Immobilienmarkt Hier steigen die Mieten schneller als die Preise

Gestiegene Zinsen, teure Baumaterialien, hohe Inflation: Viele Menschen können sich eine Immobilie nicht mehr leisten und weichen auf Mietwohnungen aus. Das hat Folgen.
Neuer Anstrich: Mehr Menschen, die sich die Finanzierung und den Kauf einer Immobilie nicht leisten können, ziehen in eine Mietwohnung

Neuer Anstrich: Mehr Menschen, die sich die Finanzierung und den Kauf einer Immobilie nicht leisten können, ziehen in eine Mietwohnung

Foto: A4492 Axel Heimken/ picture alliance / dpa

Gestiegene Zinsen, teure Baumaterialien, hohe Inflation: Viele Menschen können sich den Immobilienkauf nicht mehr leisten und weichen auf Mietwohnungen aus. So ziehen die Mieten in großen und mittleren Städten deutlich stärker an als die Preise, auch weil mit der starken Zuwanderung Mietwohnungen erst recht gefragt sind. Das zeigt eine neue Studie des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In den Landkreisen hingegen steigen Mieten wie Preise demnach im Gleichschritt.

In den acht Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig und Stuttgart seien die Angebotsmieten im zweiten Halbjahr 2022 im Schnitt um 6,3 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum gestiegen und damit stärker als die inserierten Preise (1,6 Prozent). Die Lage auf dem Mietwohnungsmarkt verschärft sich auch dadurch, dass etwa ein Immobilienkonzern wie Vonovia es angesichts gestiegener Baukosten und Zinsen ablehnt, neue Wohnungen zu bauen.

Bevölkerung wächst, mehr Menschen suchen eine Wohnung

Der jahrelange Trend, demzufolge die Preise schneller stiegen als die Mieten, hat sich der Studie nach gedreht. Auf Sicht von fünf Jahren seien die Angebotspreise in den Metropolen im Mittel noch um 9,1 Prozent pro Jahr geklettert und die Mieten jährlich um 3,7 Prozent.

Im vergangenen Jahr sei die Bevölkerung wegen der hohen Zuwanderung gewachsen, was die Nachfrage nach Mietwohnungen weiter befeuert habe, sagte JLL-Experte Roman Heidrich. "Dies ist zu einem großen Teil auf die vielen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zurückzuführen, aber auch grundsätzlich ist die internationale Zuwanderung nach den schwächeren Corona-Jahren wieder gestiegen." Zudem sei der Neubau zu schwach, um den Mietwohnungsmarkt zu entlasten. Der Mieterbund schlug jungst Alarm und warnte vor einem "Desaster auf dem Wohnungsmarkt". Laut seinen Prognosen fehlten 700.000 Wohnungen in Deutschland, der Wohnungsmangel sei damit so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Auch in kreisfreien Städten steigen Mieten schneller als die Preise

Abseits der Metropolen sei das Bild geteilt. Auch in den kreisfreien Städten wuchsen die Mieten deutlich stärker als die Kaufpreise: Ohne die acht Großstädte betrug der Mietanstieg dort im zweiten Halbjahr 4,4 Prozent, während die Kaufpreise um 0,6 Prozent zulegten.

In den Landkreisen hingegen stiegen die inserierten Kaufpreise mit 6,1 Prozent ähnlich stark wie die Angebotsmieten mit 6,0 Prozent. Damit wuchsen die Mieten deutlich stärker als im mittelfristigen Schnitt und die Preise trotz einer Abschwächung kräftiger als in den Metropolen und kreisfreien Städten.

Ein Grund für die deutlichen Preissteigerungen seien Bevölkerungsverschiebungen ins ländliche Umfeld, sagte Heidrich. Viele Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen wollten oder könnten sich die Mieten in den Großstädten nicht mehr leisten und zögen raus. "Andererseits ist deutlich ein Effekt durch verstärktes Homeoffice als Corona-Folge zu beobachten." Das treibe die Mieten und Preise. Auch sei der Neubau von Mietwohnungen in den Landkreisen in den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich gewesen, was nun bei einer steigenden Nachfrage zu den höheren Mieten führe.

Die Studie von JLL deckt sich mit einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das zuletzt auch einen überproportional starken Anstieg der Mieten in Deutschland festgestellt hatte.

rei/DPA
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