
US-Häusermarkt Immobilien in Detroit - ein Mann versucht das Unmögliche
Hamburg - Ist Herb Strather ein Wohltäter für Detroit oder ein rücksichtsloser Spekulant? Darüber scheiden sich im US-Staat Michigan gerade die Geister. Der Casino- und Immobilienentwickler Strather hatte als einziger ein Gebot auf 6000 heruntergekommene Häuser in der einstigen Motor-City abgegeben und den Zuschlag erhalten. Nun muss er nicht nur die gebotenen 3,2 Millionen Dollar auf den Tisch legen, sondern auch gewaltige Folgeinvestitionen stemmen. Die Frage ist nur: Kann er das auch?
Zweifel scheinen angebracht. In der örtlichen Presse sagte Strather, er wolle den erhaltenswerten Teil der Immobilien gemeinsam mit einer Partnerfirma binnen fünf Jahren auf Vordermann bringen, wofür nach Strathers Angaben Investitionen in Höhe von insgesamt zwei Milliarden Dollar erforderlich sind.
6000 Einheiten, in fünf Jahren. Das hört sich fantastisch an, schreibt ein Kommentator der "Detroit Free Press". "Aber ziemlich unrealistisch."
Die Skepsis kommt nicht von ungefähr. Denn bei den 6000 Häusern handelt es sich so ziemlich um das Übelste, das der Detroiter Immobilienmarkt zu bieten hat. Und das will einiges heißen, denn im Vergleich der US-Großstädte bildet Detroit nach wie vor das Schlusslicht.
Aktuelle Zahlen etwa zeigen: In Detroit geht es mit dem Immobilienmarkt zwar vergleichweise schnell aufwärts. Der Markt kommt jedoch von einem extrem niedrigen Niveau und hinkt dem Rest der USA nach wie vor hinterher.
Detroit hat die günstigsten Häuser in den USA
Wie der US-Dienstleister Zillow etwa in diesen Tagen mitteilt, ist der mittlere Wert eines Hauses in Detroit im September auf 113.500 Dollar gestiegen.Das ist immer noch der niedrigste Wert unter den 35 größten Städten der USA, aber ein Plus von 12,6 Prozent auf Jahressicht. Einen Anstieg in der Größenordnung gab es nicht in vielen Städten.
Auch der viel beachtete Case-Shiller-Index zeigte zuletzt: Detroit gehört zwar zu den Städten mit der größten Marktdynamik. Zugleich aber ist es auch der einzige Standort, wo Häuser heute noch billiger sind als im Jahr 2000.
Hintergrund der miserablen Situation ist der jahrzehntelange Niedergang der früheren Autometropole, der im Sommer 2013 in der Pleite der Stadt gipfelte. Zuvor hatte ein vom Staat Michigan eingesetzter Finanzexperte festgestellt, dass die Ausgaben Detroits dessen Einnahmen von 2008 bis 2012 jährlich um durchschnittlich 100 Millionen Dollar überschritten hatten.
Hinzu kommt die US-Immobilienkrise im Jahr 2007, nach der in vielen Teilen der USA nach wie vor viele Eigenheime leerstehen. So auch in Detroit. Die Häuser gammeln vielfach vor sich hin, niemand kümmert sich darum. In der Folge wird oft auch die Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen. Vielerorts verfallen auf diese Weise ganze Straßenzüge.
"Glauben Sie mir, er hat einen Plan B"
Das gilt insbesondere für den Regierungsbezirk Wayne County, der Strathers 6000 Häuser versteigert hatte ohne wirklich zu glauben, dass sich jemand für die verfallenen Objekte interessieren würde. Mehr als 50.000 Immobilien befinden sich dort laut "Businessweek" bereits in der Zwangvollstreckung. Im kommenden Jahr kommen der Zeitschrift zufolge vermutlich 75.000 hinzu. Schon jetzt stehen etwa 20.000 Immobilien vor der Versteigerung, heißt es.
Nicht unbedingt ein optimales Umfeld also für ein Sanierungsprojekt im großen Stil. Und Immobilienentwickler Herb Strather bekommt noch aus einer anderen Richtung Gegenwind. Mindestens die Hälfte der zum Großteil verlassenen 6000 Häuser, die er ersteigert hat, sind so verfallen, dass sie abgerissen werden müssen. Dieser Abriss muss nach den Regeln der Auktion innerhalb von sechs Monaten erfolgen und dürfte Schätzungen zufolge einen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag verschlingen.
Örtlichen Medien in Detroit zufolge hatte Strather geplant, zu diesem Zweck auf Gelder eines eigens dafür eingerichteten öffentlichen Programms zuzugreifen.
Zum Hintergrund: Seit 1950, als Detroit mit 1,9 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt der USA war, ist die Bevölkerung auf 700.000 geschrumpft. Der Rückgang geht weiter, hat sich aber seit 2010 deutlich verlangsamt. Die Folge ist aber eben jener enorme Leerstand am Immobilienmarkt. Wöchentlich werden rund 200 Häuser abgerissen, als Teil eines Fünf-Jahres-Plans der Stadt, um das Überangebot zu beseitigen. Dafür sind knapp eine Milliarde Dollar vorgesehen.
"Zwei Milliarden in fünf Jahren. Machen wir."
Doch für Investor Strather sind diese Gelder offenbar nicht erreichbar. Ein Sprecher der Detroit Land Bank Authority, die die öffentlichen Gelder verwaltet, sagte der "Detroit Free Press", nach den Regeln des Gesetzes dürften die Mittel nur für den Abriss von Häusern verwendet werden, für die die Land Bank einen Titel besitzt. Da dies bei den 6000 Strather-Häusern jedoch nicht der Fall sei, sei eine Partnerschaft, wie sie sich der Investor vorgestellt habe, kaum möglich.
Was also tun? Herb Strather selbst hatte sich unmittelbar nach der erfolgreichen Ersteigerung des Immobilienpakets optimistisch geäußert. "Wir werden damit Gewinn machen", sagte er laut "Businessweek". "Selbstverständlich werden wir damit Gewinn machen." Sein Deal sei mehr als der Erwerb von Objekten, so Strather. Es sei die Möglichkeit, "die Stadt neu aufzubauen, in der ich geboren wurde, und in der ich vorhabe zu sterben."
Die "Detroit Free Press" zitiert den Immobilienentwickler zudem mit den Worten: "Zwei Milliarden in fünf Jahren. Machen wir."
Auch auf die aktuellen Schwierigkeiten angesprochen gibt sich eine Sprecherin Strathers optimistisch: "Wenn Plan A nicht funktioniert, gibt es immer einen Plan B", sagte sie laut Medien. Und mit Blick auf ihren Chef: "Glauben Sie mir, er hat einen Plan B."