinsen für zehnjährige Finanzierungen haben sich binnen einem Jahr von rund 1 Prozent auf zuletzt etwa 3,5 Prozent mehr als verdreifacht. Zugleich sinken die Immobilienpreise von einem hohen Niveau erst langsam, während die Baupreise weiter rasant steigen. Viele Menschen können sich den Traum von der eigenen Immobilie nicht mehr leisten oder halten sich lieber zurück. So ist das Neugeschäft mit Baufinanzierungen seit vergangenem Sommer eingebrochen.

Monatliche Belastung der Immobilienkäufer steigt

Die gestiegenen Kosten machen sich bei der Kreditbelastung bemerkbar, so Hüttig & Rompf. Habe 2021 bei vermittelten Krediten die monatliche Gesamtrate von Selbstnutzern im Schnitt 1447 Euro betragen, sei sie 2022 kräftig auf 1717 Euro gestiegen. Notgedrungen tilgten Schuldner langsamer: Habe der Tilgungssatz bei neu abgeschlossenen Baukrediten von Eigennutzern 2021 bei 2,8 Prozent gelegen, sei er 2022 auf 2,4 Prozent gesunken und im Schlussquartal auf 2,2 Prozent.

Das senkt zwar die monatliche Last, doch damit zahlen Schuldner ihren Kredit oft Jahre länger ab. Dem Baufinanzierungsvermittler Dr. Klein zufolge war die durchschnittliche Tilgung im November bereits auf den niedrigsten Stand seit 2012 gesunken. Für Schuldner kann das brisant werden: Experten raten, Immobilienkredite deutlich vor Renteneintritt abgezahlt zu haben. Als Faustregel gilt zudem, dass höchstens ein Drittel des Haushaltseinkommens auf ein Darlehen entfallen sollte.

cr/dpa

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